Wednesday, 12 December 2007

Kolumbien: Entführte als Spielball der Politik – eine Tragödie ohne Ende

ask – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien: Kolumbien - Monatsbericht Dezember 2007 No. 12 / 2007


Entführte als Spielball der Politik – eine Tragödie ohne Ende

Von Bruno Rütsche

Seit Jahren zieht sich das unmenschliche Seilziehen zwischen der FARC Guerilla und der Regierung um die Freilassung von Entführten im Austausch gegen gefangene Guerilleros hin. Die FARC hält mehrere bekannte Persönlichkeiten – unter ihnen die ehemalige Präsidentschaftskandidatin und kolumbianisch-französische Doppelbürgerin Ingrid Betancourt – aber auch Hunderte weiterer Zivilpersonen und gefangen genommene Militär- und Polizeiangehörige in ihrer Gewalt. Hoffnung keimte auf, als Präsident Uribe im August 2007 die oppositionelle Senatorin Piedad Córdoba und den venezolanischen Präsidenten Chávez ermächtigte, eine Vermittlungsrolle zur Aushandlung eines humanitären Austausches zu übernehmen. Doch Uribe setzte diesen Bemühungen am 21. November [2007] ein abruptes Ende und erklärte sie für gescheitert.

Entführung – ein Drama ohne Ende
Kolumbien ist das Land mit der weltweit höchsten Zahl an Entführungsopfern. Zwischen 1996 und 2007 sind nach Angaben der Stiftung País Libre[*)] 23'602 Personen entführt worden. Dabei wird die FARC-Guerilla für 6758 (29%) aller Entführungen, die ELN-Guerilla für 5375 (23%) Entführungen und „Unbekannte Täter“ für 5145 (22%) Entführungen verantwortlich gemacht. Paramilitärische Gruppen sind für 1165 (5%) Entführungen verantwortlich.1)

Die Entführung wird von der Guerilla als Teil ihrer Kriegsstrategie eingesetzt. Sie spricht denn auch beschönigend von „Zurückbehaltung“. Dabei ist die Entführung eine schwere Verletzung des Humanitären Völkerrechts, da im Krieg geschützte Zivilpersonen davon betroffen sind. Die Entführung ist ein schwerwiegendes Delikt, das gegen die Grundrechte der Freiheit, der Bewegungsfreiheit und der Selbstbestimmung verstösst. Nebst der räumlichen und zeitlichen Freiheitsberaubung bedeutet die Entführung die Versachlichung der Person in Verkennung ihrer Würde. Die Entführten werden zu einer wirtschaftlichen und/oder politischen Handelsware. Sie sind nicht nur Todesdrohungen, Ungewissheit, körperlichen und psychischen Strapazen, unmenschlicher Behandlung und Folter ausgesetzt, sondern ihre menschliche Würde und ihre Identität werden verleugnet. Sie werden nicht als Subjekte behandelt, sondern „versachlicht“ oder „verdinglicht“ und als Objekte und menschliche Ware gehandelt.

Mit der Entführung beginnt für die Opfer und deren Familienangehörigen ein Drama ohne Ende, bei dem sie zum Spielball der Interessen der Entführer werden. Völlig ausgeliefert der Willkür der Bewaffneten, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zu Tatenlosigkeit verdammt wird ihr Dasein zu einem „lebenden Tod“ – muerta en vida, wie Ingrid Betancourt in ihrem jüngsten erschütternden Brief an ihre Mutter schreibt.2)

Die Vermittlungsbemühungen von Piedad Cordoba und Hugo Chávez
Seit Jahren wird insistent von zivilgesellschaftlichen Organisationen ein humanitäres Abkommen zwischen Regierung und der FARC-Guerilla zur Freilassung der Entführten und Kriegsgefangenen3) gefordert. Zahlreiche Vermittlungs- und Annäherungsbemühungen, bei denen u.a. auch die Schweiz ihre guten Dienste angeboten hatte und in der Vermittlung aktiv war, sind bisher gescheitert. Dabei ging es hauptsächlich um den Austausch von 45 politischen Entführten gegen rund 500 inhaftierte FARC-Guerilleros. Die FARC machte die Aushandlung eines humanitären Austausches von der Entmilitarisierung eines Gebietes, von der bedingungslosen Freilassung der inhaftierten Guerilleros und der Freilassung von zwei an die USA ausgelieferten Guerilleros abhängig. Die Regierung Uribe lehnte kategorisch die Entmilitarisierung eines Gebietes ab und machte die Freilassung inhaftierter Guerilleros davon abhängig, dass diese nicht mehr in den bewaffneten Kampf zurück kehren.

Als Ende Juni 2007 bekannt wird, dass elf von der FARC entführte Abgeordnete des Departements Valle del Cauca unter unklaren Umständen bereits am 18. Juni 07 getötet worden waren, ging ein Aufschrei durch Kolumbien und die internationale Gemeinschaft.4) Der Druck auf Uribe, endlich Schritte zu einem humanitären Abkommen zu machen, wurde grösser.
Der Marsch des Lehrers Moncayo über 1'000 km quer durch Kolumbien vor den Präsidentenpalast löste eine Solidaritätswelle mit den Entführten und ihren Familienangehörigen aus. Moncayos Sohn Pablo Emilio fiel als Soldat in die Hände der FARC und ist seit dem 21. Dezember 1997 in ihrer Gefangenschaft. Präsident Uribe stellte sich schliesslich öffentlich einem Gespräch mit Moncayo, welches aber in einem Eklat für den Präsidenten endete: Moncayo hörte sich die Hetztirade Uribes gar nicht fertig an, sondern verschwand von diesem unbemerkt. Die Zuhörenden reagierten mit Pfiffen auf den tobenden Uribe.
Jetzt handelte Uribe. Er setzte am 15. August [2007] die oppositionelle Politikerin und scharfe Gegnerin Uribes, Senatorin Piedad Córdoba, als Vermittlerin ein mit dem Ziel, ein humanitäres Abkommen zu erreichen. Der venezolanische Präsident Chávez, der bereits anfangs August 07 seine Vermittlung angeboten hatte, wurde von Piedad Cordoba kontaktiert und willigte schliesslich in eine aktive Vermittlungstätigkeit ein.

Hoffnung auf das politische Schwergewicht Chávez
Mit der Vermittlungstätigkeit von Piedad Cordoba und Chávez änderte sich das Szenario. Hoffnung kam auf. Für die FARC war Chávez keine Grösse, die sie verkennen konnten. Sein Projekt einer bolivarianischen Revolution hat bei der FARC Sympathien und begrüsst wird auch seine kritische Haltung gegenüber den USA. Für die FARC war jetzt eine einmalige Chance da, durch die Vermittlungstätigkeit von Chávez wieder auf die politische Bühne zurück zu kehren und an politischem Profil zu gewinnen. Dies setzte die FARC aber auch unter Druck: Sie mussten gegenüber von Chávez zu Konzessionen bereit sein und Verhandlungsbereitschaft zeigen. Sollte auch Chávez nichts erreichen und zum Schluss kommen, dass sich die FARC völlig unnachgiebig verhält, dann wären die FARC wohl endgültig auf dem politischen Parkett gescheitert. International wäre dann wohl noch weniger Opposition gegen eine „militärische Lösung“ da, wie sie von Uribe angestrengt und von der US-Regierung unterstützt wird. Die FARC musste Ernsthaftigkeit beweisen. Ein Aussteigen ihrerseits aus den Verhandlungen wäre mit enormen politischen Kosten verbunden gewesen. Chávez seinerseits durfte nicht scheitern, weil sonst sein aussenpolitisches Image Schaden leiden würde. Chávez als erfolgreicher Vermittler im chronischen Konflikt Kolumbiens – das wäre eine gute Visitenkarte auf internationaler Ebene.
Dann aber schien auch Uribe mit der Ernennung von Chávez zum Vermittler seine partikulären Interessen zu verfolgen. Als Präsident des Andenbündnisses CAN wollte Uribe die Rückkehr des wirtschaftlich wichtigen Venezuela in das Bündnis erreichen. Zudem standen mehrere wirtschaftliche Zusammenarbeitsverträge zwischen den beiden Nachbarländern zur Diskussion. Tatsächlich kam es zu Treffen zwischen den beiden Präsidenten und die gegenseitigen Beziehungen erlebten einen Höhenflug. Zudem lenkte diese politische Initiative Uribes vom Schlamassel der Parapolitik ab, in das er zutiefst verstrickt ist.

Die Vermittlung durch Chávez schien Garantie zu sein, dass sich beide Seiten – Regierung wie FARC – bewegen mussten.

Bewegung in den festgefahrenen Fronten
Piedad Córdoba entfaltete eine pausenlose Vermittlungstätigkeit gegenüber der FARC, Chávez, den USA – wo sie sich mit den beiden inhaftierten FARC-Mitgliedern, Regierungs-, Justiz- und Kongressabgeordneten traf - , Vertretern der Europäischen Union und lateinamerikanischen Regierungsvertretern. Sie traf sich aber auch wiederholt mit Familienangehörigen von Entführten und Gefangenen. Sie scheute auch nicht die beschwerliche Reise in den Dschungel, wo sie sich mit dem FARC-Führer Raul Reyes traf.5)

Chávez empfing im Regierungspalast den FARC-Führer Iván Márquez. Dies war auf der symbolischen Ebene ein Grosserfolg für die FARC. Sie waren auf die politische Bühne zurückgekehrt. Genau dies gab Anlass zu berechtigten Hoffnungen: Es würde für die FARC mit enormen politischen Kosten und vielleicht mit der endgültigen Ächtung durch die internationale Gemeinschaft verbunden sein, würde sie aus den Verhandlungen ausscheren.

Zahlreiche Staatschefs äusserten ihre Unterstützung gegenüber der Vermittlungstätigkeit von Chávez. Selbst in Bezug auf die mögliche Freilassung der beiden in den USA inhaftierten Guerilleros schien sich eine Lösung abzuzeichnen. Die FARC schienen von ihrer Forderung nach einem entmilitarisierten Gebiet abzurücken und ihre Verhandlungspositionen zu flexibilisieren.

Das abrupte Ende einer grossen Hoffnung
Je konkreter die Ergebnisse wurden, desto grösser auch die Feindschaft verschiedener Kreise. Als Hauptfeind einer von Chávez vermittelten Lösung ist sicher US-Präsident Bush zu nennen, wie auch der US-Botschafter in Kolumbien. Auch innerhalb der kolumbianischen Regierung und der Armee war der Widerstand gegen ein mögliches Abkommen gross. Kriegsinteressen scheinen hier eine grosse Rolle gespielt zu haben. Ein Verhandlungserfolg von Chávez muss für Bush ein Albtraum gewesen sein.
Am 19. November [2007] trafen sich Chávez und der französische Präsident Sarkozy in Paris. Chávez konnte nicht wie erwartet Überlebenszeichen der Entführten an diesem Treffen vorlegen. Gleichen Tags wird von der kolumbianischen Regierung eine Frist bis 31. Dezember 07 für einen erfolgreiche Vermittlungstätigkeit gesetzt.6) Zwei Tage später, am 21. November erklärt Präsident Uribe die Verhandlungen für gescheitert und entzieht mit sofortiger Wirkung aus fadenscheinigem Grund Senatorin Piedad Cordoba und dem venezolanischen Präsidenten Chávez das Vermittlungsmandat. Eine Hoffnung mehr ist zu einem Scherbenhaufen geworden.

Eine kritische Einschätzung

1. Uribe will und braucht den Krieg
Uribe hat kein Interesse an einer Verhandlungslösung des internen bewaffneten Konfliktes. Seine ganze Politik baut auf dem Krieg auf. Auch seine „Strategie der internationalen Zusammenarbeit zur Stärkung der Demokratie und der sozialen Entwicklung“, welche er an der 3. Internationalen Konferenz in Bogotá präsentiert hat, fokussiert auf einer Zusammenarbeit für den Krieg, zivil-militärischer Zusammenarbeit und der Unterordnung ziviler Strukturen in das militärische Aufstandsbekämpfungskonzept.7) Uribe braucht die FARC als Feindbild, denn seine ganze Politik baut auf der vermeintlichen terroristischen Bedrohung und der Polarisierung zwischen Freund und Feind auf.
Es ist möglich, dass Uribe seine prominente Kritikerin Piedad Cordoba und seinen wichtigsten politischen Gegner auf lateinamerikanischer Ebene, Hugo Chávez, ins Abseits stellen wollte und nie an einen möglichen Erfolg ihrer Verhandlungsbemühungen glaubte.

2. Die US-Regierung braucht den Krieg
Die Interessen der US-Regierung in Kolumbien – Erdöl, Bodenschätze, Wasser, Energiegewinnung, Biodiversität, etc. – sind enorm. Uribe treuer und bedingungsloser Alliierter von Bush in seinem Kampf gegen den Terrorismus. Die Zusammenarbeit und die militärische Unterstützung Kolumbiens durch die USA bauen auf dem Feindbild der Terror- und Drogenbekämpfung auf. Verhandlungen mit der FARC müssten zu einer Revision dieser Politik führen. Damit würden – nach Meinung der Bush-Administration – US-Interessen in Kolumbien gefährdet. Zudem konnte ein Verhandlungserfolg von Chávez – und dies möglicherweise noch vor der Abstimmung über die neue Verfassung Venezuelas – unmöglich akzeptiert werden.

3. Die FARC muss die Verantwortung für die Entführungen und diesen schweren Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht übernehmen und dafür auch zur Verantwortung gezogen werden
Kein vermeintlich noch so nobles und ehrenwertes Ziel kann die unmenschliche, grausame und völkerrechtswidrige Entführung von Zivilpersonen rechtfertigen. Die FARC sind für diese Verbrechen verantwortlich und werden dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Wer mit derartig grausamen Mitteln und mit der Verdinglichung von Menschen – indem er diese als Ware, Tauschpfand und Spielball zur Machtgewinnung einsetzt- den Aufbau einer menschlicheren, gerechteren und demokratischeren Gesellschaft erreichen will, macht sich gänzlich unglaubwürdig. Es ist an der Zeit, dass die FARC nicht nur der Praxis der Entführungen ein Ende setzt, sondern sofort und bedingungslos sämtliche Entführte freilässt.

Fazit: Die kolumbianische Regierung, die Bush-Administration und die FARC treiben mit dem Leben entführter Zivilpersonen ein grausames, verwerfliches, niederträchtiges Spiel. Sie setzen menschliches Leben willkürlich als Spielball ihrer Machtinteressen ein und spielen mit dem Leben und den Gefühlen von Entführten und Familienangehörigen.

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Fussnoten:
[*) Fundación País Libre: http://www.paislibre.org/]
1) Siehe Kolumbien-aktuell, No. 456, 30. Juli 2007, http://www.askonline.ch/kolumbien-aktuell.html
2) Der Brief beginnt: „Regnerischer Morgen – wie in meiner Seele - im Urwald Kolumbiens, Mittwoch, 24. Oktober 07, 8.34 Uhr.“ Im Brief an ihre Mutter schreibt sie u.a.: „Mama, ich bin müde, müde des Leidens. Ich habe versucht, stark zu sein. Doch diese fast sechs Jahre in Gefangenschaft haben mir gezeigt, dass ich nicht so widerständig, nicht so mutig, intelligent und stark bin, wie ich glaubte. (...) Mama, dies ist ein sehr harter Moment für mich. Sie verlangen von mir rasch ein Überlebenszeichen und ich bin hier und schreibe dir meine Seele auf dieses Papier. Mir geht es körperlich schlecht. Ich esse nicht mehr. Ich habe keinen Appetit. Die Haare fallen mir büschelweise aus. Ich habe keinerlei Lust zu nichts. Ich glaube, dass dies das einzig Gute ist: Keine Lust auf nichts zu haben. Denn hier im Urwald ist die einzige Antwort auf alles NEIN. Es ist daher besser, nichts zu wollen und wenigstens frei von Wünschen zu bleiben.“ http://www.semana.com/wf_InfoArticulo.aspx?idArt=108098
3) Die Guerilla – insbesondere die FARC – hält zahlreiche Soldaten und Polizisten und auch drei US-Amerikaner fest, welche in den Konflikt involviert waren und als Kriegsgefangene gelten. Die FARC verweigert aber auch diesen Gefangenen die [ihnen zustehenden] Rechte [...], so z.B. das Besuchsrecht durch das IKRK und würdige Haftbedingungen. Die Regierung spricht auch in diesem Fall von Entführten, da sie den bewaffneten internen Konflikt leugnet und die FARC als terroristische Bedrohung bezeichnet, nicht aber als Konfliktpartei anerkennt.
4) Nach der Bekanntgabe des Todes der elf Abgeordneten wurde selbst die Herausgabe der Leichen zu einem Machtspiel zwischen FARC und Regierung. Schliesslich konnte eine Kommission der OAS die Leichen auf Hinweis der FARC bergen.
5) Sie klagte später öffentlich an, dass das Lager, wo sie sich mit Raul Reyes getroffen hatte, danach von der Armee bombardiert worden war.
6) Angesichts des über 40 Jahre andauernden, chronifizierten Konfliktes in Kolumbien waren die in nur drei Monaten von Córdoba und Chávez erreichten Ergebnisse enorm. Ihnen eine derart kurze Zeitlimite zu setzen, zeigte klar auf, dass Uribe letztlich nicht an einer erfolgreichen Vermittlungstätigkeit interessiert war.
7) Cooperación para el control social y poblacional - El concepto de la cooperación civil-militar en el caso colombiano; Versión preliminar; Por: Bettina Reis, November 2007 [s. auch meinen Eintrag vom 27.11.07 unter http://ddhhencolomiba.blogspot.com, wo der ganze Text auf Spanisch zu finden ist.]


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Tuesday, 4 December 2007

Brot statt Treibstoff -- Buchhinweis

Meine Lieben

Es kann nicht oft genug gesagt werden: wir müssen die kommende Energieknappheit mit vielen verschiedenen Mitteln lösen. Am allerwichtigsten ist das Einsparen von unnütz verschwendeter Energie: zuviele Kähne, Laster, Flugzeuge und Autos fahren praktisch leer umher. Zuviele Häuser heizen die Aussenluft. Zuviel Nahrung wird wohl zubereitet, aber nicht gegessen. Zuviele Menschen essen viel zu viel, während andere hungern.
Einer der grössten Skandale unserer Zeit ist aber, dass Agrarprodukte für Autotanks statt Teller produziert werden:
Vom Getreide, das benötigt wird, um den 100 Liter-Tank eines Geländewagens zu füllen, kann sich ein Mensch ein Jahr lang ernähren!

Heute habe ich von www.regenwald.org folgende Nachricht erhalten:

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29. November 2007 -- http://www.net-tribune.de/article/291107-196.php

Evangelisches Hilfswerk gegen Bio-Treibstoffe [ich hätte lieber "Agro-Treibstoffe" gelesen]

Kassel - Das evangelische Hilfswerk «Brot für die Welt» hat vor wachsendem Hunger durch den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen gewarnt. «Nahrungsmittel werden immer häufiger zur Sättigung des weltweiten Rohstoffhungers missbraucht», sagte die Direktorin des Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Mittwoch bei der Vorstellung der diesjährigen Adventsaktion von «Brot für die Welt» in Kassel. Dies gefährde die Ernährung von Millionen Menschen.

Füllkrug-Weitzel sagte, nach Schätzungen von Experten werde die Zahl der Hungernden bis 2025 von derzeit 854 Millionen auf 1,2 Milliarden Menschen steigen, wenn weiterhin Nahrungsmittel als Treibstoffe eingesetzt werden: «In Indonesien, Kolumbien und Brasilien werden Regenwälder abgeholzt, um Platz für Palmöl- und Zuckerrohrplantagen zu schaffen.» Dies zeige deutlich, dass der Klimaschutz nur als Feigenblatt für das globale Wettrennen um Energie diene.

Dass Nachsehen hätten in dieser Situation oft die Kleinbauern, kritisierte die Direktorin. Sie müssten immer häufiger mit multinationalen Agro-Unternehmen um Land, Wasser und Märkte konkurrieren. Schutz und Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft aber seien für die Ernährung der Menschheit unverzichtbar. «Brot für die Welt» unterstütze daher Kleinbauern in den Entwicklungsländern, damit diese durch nachhaltige und ökologische Landwirtschaft ihre Erträge steigern und neue Märkte erschließen könnten.

Die diesjährige Adventsaktion von «Brot für die Welt» steht unter dem Motto «Gottes Spielregeln für eine gerechte Welt». Die Aktion wird am kommenden Sonntag mit einem Gottesdienst in Marburg eröffnet.

HINWEIS AUF DAS BUCH

Volle Tanks - leere Teller. Der Preis für Agrotreibstoffe: Hunger, Vertreibung, Umweltzerstörung

Mit dem Getreide, das benötigt wird, um den 100 Liter-Tank eines Geländewagens zu füllen, kann ein Mensch ein Jahr ernährt werden.

Ob es ethisch zu rechtfertigen ist, Nahrungsmittel in Treibstoff umzuwandeln, ist eine der Fragen, die das Buch "Volle Tanks - leere Teller" aus der Reihe caritas international - brennpunkte aufwirft. Die von der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten forcierten "Agrotreibstoffe" haben in der Agrar-Branche Goldgräberstimmung aufkommen lassen.
Das gilt auch für die Dritte Welt, wo derzeit Plantagen gigantischen Ausmaßes entstehen. Die Konsequenzen sind verheerend: Verlust der Biodiversität, Anheizen des Weltklimas und Hunger. Die Buchautoren ergründen Ursachen und Wirkungen dieses Geschehens mit Analysen und Reportagen von den Brennpunkten.

Volle Tanks - leere Teller. Der Preis für Agrokraftstoffe: Hunger, Vertreibung, Umweltzerstörung
Wolfgang Hees, Oliver Müller, Matthias Schüth (Hrsg.)
caritas international - brennpunkte 2007, ca. 200 Seiten, mit vierfarbigen Abbildungen
EUR 25,00/SFr 43,90 ISBN 978-3-7841-1791-1
bei [...] http://www.lambertus.de
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Die Hervorhebungen im obigen Text sind von mir.

Thursday, 29 November 2007

Mit Vollgas in den Hunger – Brot statt Agrotreibstoffe, zum Zweiten

Meine Liebe, mein Lieber

Im Folgenden möchte ich Dir/Euch erklären, weshalb ich stolz darauf bin, zu ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien – zu gehören und an unserer am 21.11.07 lancierten Kampagne gegen Agrotreibstoffe mitzuwirken.

Mit ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers stütze mich dabei ausgiebig auf einen Text von Bruno Rütsche, Fachstellenleiter Menschenrechte der ask!


„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ – „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ – „Jeder Mensch hat das Recht auf ausreichende Ernährung, Bekleidung und Wohnung sowie auf Gesundheitsfürsorge und das Recht auf Bildung und Teilhabe am kulturellen Leben.“

Sicher kommen Ihnen diese Sätze bekannt vor. Sie sind Teil der Allgemeinen Menschenrechte, auf die alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Sprache, Religion oder Nationalität Anspruch haben. Die Menschenrechte – 1948 nach dem Schrecken des 2. Weltkrieges proklamiert – sind heute so visionär wie damals. Denn uns allen ist klar, wie weit wir von der Utopie entfernt sind, dass alle Menschen gleich an Würde und Rechten sind. Utopien haben aber eine grosse Kraft. Sie sind wie Leitsterne, deutliche Ziele, die wir uns vor Augen halten und an die wir uns erinnern. Die Menschenrechte können nicht genug betont werden – denn sie machen klar, dass nationaler Egoismus, Rassismus, Diskriminierung aufgrund von Nationalitäten, Herkunft, Religion oder Geschlecht ein Verstoss gegen die unveräusserliche Würde und die Rechte eines jeden Menschen sind.

„Mit Vollgas in den Hunger – Brot statt Agrotreibstoffe“. So lautet der Slogan einer Kampagne, die die Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien ask – unterstützt von zahlreichen weiteren Organisationen – am 21. November 2007 gestartet hat. Was hat dies mit Menschenrechten zu tun? werden Sie sich fragen. Sehr viel. Doch lassen Sie mich erzählen:

Vom 15. bis 23. Februar 2007 fand im Nordwesten Kolumbiens eine „ökologische Pilgerreise“ zum Schutz der einheimischen Gemeinschaften statt. Afrokolumbianische und indigene Organisationen und die kirchliche Menschenrechtsorganisation Justicia y Paz – Gerechtigkeit und Friede – hatten dazu eingeladen. Auf dieser Pilgerreise befanden sich auch internationale Teilnehmer – darunter auch zwei Mitglieder der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien ask.

Anlass der Pilgerreise bildete der 10. Jahrestag der Operation „Genesis“. Entgegen ihrem Namen hatte diese Militäroperation nichts mit Schöpfung zu tun, sehr viel aber mit Vernichtung und Mord.

Zahlreiche Zivilpersonen verloren bei der Bombardierung der Dörfer ihr Leben. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen die aufständische Guerilla wurden über 20'000 Zivilpersonen – Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer, Betagte – gewaltsam und brutal von ihrem Land vertrieben.

Nach der Vertreibung wurde deutlich, dass es die Armee nicht in erster Linie auf die Guerilla abgesehen hatte, sondern dass hinter der Vertreibung handfeste wirtschaftliche Interessen standen. Denn als die ursprüngliche Bevölkerung weg war, wurde ihr Land illegal in Besitz genommen. Tausende von Hektaren Regenwald wurden abgeholzt und riesige Flächen mit industriell angelegten Zuckerrohr- und Ölpalmplantagen bebaut. Wo früher kleinbäuerliche, der Umwelt angepasste Landwirtschaft inmitten des Regenwaldes betrieben wurde, dehnt sich jetzt eine endlose, monotone „grüne Wüste“ mit Ölpalmen in Reih und Glied aus. Bewaffnete paramilitärische Gruppen bewachen gemeinsam mit dem Militär die Plantagen.

Trotz des Landraubs und massiver Einschüchterungen kehrten einige Gemeinschaften wieder in die Region zurück und verlangten die Rückgabe ihres rechtmässigen Landes. Zum Schutz und zum Zeichen ihres friedlichen Widerstandes gegen den Krieg und die Zerstörungen der Agrounternehmen erklärten sie sich zu „humanitären Zonen“.

Die Pilgerreise wollte nicht nur an das Leiden erinnern, das die Militäraktion 1997 auslöste. Die Pilgerreise wollte vor allem auf die schwierige Situation der Gemeinden aufmerksam machen und ihren gewaltlosen Kampf um ihre Landrechte unterstützen.

Erste Station war nach einer langen und beschwerlichen Busfahrt die Familie Rentería. Sie war im April 2006 zurück gekehrt und versucht nun, dem Boden wieder Leben einzuhauchen. In einem symbolischen Akt pflanzten wir gemeinsam mit der Familie zehn verschiedene Nahrungspflanzen – für jedes Jahr der Vertreibung eine Pflanze.

Zweite Station war nach etwa einer Stunde Fussweg der Bauernhof von Enrique Petro. Enrique Petro weigert sich standhaft, sein Land zu verlassen – trotz des massiven Drucks der grossen Palmenanbaugesellschaft Urapalma, der Ermordung seines Sohnes und der Drohungen gegen sein Leben durch die paramilitärischen "Schwarzen Adler". Von seinen rund 130 Hektaren Land konnte er etwa 30 Hektaren vor der Bepflanzung mit Ölpalmen retten. Die kleinen Felder mit Bohnen, Yucca, Chili, Zuckerrohr, Bananen und vielen anderen Pflanzen für die tägliche Ernährung erscheinen wie eine Oase in der Eintönigkeit der Ölpalmplantagen.

Eine weitere Station war El Tesoro. Hier war Orlando Valencia, einer der Repräsentanten der Gemeinden dieser Region, im Oktober 2005 in Komplizenschaft mit der Polizei verschleppt und ermordet worden. In den Gedenkakt am Abend vermischte sich die traurige Erinnerung an vielfach erlittenes Leid und Unrecht mit der Freude und der Dankbarkeit der Bevölkerung von El Tesoro über unseren Besuch.

Was aber hat nun dies mit einer Kampagne mit dem Titel „Mit Vollgas in den Hunger – Brot statt Agrotreibstoffe“ zu tun?

Dieser Landraub ist nur ein Beispiel. In Kolumbien haben sich bewaffnete Gruppen mit der Unterstützung von Armee und staatlichen Sicherheitskräften und der Zustimmung von Politikern Millionen von Hektaren fruchtbares Land gewaltsam angeeignet. Darauf werden nicht mehr Nahrungsmittel für die Menschen angebaut, sondern für die Produktion von Treibstoffen. Menschen werden gewaltsam vertrieben. In Kolumbien sind rund 4 Mio. Menschen im eigenen Land zu Flüchtlingen geworden und haben alles verloren. Entrechtet, entwurzelt und entwürdigt leben sie in Elendsvierteln der Städte. Zum Verlust ihres Landes kommt die Zerstörung ihrer sozialen und kulturellen Identität und die permanente Angst vor weiterer Verfolgung. Traumatisiert, gemieden und stigmatisiert fristen sie ein Dasein unter aller Menschenwürde. Und dies unter anderem, weil ihr Land für den Anbau von Nahrungsmitteln verwendet wird, die nicht auf den Teller der Hungernden kommen, sondern in die Tanks der Fahrzeuge der Reichen. Brot stillt nicht mehr den Hunger. Brot treibt Autos an. Die Menschen hungern.

Auf mehreren Millionen Hektaren Land will die kolumbianische Regierung Ölpalmen anbauen. Die Ölfrucht wird dann zu Agrodiesel verarbeitet. Diese Politik hat grauenhafte Folgen: Vertreibung, Menschenrechtsverletzungen, Landraub, Abholzung, Zerstörung der Artenvielfalt, Hunger. Und ein gieriges Gesicht: Reichtum und Einkommen für Wenige. Die Folgen sind bereits spürbar: Panela, ein Grundnahrungsmittel der Armen aus Rohzucker, ist massiv teurer geworden, da immer mehr Zuckerrohr zu Treibstoff – Ethanol – verarbeitet wird. In Mexiko kam es zu grossen Protesten, da der Mais um ein Vielfaches teurer wurde. Denn die Verarbeitung zu Treibstoff bringt den Maisbauern in den USA mehr ein, als der Verkauf als Lebensmittel. Zur Herstellung einer Tankfüllung aus Mais braucht es die Menge, von der ein Mensch sich ein Jahr lang ernähren könnte. Hunger in Mexiko – volle Tanks in den USA.

Es gibt viele weitere Beispiele. In Indonesien und Malaysia werden Millionen von Hektaren unberührter Regenwald – eigentliche Lungen der Erde – abgebrannt, um Platz für den industriellen Anbau von Pflanzen zu schaffen, die nie auf einen Tisch gelangen und die nie den Hunger eines Menschen stillen werden. Sie werden in den Tanks der Autos landen... Dort wird das Ziel von Treibstoffen aus Agrarprodukten – nämlich die Reduktion der CO2-Emissionen – vollends auf den Kopf gestellt, denn das Abbrennen produziert ungeheure Mengen an CO2.

Unser tägliches Brot gib uns heute, beten wir im Unser Vater. Soll nun Brot Autos antreiben, während immer mehr Menschen hungern? Sollen fruchtbares Land und Regenwald in endlose Monokulturen genveränderter Pflanzen verwandelt werden, nur damit der Treibstoffhunger der Reichen befriedigt werden kann?

Brot ist ein Lebensmittel. Und Lebensmittel gehören auf den Tisch. Jesus lehrt uns auch vielfach, Brot zu teilen. Und im Abendmahl nimmt er Brot als Symbol seines Lebens, seiner Hingabe und seiner Aufopferung. Brot – Symbol für Nahrung und Leben schlechthin. Und jetzt sollen Weizen, Mais, Zuckerrohr, Ölpalmen, Yucca und viele andere Nahrungsmittel nicht mehr dem Menschen als Nahrung dienen, nicht mehr gemeinsam geteilt werden. Nein, jetzt sollen sie in Tanks verbrannt werden, damit Autos ein paar Kilometer zurück legen können.

Verstehen Sie jetzt, warum wir unserer Kampagne den Titel gegeben haben „Mit Vollgas in den Hunger – Brot statt Agrotreibstoffe“?

„Jeder Mensch hat Recht auf ausreichende Ernährung.“ So heisst es in der Erklärung der Menschenrechte. Diese Worte sind aktueller den je!

© Bruno Rütsche, leicht redigiert von Margret Powell-Joss


Mehr zum Thema Agrotreibstoffe findet sich auf http://www.agrotreibstoffe.ch

Thursday, 22 November 2007

Agrotreibstoffkampagne lanciert -- Lokalradio RaBe hat berichtet

Meine Lieben

Hier ist mein Transkript eines Radiointerviews mit Stephan Suhner, Fachstellenleiter der ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, vom vergangenen Mittwoch Abend -- ich veröffentliche es hier mit Erlaubnis der Beteiligten:

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© Berner Lokalradio Radio RaBe und ask! Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien/MPJ, November 2007:

RaBe Abendinfo, 21. November 2007
zum Nachhören: http://www.rabe.ch/ -> Info

Kampagne gegen Biotreibstoffe lanciert [6:00 – 10:55]
Bericht und Interview: Cheyenne Mackay Loosli, Radiojournalistin RaBe

Biotreibstoffe werden eigentlich als die umweltfreundliche Alternative zu fossilen Treibstoffen, wie z.B. Öl und Benzin, angepriesen. Doch seit Längerem äussern sich auch kritische Stimmen. Biotreibstoffe seien keine wirkliche Alternative, sie verlagern nur das Problem. Heute wurde eine Kampagne gegen Biotreibstoffe gestartet.

[RaBe:] Die Kampagne gegen Agrotreibstoff, auch Biotreibstoff genannt, kommt von der Menschenrechts-Organisation Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, kurz ask! Es spreche sehr viel dagegen, Biotreibstoffe einzusetzen. Stephan Suhner ist Fachstellenleiter bei der ask; er fasst zusammen:

[RaBe:] Die Kampagne gegen Agrotreibstoff, auch Biotreibstoff genannt, kommt von der Menschenrechts-Organisation Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, kurz ask! Es spreche sehr viel dagegen, Biotreibstoffe einzusetzen. Stephan Suhner ist Fachstellenleiter bei der ask; er fasst zusammen:

[Suhner:] "Da ist eine fragwürdige Klima- und Umweltbilanz, da sind grosse Probleme mit der Ernährungssouveränität in vielen Gebieten der Welt. Es gibt Probleme mit Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen von Kleinbauern, Übernutzung der Böden, Wasserknappheit – man könnte Dutzende von Argumenten dagegen aufzählen."

[RaBe:] Im Moment werden Biotreibstoffe vor allem aus Nahrungsmitteln hergestellt. Dazu gehören Raps, Zuckerrüben, Soja, Zuckerrohr, Weizen oder Roggen.
[Suhner:] "Oder es sind Produkte, die sonst in der Nahrungskette entzogen werden und zum Teil auch zu Verdrängungen führen, wo dann halt wieder andere Produkte, die auch für die Ernährung gebraucht werden, auch knapper und teurer werden. Es ist so, dass in vielen Fällen die Preise, die für Mais zum Beispiel bezahlt werden, der in die Äthanolproduktion fliesst, höher ist als der Preis, der zum Beispiel auf lokalen Märkten erzielt werden kann und dann dort der Ernährung der Bevölkerung dienen würde. Es gibt eine Konkurrenz, kann man sagen, zwischen Teller und Treibstofftank."

[RaBe:] Speziell in Kolumbien sei es so, dass der Anbau von Biotreibstoffen von der Regierung massiv gefördert werde. das heisst, die Regierung gewährt Vergünstigungen und Kredite und betreibt eine enge Zusammenarbeit mit den USA.
[Suhner:] "Es ist eigentlich für den ländlichen Raum das dominante, oder fast einzige Entwicklungsprojekt, das sie haben. Betroffen sind davon insbesondere Afrokolumbianer und Indigene – Indianerstämme. Ihre Territorien sind bisher relativ der Entwicklung verschlossen geblieben und sollen nun benutzt werden, um im grossen Stile Ölpalmen für die Dieselproduktion anzubauen oder auch Zuckerrohr, Yucca oder Kassava aus Afrika, um Äthanol zu produzieren."

[RaBe:] Laut der ask! fördern die weltweiten Gesetze zu den vorgeschriebenen Anteilen an Biotreibstoffen die negative Entwicklung. Auch die Schweiz leiste da ihren Beitrag:
[Suhner:] "Die Schweiz ist daran, eine Verordnung auszuarbeiten, die das Mineralölsteuergesetz regelt. Im Mineralölsteuergesetz wird die Steuerbefreiung von Agro- oder – wie es im Gesetz steht – Biotreibstoffen geregelt. Wir konnten erreichen, im Verbund mit anderen Entwicklungs- und MR-Organisationen, dass nebst einer Ökoklausel auch eine Sozialklausel ins Gesetz aufgenommen wurde. Das heisst, die Steuerbefreiung kommt nur bei einer positiven ökologischen Gesamtbilanz und wenn soziale Produktionskriterien beachtet werden."
[RaBe:] Nun sei das Problem, dass man nicht wisse, wie das auf Verordnungsebene umgesetzt werde. Es herrscht Ungewissheit:
[Suhner:] "Ein erster Entwurf hat die sozialen Kriterien rausgekippt. Und nun sagt man uns, dass diese sozialen Kriterien aufgenommen worden seien. Wir haben aber keine Ahnung, wie sie aufgenommen wurden, und die Verwaltung ist im Moment nicht bereit, diesen Verordnungsentwurf uns zugänglich zu machen."

[RaBe:] Biotreibstoffe sollen eigentlich die Reduktion von Treibhausgasen unterstützen und Treibstoffe wie Öl ersetzen, deren Vorrat zur Neige geht. Laut der ask und anderen Orgsanisationen schaden die Biotreibstoffe der Umwelt aber auch. Mit wenigen Ausnahmen:
[Suhner:] "Es gibt Agrotreibstoffe, die unter dem Klimaaspekt, sagen wir jetzt die Einsparung von Treibhausgasen, relevant sein können, aber zum Teil andere Umweltauswirkungen haben wie Wasserverschmutzung, Bodenversauerung. Es muss einfach sehr, sehr genau geschaut werden, welche Agrotreibstoffe überhaupt sinnvollerweise eingesetzt werden – wenn überhaupt. Wir sind eigentlich grundsätzlich sehr skeptisch und sind nur bereit, gewisse Treibstoffe zu akzeptieren, wenn sie wirklich strenge Umweltauflagen und vor allem strenge soziale und Menschenrechtskriterien akzeptieren und auch wirklich einhalten."

[RaBe:] Also aus Eurer Sicht sollte man beim Benzin bleiben, zum Beispiel für die Autos.
[Suhner:] "Plakativ gesagt, ist heute das Benzin im Moment die weniger schlimme Alternative. Aber es ist ganz klar, dass wir mit unserem heutigen Energie- und Treibstoffverschleiss nicht weiterfahren können. Es braucht ganz bestimmt ein alternatives Mobilitätskonzept."

[RaBe:] Die Kampagne gegen Agrotreibstoffe von der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien hat eine Homepage. Mehr Informationen sind zu finden unter www.agrotreibstoffe.ch
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© Berner Lokalradio Radio RaBe und ask! Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien/MPJ, November 2007

Mit Vollgas in den Hunger – Brot statt Agrotreibstoffe!

Heute hat die ask! Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien mit einer Pressekonferenz in Bern die Kampagne gegen Agrotreibstoffe eröffnet.

Alle Informationen dazu und noch viel mehr findet Ihr / findest Du unter
http://www.agrotreibstoffe.ch


Ich hatte die Ehre, für unseren Besucher aus Kolumbien zu dolmetschen: Dr. Jesús Alfonso Flórez López ist Leiter der Pastoral Indígena von Quibdó, Kolumbien. Er ist Anthropologe, Universitätsprofessor, Pastor, ...
Gestern hat er in der Schweiz eine wichtige Studie vorgestellt: Report on Economic, Social and Cultural Rights of the indigenous and Afro-Colombian communities of the Colombian Pacific Coast. / Informe sobre los Derechos Económicos, Sociales y Culturales de las comunidades indígenas y afrocolombianas de la Costa Pacífica colombiana (Nov. 2007, con apoyo de MISEREOR y la asesoría de FIAN).

Der Bericht ist faktisch eine Gegendarstellung der katastrophalen Situation der Kleinbauern (vor allem Indigene und AfrokolumbianerInnen) an der kolumbianischen Pazifikküste zu Handen der UNO-Kommission für Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte (UNCESCR – UN COMMITTEE ON ECONOMIC, SOCIAL AND CULTURAL RIGHTS) zum kolumbianischen Regierungsbericht von 2006.

(Das UNCESCR tagt noch bis übermorgen in Genf: http://www.ohchr.org/spanish/)


Weitere Informationen und Vorschläge zum Thema Agrotreibstoffe und wie die drohende Energielücke geschlossen werden könnte, finden sich auf
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/raps-ist-nicht-die-loesung/?src=HL&cHash=09295bc764

Hier der Titel aus der TaZ vom 19.11.2007:
Nachhaltigkeit geht anders -- Raps ist nicht die Lösung
KOMMENTAR VON TOBIAS MÜNCHMEYER*)

*) TOBIAS MÜNCHMEYER, geboren 1968 in Bielefeld, studierte Politikwissenschaft und ist derzeit stellvertretender Leiter der Politischen Vertretung von Greenpeace in Berlin. Er ist dort vor allem für den Bereich Energie- und Klimapolitik zuständig.
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In seinem Kommentar kritisiert Münchmeyer einen Debattenbeitrag von Bärbel Höhn: Biosprit muss nicht schädlich sein. Der findet sich unter http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/biosprit-muss-nicht-schaedlich-sein/?src=SE&cHash=5a6d3b6b91

Saturday, 3 November 2007

Online-Petition gegen Gentech-Agrodiesel

Guten Tag,

Heute möchte ich eine online Petition gegen Gentech-Agrodiesel bekannt machen. Hier die Nachricht, die soeben von www.regenwald.org eingegangen ist (mehr auch, auf englisch, unter www.stopbp-berkeley.org, wo PB massives Fehlverhalten und Intransparenz nicht nur in Bezug auf dieses Geschäft vorgeworfen wird):

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Stud[ierende] der Universität von Berkeley haben eine dringende internationale Petition gegen eine geplante Vereinbarung zwischen ihrer Hochschule und dem Energiekonzern BP gestartet.

Kernstück des Vertrags sind Investitionen in Höhe von 500 Millionen Dollar, die vor allem der Erforschung von Bio-Kraftstoffen dienen sollen – inklusive gentechnischer Veränderungen der Ausgangspflanzen. Käme er zustande, wäre dies eine der größten Finanzspritzen aus der Industrie an eine Universität.

Die Stud[ierende]n, aber auch eine Reihe an Wissenschaftler[Inne]n, zeigen sich wegen der Vertragsinhalte jedoch sehr besorgt. Unberücksichtigt blieben beispielsweise ökologische Fragen oder soziale Folgen der Vereinbarung – darunter auch die unbekannten Auswirkungen von gentechnisch veränderten Bakterien, Pilzen und Pflanzen, die im Rahmen der Zellulose-Ethanol-Forschung entwickelt werden sollen.

BP behält starken Einfluss auf alle Entscheidungen: Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt deshalb vor allem auf der Entwicklung patentierbarer Technologien und dient nicht allgemein der Öffentlichkeit, so die Studentenvertretung weiter. Laut der Stoppt-BP-Berkeley-Kampagne (www.stopbp-berkeley.org) geht zudem ein Teil des Geldes an Forschungsarbeiten zu Öl und Kohle.

Der designierte Direktor des neu im Rahmen des Vertrags zu gründenden Instituts für Energie und Biowissenschaften Chris Somerville wird mit den Worten zitiert: „Ich bin überzeugt, dass jede Pflanze, die Menschen einmal nutzen werden, letzten Endes gentechnisch verändert sein wird.“

Die Petition findet sich unter:

http://www.thepetitionsite.com/1/international-petition-on-bps-500m-project-to-genetically-engineer-biofuels

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Thursday, 25 October 2007

Pressemitteilung: Die Via Campesina klagt an: Bewaffnete Syngentamiliz ermordet einen Leader der brasilianischen Landlosenbewegung

Guten Tag!

Wieder Mal fällt ein Schlaglicht auf einen Schweizer Multi, dessen Einstellung zu Menschenrechten besorgniserregende Auswirkungen hat. Diesmal geht es um Syngenta und Brasilien -- die Nachricht kam letzten Sonntag herein, aber ich war im Ausland. Trotzdem: Hier der Text.

Mit Bitte um Proteste, z.B. in Form von LeserInnenbriefen oder höflichen, aber energischen Protestschreiben an die Brasilianische Botschaft in Deinem/Ihrem Land...

PS: Ebenfalls vor Kurzem wurde folgendes bekannt:
***** Dole stoppt die Anwendung von Paraquat.
Dole, der weltweit wichtigste Anbieter von Obst, Gemüse und Schnittblumen, verzichtet künftig
auf die Anwendung von Paraquat. Obwohl immer mehr Grossproduzenten den Einsatz des hochgiftigen
Pestizids ablehnen, will Syngenta nun dessen Wiederzulassung in Europa erzwingen. Dieser Versuch
beruhigt kurzfristig vielleicht die Börse, ist jedoch aus Sicht der EvB chancenlos.
http://www.evb.ch/p25013260.html
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21. Oktober 2007

Bewaffnete Syngentamiliz ermordet einen Leader der brasilianischen Landlosenbewegung

Während eines Angriffs einer 40-köpfigen bewaffneten Miliz auf ein Zeltlager von landlosen Bauern auf dem Versuchsfeld des Schweizer Agrochemimultis [sic] Syngenta in Santa Teresa do Oeste um 13.30 Uhr des 21. Oktobers [2007] wurde der 32-jährige Valmir Motta, Vater von drei Kindern und Mitglied der Via Campesina, mit 2 Schüssen in die Brust ermordet. Weitere 6 Landarbeiter wurden ernsthaft verletzt und ein Angreifer kam wohl auch ums Leben. Die Verletzten: Gentil Couto Viera, Jonas Gomes de Queiroz, Domingos Barretos, Izabel Nascimento de Souza [und] Hudson Cardin wurden ins Spital gebracht. Izabel (eine Frau) liegt im Koma und in Lebensgefahr.
Das betreffende Syngentagelände wurde an diesem Morgen (21.10[.07]) von etwa 150 Bauern der Via Campesina besetzt. Das Gelände wurde schon im März 2006 besetzt, um den öffentlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft die illegale Produktion von gentechnisch verändertem Mais- und Sojasaatgut zu denunzieren. Die Besetzung machte die Verbrechen Syngentas weltweit bekannt. Nach 16 Monaten Widerstand verliessen am 18. Juli dieses Jahres die 70 Familien das Gelände und zogen in die provisorische Siedlung "Olga Benario", welche ebenfalls in der Gemeinde Santa Tereza do Oeste liegt.
Heute bei der Wiederbesetzung zündeten die Landarbeiter Feuerwerk und die Sicherheitsmänner verliessen das Gelände. Um 13.30 Uhr hielt dann plötzlich ein Bus vor dem Haupttor und eine Miliz von etwa 40 schwer bewaffneten Pistoleros sprang aus ihm heraus und began auf die Bauern zu schiessen. Die Pistoleros brachen das Fronttor auf und exekutierten Valmir Motta mit zwei Schüssen in die Brust, schossen auf weitere fünf und schlugen auf Isabel do Nascimento de Souza ein, welche nun schwer verletzt im Spital liegt.
Syngenta hat Sicherheitsdienste angeheuert, welche in der Region völlig irregular handeln. Sie sind der ländlichen Gesellschaft der Westregion (Sociedade Rural da Regiõ Oeste, SRO) und der Bewegung der ländlichen Produzenten (Movimento dos Produtores Rurais, MPR) angegliedert. Einer der Direktoren der Sicherheitsfirma "NF" wurde verhaftet, und der Besitzer entkam während einer Bundespolizeioperation früher in diesem Monat, als Munition und illegale Waffen sichergestellt wurden.
Es gibt Beweise, die zeigen, dass die Firma als Fassade dient, um im Bedarfsfall weit mehr Sicherheitsleute illegal anzuheuern als sie auf dem Papier hat, um eine bewaffnete Miliz zu formen, die gewaltsame Räumungen und Angriffe auf die Lager der Landlosen der Region ausführen. Am letzten Dienstag, dem 18.10., wurde[n] in Curitiba während einer öffentlichen Anhörung, welche von der Menschenrechts- und Minderheitenkommission der staatlichen Abgeordnetenkammer koordiniert wurde, die Verbindungen der bewaffneten Milizen zur SRO/MPR und zu Syngenta denunziert.
Die Via Campesina fordert die Justiz auf, den Angriff auf das Landarbeiterlager zu untersuchen, welches [sic] zusammen mit den Familien aus Olga Benario immer noch dafür kämpfen, dass die Syngentafelder in ein agrarökologisches Zentrum umgewandelt werden für die Vermehrung von traditionellem, biologischen Saatgut für bäuerliche Familien aus der Landreformbewegung. Die BewohnerInnen der Siedlung Olga Benario, welches an die Syngentafelder angrenzt, sind ebenfalls gegen GVO-Versuche in diesem Gebiet, weil sie ihre Produktion traditionellen Saatgutes verunreinigen und Schäden an ihrer Ernährung, Gesundheit und Umwelt anrichten.

Via Campesina

Presseinformationen:
Tel 55 (41) 3324.7000 und 55(41)84119794 – Solange
e-Mail: comunicacaopr[AT]mst[PUNKT]org[PUNKT]br

[Uebersetzung von Reto Sonderegger: retosonderegger[AT]gmx[PUNKT]ch]
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Monday, 15 October 2007

Was sind uns unsere Lebensmittel wert?

Meine Liebe, mein Lieber
Heute gehts nicht direkt um Kolumbien, aber wichtig ist dieser Artikel allemal, obschon auch er von "Biokraftstoffen" statt "Ag(g)rokraftstoffen spricht und damit in unseren Köpfen falsche Assoziationen hervorruft.

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Der Preisschock

Von KIRSTEN BRODDE, Greenpeace Magazin

GPM 6/07 - Lebensmittel werden deutlich teurer. Dass die Preise bald wieder sinken, ist nicht zu erwarten. Denn auf den Feldern, deren Früchte die Menschheit ernähren sollen, wachsen vermehrt Energiepflanzen für Biokraftstoffe heran.

Im Sommer 2007 lagen in Deutschland die Nerven blank. Ständig rechnete die Nation mit einer neuen Preisoffensive. Erst schraubte sich der Preis für einen Liter Vollmilch auf über 60 Cent hoch, dann überstieg das halbe Pfund Butter deutlich die Ein-Euro-Marke. Und als Aldi schließlich vorpreschte, mehrere hundert Produkte und damit fast die Hälfte des Sortiments verteuerte, kam es wie in Zeiten der Inflation zu Hamsterkäufen.
"Liebe Milch, liebe Butter, ich freue mich, dass ihr teurer werdet. Ihr wart ja schon nichts mehr wert", schrieb zwar der Kolumnist der Bild-Zeitung, Franz Josef Wagner. Mit dieser Haltung stand er bei seinen Lesern aber ziemlich alleine da. Empört beschwerten sich viele Deutsche bei Verbraucherzentralen über "Abzocke". Schwarzseher befürchteten bereits die Flaute im Kühlschrank.
Eine Wählerumfrage ließ ahnen, welche Brisanz auch für die Bundesregierung in dem Thema steckt. "Butterpreise kosten Union Stimmen", meldete Spiegel Online das Ergebnis. Ein paar Tage später stand Kanzlerin Angela Merkel in Berlin bei Edeka an der Kasse, kramte im Portemonnaie und bewies Hausfrauenwissen in puncto Lebensmittelpreise. Bild-Kolumnist Wagner verfasste eine Liebeserklärung: "Sie ist eine einfache Frau, eine Traumfrau, eine Frau im Supermarkt."
Kurioser noch mutet der Pasta-Streik an, den Verbraucherverbände in Italien kürzlich ausriefen, um gegen Preissprünge bei Nudeln zu protestieren. "Basta Pasta" hieß es am 13. September; einen ganzen Tag lang sollten die Italiener ihre Nationalspeise boykottieren. Die Lebensmittelindustrie zeigte sich unbeeindruckt: "Das bleibt ohne Folgen", erklärte ein Vertreter der Nudelfirma De Cecci.
Andernorts stellen hohe Lebensmittelpreise die Menschen vor wirklich existenzielle Probleme. So mussten die Brasilianer im ersten Halbjahr 2007 dreimal so viel für ihre Ernährung ausgeben wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Und in Mexico City kam es im Frühjahr zu Massendemonstrationen, weil Maismehl, Grundstoff der Tortillas, seit Jahresbeginn fast doppelt so teuer geworden war. Die Maisfladen gehören vor allem in armen Haushalten zu fast jeder Mahlzeit. Die Demonstranten beschimpften ihren neu gewählten Präsidenten, den Konservativen Felipe Calderón: "Calderón ist ein Mörder, weil er will, dass wir verhungern", hieß es auf Plakaten.
Engpässe in Mexico, Preisschocks in Deutschland - was ist geschehen? Leben wir denn nicht im Zeitalter der landwirtschaftlichen Überproduktion, derer man sich noch vor Kurzem mit viel Aufwand entledigen musste? Was ist aus den Butterbergen geworden, wer hat die Milchseen trockengelegt?
An Erklärungsversuchen mangelt es nicht.
Auch das Wetter bot sich als Verursacher an, schließlich war hierzulande das Frühjahr zu trocken und der Sommer zu nass. Die Getreideernte fiel mager aus, weshalb weniger Futter für die Milchkühe zur Verfügung stand und in Folge weniger Milch. Und weil in Australien Dürre herrschte, fiel ein weiterer zuverlässiger Futtermittellieferant aus.
Doch beide Erklärungen greifen zu kurz. Viehfutter wird nämlich vor allem deshalb knapp, weil weltweit der Appetit auf Fleisch wächst. Enorme Mengen von Getreide landen deshalb nicht auf dem Teller, sondern fließen in die Produktion von Steaks und Burgern. Um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen, müssen Mastbetriebe satte fünf Kilogramm Getreide in den Trog kippen.
So trägt der steigende Fleischkonsum maßgeblich dazu bei, dass sich die Getreidelager rund um den Globus leeren und die Vorräte für Notzeiten schwinden: "Die Weltvorräte an Getreide werden am Ende dieser Ernteperiode auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren angelangt sein", stellt der Internationale Getreiderat in London fest. Seit Jahren werde mehr Korn verbraucht als produziert. Und der Klimawandel dürfte die Ernten vielerorts künftig noch kärglicher ausfallen lassen.
Aber noch ein weiteres Phänomen ist verantwortlich für die neue Knappheit, ein Phänomen, dessen Folgen gerade erst beginnen, sich bemerkbar zu machen: die Produktion von Bioenergie anstatt von Lebensmitteln.
Sprit und Brot konkurrieren um den wohl begehrtesten Rohstoff weltweit: Acker. Und weil der Energiepflanzenanbau für die Bauern oft lohnender ist, produzieren sie immer weniger für den Teller und immer mehr für den Tank.
Denn die meisten Industrienationen wollen sich möglichst schnell von Ölimporten unabhängiger machen. Deshalb legen sie große Förderprogramme für Biotreibstoffe auf. Ein Fünftel der US-Ackerfläche dient in diesem Jahr bereits der Ethanolproduktion - der Hauptgrund, warum die Tortillas in Mexiko so teuer geworden sind. Der Bundesstaat Iowa, eine der Kornkammern Nordamerikas, wird demnächst seine gesamte Maisernte an die Kraftstoffdestillen liefern, wenn alle dort geplanten Raffinerien in Betrieb gehen.
Und Europa zieht nach. Im Frühjahr hat sich die Europäische Union verpflichtet, den Biosprit-Anteil am Kraftstoff bis 2020 auf zehn Prozent anzuheben. Diese Entwicklung spürt die ganze Menschheit, denn der Bedarf wird vor allem durch Importe gedeckt.
Getrieben vom Hauptabnehmer Europa weitet etwa Indonesien seine Palmöl-Plantagen aus. Riesige Waldflächen müssen den industriellen Monokulturen weichen, andernorts verlieren Kleinbauern Felder, auf denen sie vormals tropische Früchte wie Durian oder Mangos anpflanzten.
Im Norden und Osten Brasiliens dagegen wachsen die Zuckerrohrplantagen zur Ethanolproduktion. Wer einmal solche Plantagen gesehen hat, bekommt eine Ahnung davon, wie zerstörerisch der Treibstoffdurst geworden ist. Er frisst sich durch ganze Landschaften, zerstört Traditionen und Kultur. Angesichts der gewaltigen Flächen sind Zweifel angebracht, ob die Erzeugung von Biosprit der Umwelt weniger schadet als die Förderung von Mineralöl – zumal die Klimabilanz der Treibstoffe vom Acker nicht wirklich berauschend ausfällt. (siehe GPM 6/06, Biosprit)
Der Bioethanol-Boom, den die Regierung von Präsident Lula nach Kräften anheizt, sei für die Ärmsten lebensbedrohlich, klagt der brasilianische Theologe Frei Betto. Schon jetzt seien 52 Millionen Lateinamerikaner von Unterernährung bedroht. Betto nennt den Agrosprit deshalb "Treibstoff des Todes".
So steuern die vermeintlich umweltbewussten Nationen vorsätzlich auf eine Situation zu, in der Menschen hungern, damit andere fahren können." Das Recht auf Nahrung ist durch den Ausbau der Produktion von Biosprit hochgradig gefährdet", erklärt der UN-Sondergesandte Jean Ziegler und warnt gewohnt temperamentvoll vor schweren Hungersnöten. Ein einfaches Beispiel mag Zieglers Prognose anschaulich machen: Bereits eine Ethanol-Tankfüllung eines Geländewagens verschlingt rund 200 Kilo Mais. Damit kann man einen Menschen ein Jahr lang ernähren.
Während sich in Brasilien, Mexiko und Indonesien die Folgen des Biosprit-Booms bereits deutlich abzeichnen, sind die Experten uneins, ob der fatale Trend auch zu den jüngsten Preissteigerungen in Deutschland beigetragen hat.
"Noch zahlen wir nicht die Zeche für den Biosprit", sagt Thilo Bode von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in Berlin. Die Verwandlung von Ackerfrüchten zu Kraftstoffen könne aber ein Problem der Zukunft werden, zumal die Brüsseler Agrarpolitik den Anbau nachwachsender Rohstoffe im großen Stil subventioniere.
Auch der Deutsche Bauernverband, der die Landwirte gern als "Ölscheichs von morgen" sieht, wiegelt ab: Nur 1,5 Prozent der deutschen Getreideernte seien in den ersten fünf Monaten des Jahres zu Bioethanol verarbeitet worden, erklärte Generalsekretär Helmut Born bei der Vorstellung des Erntebilanz 2007. Knapp werde nichts. Die 1,1 Millionen Hektar, auf denen hierzulande Raps wächst, gehen in Borns Rechnung freilich nicht ein, denn die Ölsaat wird nicht zu Ethanol verarbeitet, sondern zu Diesel.
Deutlich besorgter als die Bauern gibt sich die Lebensmittelindustrie. Sie gründete eine Allianz gegen Biosprit, um auf die Risiken der Entwicklung aufmerksam zu machen. "In zwei bis vier Jahren kann es zu substanziellen Problemen bei der Ernährung der Bevölkerung kommen", sagt Karl-Heinz Legendre vom Verband der Margarineindustrie. Allerdings steht die Lebensmittelbranche derzeit selbst in der Kritik, weil sie den höheren Preis für Milch, Zucker oder Weizen ausnutzte, um die Preise ihrer Endprodukte wie Bier, Brot, Schokolade oder Eis kräftig heraufzusetzen - obwohl die Kosten der Rohstoffe beim Endpreis gar nicht so stark ins Gewicht fallen. So kostet der Weizen im Brötchen nur etwa einen Cent (siehe Seite 29).
Trotzdem sind die Kassandrarufe der Lebensmittelhersteller keineswegs unberechtigt, wenn man den Blick in die Zukunft richtet. Derzeit dienen in Deutschland etwa zwei Millionen Hektar der Energieproduktion. Bis zum Jahr 2020 sollen es rund 3,5 Millionen Hektar sein - also fast ein Drittel der deutschen Ackerfläche. Dies führe, so das Wuppertal-Institut, zu einer "Verdrängung wettbewerbsfähiger Nahrungsmittelproduktion ".
Zu erwarten steht überdies, dass die Felder mit Energiepflanzen, wie bereits heute die gelben Rapsmeere, umweltschädliche Monokulturen sein werden, mit Dünger gepäppelt und in Pestiziden gebadet. Biosprit aus echtem Bioanbau wäre zwar eine gute Idee, ist jedoch nach Ansicht von Experten wegen zu hoher Kosten Utopie.
Schon reiben sich die Hersteller von Agrarchemikalien die Hände: Bayer CropScience sieht durch den Anbau von Energiepflanzen in Deutschland bis 2015 ein Marktvolumen von vier Milliarden Euro. Schätzungen, die ahnen lassen, dass auch diese Branche von großflächigen Veränderungen im Landschaftsbild ausgeht.
Dem Anbau von ökologischen Lebensmitteln gehen diese Flächen verloren - obwohl die Nachfrage nach Biokost schwindelerregende Zuwächse verzeichnet. Da jedoch die Bundesländer mit Umstellhilfen geizen, steigen viele Bauern statt auf Ökoanbau lieber auf Mais und Raps für Biosprit um, die schon mit der ersten Ernte satte Mehreinnahmen einbringen. Die Folge: Biolebensmittel reisen aus China oder Osteuropa an, Mogeleien sind immer schwerer auszuschließen (siehe Seite 18). So führt der Trend zu Biosprit im Verein mit anderen Einflüssen wie dem steigenden Fleischkonsum dazu, dass Lebensmittel teurer werden, aber keinesfalls besser - im Gegenteil. Die Mehreinnahmen fließen in alle möglichen Taschen, nur nicht in eine umweltverträglichere und gesündere Lebensmittelproduktion.
Und hier liegt die Crux der derzeitigen Debatte. "Wir reden zu viel über teure Lebensmittel und zu wenig über gute Lebensmittel, die ihren Preis auch wert sind", sagt Thilo Bode von Foodwatch. Teuer hieße nicht gut und billig nicht unbedingt schlecht. Schließlich hätten die Lebensmittelskandale der jüngsten Zeit gezeigt, dass auch teure Kartoffelchips schädliches Acrylamid enthielten und kostspieliges Obst mit Pestiziden belastet sei.
So könnten die aktuellen Preissprünge - auch wenn sie nichts mit verbesserter Qualität zu tun haben - zumindest ein Anlass sein, über zwei zentrale Fragen nachzudenken: Was sind uns unsere Lebensmittel wert? Was sind wir bereit, für gute und gesunde Ernährung zu zahlen? Sollte der Schock im Supermarkt diese längst überfällige Debatte angezettelt haben, ist viel gewonnen.
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Wednesday, 3 October 2007

Die Antwort auf Nespresso?

[© Foto: MP-J 2004 – Colombia: Guaduas (dt.: Bambus) in der Nähe des Hofes La Dulcinea, ca. eine halbe Stunde von Pereira, mitten in der Kaffeeanbauzone]


Guten Tag!

Heute möchte ich die Nachricht über eine wunderbare kleine Kaffeebar verbreiten, von der ich letzten Samstag in meinem Leibblatt gelesen habe. Was das mit Kolumbien zu tun hat? Sehr viel: "La tienda de Juan", im Besitz von Jairo und Isabelle Arango, verkauft Kaffee aus Pereira, der Hauptstadt der wichtigsten Kaffeeanbauregion in Kolumbien.

Vorbeigehen, probieren sehr empfohlen. :) Und hier meine Abschrift der Spalte:


Die Antwort auf Nespresso
Jairo Arango (52) aus Kolumbien führt Berns kleinste Kaffeebar.
[Der Bund, Sa., 29.9.07, "Im Profil" -- Original hat noch eine Foto von Jairo]

«Café Mariscal heisst das Produkt der gleichnamigen Rösterei in Pereira, der Hauptstadt der kolumbianischen Kaffeeregion. Mariscal – eine kleine Firma mit 40-jähriger Tradition – untersteht der Qualitätskontrolle des kolumbianischen Kaffeeverbands Federation [sic] National [sic] de Cafeteros und ermöglicht vielen Kleinbauern den Lebensunterhalt. Ich selbst bin als Bauernsohn in der Region Pereira geboren und aufgewachsen und kenne viele Produzenten persönlich. Mit meinem kleinen Direktimportgeschäft leiste ich einen bescheidenen Beitrag an die Existenz einiger Bauernfamilien. "El alma de mi pueblo" – die Seele meiner Landsleute – liegt hier vakuumverpackt im Laden, das Kilogramm zum fairen Preis von 24 Franken. Ich garantiere persönlich dafür, dass die Einnahmen den Cafeteros zugute kommen. Ein Teil der Finanzen wird in Umweltprojekte, Bildung und Gesundheitswesen investiert.»
«Meine Frau Isabelle und ich gründeten im Mai dieses Jahres die Importfirma Colombia Import GmbH. Meine Frau ist Juristin, ich bin Bauingenieur, kam vor zwei Jahren in die Schweiz und arbeitete zunächst als Pizzaiolo im Quartiertreff Punto. Letzte Woche nun haben wir an der Aarbergergasse 55 in Bern den Take-away-Laden eröffnet. "La Tienda de Juan" ist wohl mit 14 Quadratmetern die kleinste Kaffeebar in der Stadt Bern. Die Ecke diente vorher als Schaufenster. Ich habe meine Ersparnisse in den Umbau und die Einrichtung des Lokals investiert. Ohne die Mithilfe des Inhabers des Nachbarlokals La Cavaña, der die Mitbenützung der Toiletten im Haus erlaubt, hätte ich die Kaffeebar nicht eröffnen dürfen. Unsere Kaffeemaschine ist ein Auslaufmodell: Sie hatte in einem andern Restaurationsbetrieb keine Verwendung mehr, weil die tägliche manuelle Reinigung eine halbe Stunde erfordert. So viel Zeit investiert heute niemand mehr fürs Putzen. Doch mir macht die Arbeit nichts aus. Unser Geschäft ist täglich ab 6.30 Uhr geöffnet, an Samstagen ab 9 Uhr. Meine Präsenzzeit ist enorm. Wir verkaufen auch frischen Orangensaft und Pandebono-Brötchen, die wir nach eigenem Rezept aus Spezialmehl und Käse backen.»
«Die Havelaar-Stiftung unterstützt ebenfalls Cafeteros in Kolumbien. Und auch Nespresso bezieht Kaffeebohnen aus Pereira. Ich wollte ein eigenes Projekt aufbauen und tat es mit viel Herzblut, denn ich kenne die schwierigen Lebensbedingungen der Produzenten in meiner Heimat. Im Vergleich zum Elefanten Nestlé bin ich eine Mücke. Die grossen Multis kaufen die Rohstoffe günstig ein und lassen sie in den USA veredeln. Die Bevölkerung Kolumbiens besteht aus 200 indigenen Völkern, die Mehrheit lebt in Armut. Drogenmafia, Korruption und Paramilitarismus haben das Land ruiniert. Nun gibt es Anzeichen, dass es aufwärts geht.»
Gespräch: Daniel Vonlanthen


Dazu gibt es gleich zwei Anmerkungen:
1. von S.J., z.Zt. beim UNHCR in Bogotá:
In Kolumbien gibt es 94 indigene Ethnien (was natürlich auch viel ist), und das Land ist ganz klar auch durch die Guerrilla und nicht nur durch die genannten Faktoren ruiniert worden...

2. mein eigener Kommentar, nach meinem heutigen Besuch:
Sehr guter Kaffee, sehr netter Service, hübsches Lokal, absolut zentral gelegen. Einziger Wermutstropfen: take-away heisst viel Abfall, denn der Kaffee wird in kleinen Plastictassen oder Kartonbechern ausgeschenkt. Ich hoffe, Jairo findet noch eine bessere Lösung.

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Und zum Schluss noch ein kleines Souvenir von meiner Kolumbien-Reise 2004 -- die Stadtblume von Bogotá, Odontoglossum luteopurpureum, eine wunderschöne Orchidee:

Friday, 28 September 2007

Agrotreibstoffe kriegen Gegenwind: China stoppt Projekte für Biosprit

Guten Tag

Schon wieder gucke ich über die Grenzen Kolumbiens hinaus. Inzwischen wissen es immer mehr: Die Tage für unseren energieverschwenderischen Lebensstil sind wohl gezählt.
Erst vor ca. zwei Jahren machte die gute Kunde die Runde, dass dank Mais, Soja, Palmöl oder Kartoffeln die Energieknappheit ein Ende haben könne. Heute wissen wir, dass für Ölpalmen Urwald gerodet und Menschen vertrieben werden; der Anbau von Soja im grossen Stil ruiniert in Südamerika (Brasilien, Paraguay, ...) Hunderte von Quadratkilometern kleinräumiger Landwirtschaft, und die Bauernfamilien finden kein Auskommen mehr; Kartoffeln in Energie umzuwandeln ist laut EMPA-Studie (2007) energie- und umweltmässig so ungefähr das Dümmste, was man tun kann; und der Maispreis ist wegen der forcierten Umwandlung von Mais in Sprit für die extremen 4x4-Karren in den USA so hoch, dass sich die einfachen Menschen in Zentralamerika und Mexico die tägliche Tortilla kaum noch leisten können.
Deshalb ist die Nachricht im folgenden Zeitungsartikel aus den Oberösterreichischen Nachrichten, den ich via
http://www.regenwald.org erhalten habe, lesenswert.
Noch etwas: Warum reden alle immer noch von "Biosprit", wenn doch von "bio" im Sinn von Leben, Umweltschutz und Nachhaltigkeit keine Rede sein kann? Viel besser wäre, bei grossflächig produzierten Erzeugnissen wie Palmöl oder Soja von "Agrotreibstoffen" und bei Energie aus Abfällen, Kuhmist oder altem Speiseöl von "Organotreibstoffen" zu reden...
Jetzt aber der Artikel:

China stoppt Projekte für Biosprit

SHANGHAI/WIEN. Die Euphorie, fossile Treibstoffe stärker durch pflanzliche zu ersetzen, bekommt einen deutlichen Dämpfer. Nicht nur die Ökobilanz ist bei etlichen Kraftstoffen umstritten.

Besonders drastisch hat China jetzt reagiert. Angesicht der steigenden Getreidepreise und der Lebensmittelknappheit im Land wird die Herstellung von Biokraftstoff aus Pflanzen massiv eingeschränkt. Bis 2010 sollen keine neuen Projekte zur Gewinnung von Bio-Ethanol aus Getreide mehr genehmigt werden. Noch nicht gestartete Projekte würden gestoppt, ausländische Investitionen in chinesische Bio-Kraftstoff-Anlagen untersagt.

Auch in Österreich ist die Biotreibstoff-Euphorie gedämpft. Greenpeace fordert von Umweltminister Josef Pröll ein Überdenken des Einsatzes des "Treibstoffs vom Acker". Der Plan, den Beimischungsgrad von Biosprit auf zehn Prozent zum Jahr 2010 zu erhöhen, sei der falsche Weg. Bis zur Klärung der negativen Auswirkung von Biosprit sollte die Beimischungsquote von derzeit rund fünf Prozent eingefroren werden.

Die großen Anbauprojekte in Südostasien und Indien werden bei den Umweltschützern mit Skepsis beobachtet. Wie berichtet, errichtet Indien riesige Jatropha-Plantagen, in Südostasien werden Regenwälder durch Palmölplantagen ersetzt.

Biosprit nicht gleich Biosprit

Die Ökobilanz von Biosprit fällt nicht nur laut jüngstem OECD-Bericht zwiespältig aus. Auch eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA 2007) kommt zu dem Schluss: "Biosprit ist nicht gleich Biosprit."

So habe etwa Biosprit aus Soja in tropischen Ländern eine Ökobilanz, die um nichts besser sei als jene von schwefelarmem Benzin.

Ethanol aus Roggen oder Kartoffeln weist nach Angabe der Schweizer Forscher von allen untersuchten Biotreibstoffen mit Abstand die schlechteste Ökobilanz aus.

Die Studie kommt zum Schluss, dass es derzeit nur drei Biotreibstoffe, die den Ausstoß von Treibhausgasen - im Vergleich zu Diesel und Benzin - "substanziell reduzieren" können. Es sind das Ethanol aus brasilianischem Zuckerrohr, Ethanol als Nebenprodukt der Cellulosegewinnung, wie sie etwa in der Schweiz und in Schweden erfolgt, sowie die Herstellung von Biodiesel aus tierischen Fetten und Alt-Speiseöl. Bei den anderen Biotreibstoffen drückt der wenig umweltfreundliche Anbau auf die Bilanz.

Beschränkte Chance

Die OECD kommt in ihrer Studie zu den Chancen für Biokraftstoff zu ernüchternden Ergebnissen. Nur wenige Länder hätten das Potenzial, ihre Abhängigkeit von importiertem Erdöl signifikant zu schmälern. Die globale Produktion von Biotreibstoffen deckte 2005 ein Prozent des Spritverbrauchs. Bis 2050 könnten es bis zu elf Prozent sein.

Am meisten werden derzeit Biodiesel (Rapsmethylester) und Ethanol (als Beimischung für die Benzinmotoren) eingesetzt.

(c) Oberösterreichische Nachrichten

Thursday, 20 September 2007

Ein Blick über die Grenzen: Peru, Ecuador

Guten Tag!

Heute schreibe ich mal selber.

Gestern Abend nahm ich an der 3. Veranstaltung in einer Serie von sechsen teil, in der es um nachhaltiges Wirtschaften, Umweltschutz usw. in Lateinamerika geht. Die Reihe heisst Ökologie und nachhaltige Entwicklung – Ein Wunschtraum für Lateinamerika?
Sie wird von ALAS – Asociación LatinoAmérica-Suiza – unter Mitarbeit von ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien und mit Unterstützung von zahlreichen NROs organisiert.
Programm: http://www.alasberna.org
Nächste Veranstaltung: Mittwoch, 26.9.07, 19h, Käfigturm Bern (spanisch, mit Simultanübersetzung):
Turismo sostenible en Latinoamérica: ejemplos concretos (Nachhaltiger Tourismus in Lateinamerika: konkrete Beispiele)
mit Dina Bauer, Forum Anders Reisen (Freiburg iBr) und Mark Schmid, Präsident Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung (Basel)

Jetzt aber zu gestern Abend:
Zum Thema Explotación de recursos naturales en América Latina (Ausbeutung der natürlichen Bodenschätze in Lateinamerika) hörten wir zwei Präsentationen:

1. sprach Hildegard Willer, Peru-Koordinatorin der bmi – Bethlehem-Mission Immensee, zum Thema Minería de oro y cobre en los Andes peruanos (Gold- und Kupferminen in den peruanischen Anden), fachlich unterstützt vom Geographen (und Nebenfach-Geologen) Jonas Lambrigger und seinen eindrücklichen Posters aus Peru.

2. referierte der extra aus Ecuador angereiste Wissenschaftler (Soziologe, Ökonom, Ingenieur) Carlos Larrea der Universidad Andina Simón Bolivar in Quito zum Thema ¿Conservación o explotación petrolera en el Parque Nacional Yasuní (ITT) / Ecuador? – Un dilema histórico. (Umweltschutz oder Ausbeutung der Erdölvorkommen im Yasuní Nationalpark (ITT) / Ecuador? – Ein historisches Dilemma.


Zum ersten Teil - Hildegard Willer über "Minería de oro y cobre en los Andes peruanos":

Wir hörten, was für ungeheure Umweltschäden Gold-, Silber-, Nickel- und Kupferminen usw. in den Peruanischen Anden anrichten. Für ca. 1 g (ein Gramm) Gold wird ca. 1 t (eine Tonne!) Material ausgehoben und gewaschen. Dabei wird jede Menge Schwefel freigesetzt, der sich im Wasser zu Schwefelsäure verwandelt und u.a. Schwermetalle aus dem Boden und dem Gestein löst. Das wunderbare Gebräu versickert zumeist und kann über Hunderte von Quadratkilometern die schlimmsten Umweltschäden anrichten (Gewässerverschmutzung, Bodenvergiftung, Vergiftung der Menschen durch giftigen Staub usw.). Zudem stellt sich die Frage nach dem Verbrauch von Süsswasser, das gerade in den Anden eher ein knappes Gut ist.

Um die ganze Problematik kümmert sich kaum je mehr als ein armer Bauer oder eine mundtote Gemeinschaft von vorwiegend Indigenen – die "sozialdemokratische" Regierung Perus hört offensichtlich nur auf den Ruf des schnellen Geldes und auf die Stimmen der Geschäftemacher in der Hauptstadt.

Zwar ist Peru eines der wichtigsten Goldländer der Welt, aber ein peruanischer Goldschmied muss Gold aus dem Ausland importieren (der Schweiz, zum Beispiel), wo es raffiniert worden ist, und dann auch die gleiche Menge Gold wieder exportieren, sonst muss er überrissene Goldimport-Steuern bezahlen. Irrsinn! Der ganze Handel ist eng reglementiert und kontrolliert - so richtig nach dem alten kolonialen Muster und dem alten patriarchalen Weltbild, wobei auch Schweizer Firmen massgeblich beteiligt sind.

Erst ganz, ganz langsam beginnen sich die Menschen vor Ort zu wehren, zum Beispiel in der Nähe der Goldmine von Yanacocha. Langsam, langsam werden auch die Minengesellschaften in die Pflicht genommen und investieren nicht nur in die Exploration und Ausbeutung, sondern hie und da auch ins Aufräumen. Doch da liegen noch ganze Berge von Abraum vor der Menschheit, die Landstriche so gross wie die halbe Schweiz verseuchen, z.T. seit Jahrzehnten! Wer das alles bezahlen wird, steht noch in den Sternen.

Hildegard Willer stellte am Schluss auch die Frage in den Raum, wo die Goldströme genau durch ziehen von den Minen bis zur Käuferin und zum Käufer. Hier besteht noch grosser Informationsbedarf, gerade auch in der Schweiz.


Wie angekündigt, referierte im zweiten Teil der extra aus Ecuador angereiste Wissenschaftler Carlos Larrea zum Thema ¿Conservación o explotación petrolera en el Parque Nacional Yasuní (ITT) / Ecuador? – Un dilema histórico.

Carlos Larrea zeigte uns anhand von Satellitenbildern von Mitte 1990er-Jahre und ca. 2005, was für ungeheure Verwüstungen die Erdölförderung im Regenwald des Amazonas hinterlässt. Der Verlust an unberührtem Regenwald und einer noch gar nicht erforschten Biodiversität ist unermesslich. An der Grenze zu Brasilien, im Nordosten des Landes liegt der Yasuní Nationalpark. Etwas südlich davon befindet sich eine grosse Zone unberührten Waldes, in die sich einige Ureinwohner zurück gezogen haben, weil sie sich von unserer "zivilisierten" Welt bedroht fühlten. Es ist ein Irrwitz, in diesem Gebiet die reichlichen Erdölvorkommen auszubeuten.

Doch Ecuador braucht dringend Devisen, gleich wo sie herkommen. Nun gibt es ein hochinteressantes Projekt, Erdölvorkommen in der Grössenordnung von weniger als 1% der gesamten Weltproduktion im Boden zu lassen anstatt im Lauf von ca. 15 Jahren ein Gebiet von 1/4 der Schweiz zu zerstören – für eine Betriebszeit von ca. 15 Jahren, wohlverstanden! Und für eine Ausbeute, die gerade mal 13 Tage des Erdölverbrauchs unserer wunderbaren Welt befriedigt! Stattdessen soll Ecuador Zertifikate ausstellen können, die u.a. auch von Privaten wie Dir und mir gekauft werden könnten und bestätigen, dass für den Gegenwert die Menge eines Fasses (Barrel) Erdöl im Boden bleibt und Sozial- und Umweltprojekte finanziert werden.

Also, wer mich fragt: Ich kann es kaum erwarten, dass solche Zertifikate auf den Markt kommen. Auch bin ich damit nicht allein: Kaum wurde das Projekt publiziert, leistete Spanien eine erste symbolische Zahlung. Auch andere EU-Länder zeigen grosses Interesse.

Zu diesem Thema ist übrigens inzwischen ein interessanter Artikel veröffentlicht worden, im Guardian Weekly vom 28.09.07, S. 43: "International Development – Ecuador asks to leave oil alone "(Ecuador verlangt vom Westen, dass seine Ölreserven unangetastet bleiben sollen)!
Der Guardian-Korrespondent Rory Carroll berichtet aus Lago Agrio, an der Nordostgrenze von Ecuador zu Kolumbien.

Ich könnte und möchte noch viel mehr berichten, aber da ich diesen Blog völlig ohne Entgelt in meiner knapp bemessenen Freizeit unterhalte, muss und will ich jetzt wieder etwas bezahlte Arbeit leisten.

Auf Wiederlesen -- und danke für jegliche Kommentare!

Paz, Friede -- Justicia, Gerechtigkeit -- Respeto, Respekt!

Tuesday, 11 September 2007

Glencore-Geschäftsgebaren u.a. in Kolumbien - http://www.trend.drs.ch

Der heutige Radio-Tipp -- Radio DRS 1: «Trend - Das Wirtschaftsmagazin»

(Un-)heimliche Glencore AG


[Trend, 08. September 2007, 08.30-08.45 h, DRS 1]

Online Aufhänger:

Was unter Marc Rich als Rohstoffhändler begann, hat sich unter der Firmenbezeichnung «Glencore» zum weitaus grössten Schweizer Unternehmen mit Niederlassungen auf allen Kontinenten entwickelt. «Glencore» ist der verschwiegenste unter allen europäischen Grosskonzernen. Wenn der Rohstoffmulti dennoch von sich reden macht, dann wegen Streiks, Entlassungen oder Verstaatlichungen in Lateinamerika.

«Trend» berichtet über den auf Diskretion bedachten Rohstoffgiganten aus Baar bei Zug.
[Eine Sendung von] Rainer Borer

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SENDUNG [Transkript: Margaret Powell]

"Nuestra respuesta es, primero queremos saber quién es Glencore" – "Zuerst möchten wir wissen, wer ist Glencore?" In Bolivien wurde eine Glencore-Mine verstaatlicht. Über Entschädigungen sprechen will der Bolivianische Handelsbeauftragte Pablo Solón jedoch erst, wenn er weiss, wer hinter der in Baar bei Zug domizilierten Rohstoffgesellschaft steckt, dem notabene vom Umsatz her grössten Unternehmen der Schweiz. In der Zentrale des verschlossenen Rohstoffhändlers und Minenbesitzers in Baar stellt man sich taub; Interviews gibt man nicht. – Glencore und die heimlichen – oder vielleicht gar unheimlichen? – Geschäfte: Thema heute im Trend. Am Mikrophon: Rainer Borer.

Glencore International ist der grösste unter den Schweizer Konzernen. Der Rohstoffmulti übertrifft umsatzmässig bei weitem sogar den Nahrungsmittelgiganten Nestlé, und mit Riesenschritten weiten die Baarer Rohstoffähndler ihr Imperium aus. In nur zwei Jahren haben sie ihren Umsatz verdoppelt. Und das ist schon fast alles, was der geheimnisumwitterte Konzern Glencore der Öffentlichkeit preisgibt.
Markus Mugglin hat sich auf Spurensuche gemacht und stellte fest, dass Glencore auf der ganzen Welt mehr von sich reden macht, als dem Unternehmen recht sein kann.

Markus Mugglin:
Das Deutsche Managermagazin publizierte im Frühjahr sein neuestes Good Company Ranking über die 120 grössten Konzerne Europas. Die Rangliste bewertet, wie rentabel, sozial und zugleich umweltbewusst die Unternehmen sind. Renommierte Konzerne schmücken die ersten Plätze: das Pharmaunternehmen BASF, der deutsche Waschmittel- und Kosmetikkonzern Henkel und die britische Anglo-American.
Die Grossbank UBS folgt als erstes Schweizer Unternehmen an sechster Stelle. Ins vorderste Drittel der geprüften Unternehmen bringen es auch Roche und Nestlé. Ganz am Schluss der Good Company Rangliste steht Glencore. Der Rohstoffmulti aus Baar bei Zug erhielt von allen 120 die schlechtesten Zensuren. Von maximal 100 Punkten schafft Glencore gerade mal 1,5 – noch deutlich weniger als Aldi und Lidl, die unmittelbar davor rangieren.
Klaus-Rainer Kirchhoff von der gleichnamigen Consulting-Firma, der die Untersuchung zusammen mit dem Beratungsunternehmen Deloitte im Auftrag des Manager-Magazins durchführte, begründet, weshalb Glencore schlechter als alle anderen abschneidet:
KRK am Telefon: "Wir haben für die Auswertung und Bewertung der Unternehmen alle verfügbaren Quellen herangezogen und zusätzlich die Unternehmen angeschrieben und darum gebeten, dass sie uns darüber hinausgehend Material zur Verfügung stellen. Wir haben von Glencore nichts erhalten, und das was in der Öffentlichkeit zugänglich ist, ist völlig aussagelos. … Wir haben deshalb zu den entscheidenden Fragen und Kriterien keine Informationen gefunden. Das ist der Grund, weshalb das Unternehmen ganz unten gelandet ist. …"
Abgeschlagen auf Platz 120. Wie reagiert man in der Glencore-Zentrale auf das vernichtende Urteil? Darüber hätten wir gerne mit den Verantwortlichen in Baar gesprochen. Doch zum Gespräch kam es nicht. Glencore teilte lediglich per Mail mit: "Glencore ist ein privat gehaltenes Unternehmen und nicht verpflichtet, öffentlich Bericht zu erstatten."
Klaus-Rainer Kirchhoff lässt diesen Grund nicht gelten: Viele andere, nicht an der Börse kotierte Unternehmen gäben Einblick in ihr Geschäftsgebaren und sähen ein, dass sie unabhängig von ihrer Rechtsform und Eigentumsverhältnissen gegenüber der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig seien:
KRK: "Ein Unternehmen, was so bedeutsam ist, was indirekt und direkt über 50'000 Menschen beschäftigt, hat einfach auch eine Verantwortung, Transparenz zu schaffen, Vertrauen zu schaffen, Akzeptanz zu schaffen, und dem kommt dieses Unternehmen überhaupt nicht nach."

Glencore war lange Zeit nur Rohstoffhändler. Seit ein paar Jahren investiert das Unternehmen aber massiv in die Rohstoffproduktion. Es produziert Rohöl und Kohle und baut Kupfer, Zink, Nickel und weitere Metalle ab. Das aus dem Steuerparadies Zug dirigierte Unternehmen hält Beteiligungen auf allen Kontinenten, ist in einem Dutzend Länder präsent und beschäftigt weltweit 50'000 Personen, allein in Kasachstan 20'000. In Südamerika und Afrika stehen je rund 10'000 im Solde des Rohstoffmultis.
Doch die Expansion ins Minengeschäft bringt Glencore wiederholt in Konflikt mit Einheimischen – in Bolivien zu Beginn des Jahres gar mit der Regierung. Boliviens Präsident Evo Morales nationalisierte per Dekret das Erzschmelzwerk von Glencore – offizielle Begründung: Glencore habe das Werk nicht rechtmässig erworben. Das Zuger Unternehmen bestreitet das und fordert, nach der Enteignung zumindest entschädigt zu werden. Bolivien will nicht darauf eintreten. Man wolle klären, unter welchen Umständen Glencore das Schmelzwerk gekauft habe, bevor über eine Kompensation verhandelt werde, gibt der Handelsbeauftragte der bolivianischen Regierung, Pablo Solón, zu verstehen:
PS: "Antes de hablar de cualquier indemnización, primero tenemos que esclarecer la verdad. Porque no puede haber indemnización sobre la base de hechos absolutamente obscuros."
Und eine Kompensation könne es nur geben, sofern der Kauf der Mine rechtmässig erfolgt sei.

Nicht nur in Bolivien, auch anderswo kam es in Niederlassungen von Glencore und des Rohstoffkonzerns Xstrata, an der Glencore ein Drittel hält, zu Konflikten: In Peru, in Argentinien, in Sambia, und vor allem in Kolumbien. Mal waren es Arbeitskonflikte mit Entlassungen und Streiks, andere Male gab es Streit mit der lokalen Bevölkerung.
Stephan Suhner von der Arbeitsgruppe Kolumbien-Schweiz [sic, sollte eigentlich Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien heissen] hielt sich während eines Monats im Norden von Kolumbien auf, wo er in La Jagua Zeuge eines Arbeitskonflikts in der von Glencore kontrollierten Kohlemine wurde:
StS: "Am Tag als wir in Kolumbien angekommen sind, hat eine Tochterfirma von Glencore 117 Arbeiter entlassen. Das waren Arbeiter einer Temporärfirma. Deren Vertrag wurde von einem Tag auf den andern aufgekündigt ohne Angabe von genauen Gründen. Die entlassenen Arbeiter haben dann einerseits die Zugänge zur Mine blockiert, andererseits haben 30 Arbeiter innerhalb der Mine protestiert."
Der Konflikt eskalierte, kolumbianische Sicherheitskräfte gingen gewaltsam vor, Menschen wurden verletzt. Schliesslich hat das Unternehmen einen Teil der Belegschaft wieder eingestellt. Über das Schicksal der übrigen Arbeiter wird noch verhandelt.

Stephan Suhner reiste als Mitglied einer internationalen Delegation nach Kolumbien, die sich für die Rechte indigener Einwohner und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den Minen einsetzt. Seit Jahren engagieren sich Nichtregierungsorganisationen aus mehreren Ländern dafür, und legen dabei ein besonderes Augenmerk auf das Verhalten der multinationalen Konzerne aus den USA, aus Australien, und auch von Glencore. Der Schweizer Multi ist in Kolumbien vor 11 Jahren ins Bergbaugeschäft eingestiegen:
SS: "Glencore hat 1996 ein Handelsunternehmen aufgekauft, das auch Beteiligungen an Kohlenminen hatte, war dann während mehreren Jahren beteiligt an der grössten offenen Kohlenmine im Norden Kolumbiens, in El Cerrejón, und hat 2004 begonnen, vier weitere kleinere Kohlenminen im Nachbardepartement aufzukaufen und ist jetzt … im Kohlensektor relativ gut positioniert."

Der Aufstieg von Glencore zum wichtigen Kohleproduzenten war begleitet von Konflikten. Dorfgemeinschaften wurden vertrieben und zerstört. Es wurden zwar Entschädigungen angeboten, doch sie reichten meist nicht aus, eine neue Existenz aufzubauen. Eingeborene wehrten sich, wollten nicht weichen, wurden gewaltsam vertrieben, es gab Verletzte und gar Tote. Und noch mehr Ungemach droht, denn Kolumbien will in Kürze zum weltweit drittwichtigsten Kohleanbieter aufsteigen. Der Begbau wird noch mehr Böden beanspruchen. Für das Land bedeutet das hohe Deviseneinnahmen, weshalb ausländische Investoren hoch willkommen sind.

Der lokalen Bevölkerung bringt der Kohleboom allerdings wenig, hat Stephan Suhner bei seinem jüngsten Aufenthalt in der Bergbauregion erneut feststellen müssen:
SS: "Das Dorf, wo Glencore die Mine betreibt, ist etwa das zweit- oder drittreichste Dorf Kolumbiens, nur sieht man davon nichts. Das Dorf ist so arm wie jedes andere Dorf in Kolumbien: kein Trinkwasser, der Strom geht immer wieder weg, die Kindersterblichkeit ist enorm hoch, Umweltbelastung – es sind Dörfer, die mitten im Reichtum existieren, aber selber total arm sind und [wo] die Korruption eigentlich alle Gelder wegfrisst."

Da verwundert es nicht, dass die lokale Bevölkerung und die Mineure unzufrieden sind, immer wieder aufbegehren und versuchen, Bergbaukonzerne wie Glencore unter Druck zu setzen. Doch die Arbeiter und ihre Gewerkschaften haben das gleiche Problem mit Glencore wie Journalisten oder Unternehmensberater, die mehr über die Geschäftspolitik des Rohstoffunternehmens wissen möchten. Das hat Stephan Suhner bei seinem jüngsten Aufenthalt in Kolumbien erneut erfahren:
SS: "Die Arbeiter beschweren sich darüber, dass sie mit Glencore selbst noch gar nie gesprochen haben, dass Glencore für sie kein Gesicht hat. Aber man weiss natürlich, dass Marc Rich einer der Gründer war, und sie haben ein relativ schlechtes Bild von Glencore, ohne die Firma wirklich zu kennen."

Stephan Suhner ist einer der wenigen Aussenstehenden, dem vergönnt war, mit Glencore-Verantwortlichen reden zu können. Er hat in Kolumbien lange um ein Gespräch gebeten – vergeblich, hat er bereits gedacht. Doch am Tag vor seiner Abreise wurde er doch noch empfangen:
SS: "Ich war darüber sehr überrascht. Ich hatte es nicht erwartet. Die beiden Personen haben sehr betont, dass sie neu in der Region sind, dass sie die Sachen besser machen wollen. Sie haben versprochen, mehr Leute direkt einzustellen, zu besseren Bedingungen. Sie wollen soziale Institutionen fördern in der Region. Also in dem Sinn, wenn man sie mal beim Wort nehmen möchte, sehr positiv."
Doch ob es mehr als nur Versprechen sind, wird sich weisen. Stephan Suhner hofft es, bleibt aber skeptisch. Er wird jedenfalls genau beobachten, wie es weitergeht – als Sekretär der Arbeitsgruppe Kolumbien-Schweiz [sic] und zusammen mit NROs aus den USA und anderen Ländern. Und bricht in Kolumbien der Streit wieder aus, werden sie wieder protestieren und öffentlich Druck machen und versuchen, den Arbeitern Rückhalt zu geben.

Doch zurück in die Schweiz: Hier, in der Glencore-Zentrale in Baar, gelten wieder die bekannten Verhaltensregeln. Dem Journalisten war es nicht vergönnt, mit Glencore-Vertretern zu reden. Per Mail wurde ihm nur beschieden: "Nach unserer Meinung haben die Unternehmen die Verantwortung, richtig zu handeln, anstatt über Verantwortung zu berichten."

Das befriedigt nicht nur den Berichterstatter nicht. Auch Klaus-Rainer Kirchhoff von der Kirchhoff-Consulting erwartete mehr von einem bedeutenden Rohstoffkonzern, wie Glencore einer ist:
KRK: "Was den Umgang mit den Mitarbeitern angeht, was die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung angeht, was den Bereich Umwelt angeht, da ist es eigentlich relativ egal, ob ein Unternehmen an der Börse ist oder nicht. Es hat darüber Rechenschaft abzulegen, und es hat da auch Verantwortung zu übernehmen."
Doch, ob der Appell in der Zentrale gehört wird? Man wird es sehen, wenn sich Klaus-Rainer Kirchhoff zusammen mit seinen prominenten Juri-Mitgliedern, wie dem langjährigen ehemaligen Nestlé-Chef Helmut Maucher und dem ehemaligen Chef des UNO-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, daran macht, sein nächstes Good Company Ranking zu erstellen.

Man kann gespannt sein, ob Glencore auch dann wieder, weniger als alle anderen Grosskonzerne Europas, in seine Geschäftsbücher und Praktiken blicken lässt.

Absage: Der heimliche Rohstoffriese Glencore und sein unheimliches Geschäftsgebaren – das war der Beitrag von Markus Mugglin.
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Zur Zeit zu hören auf http://www.trend.drs.ch

Wednesday, 5 September 2007

Alliance Sud zum Gebana-Pilotprojekt "Bio&Fair Treibstoff"

Guten Tag und willkommen zum neuesten Eintrag in meinem Blog.

Heute möchte ich eine Stellungnahme von Alliance Sud zu einem Ag(g)rotreibstoff-Projekt der Gebana mit Euch teilen. Kolumbien ist insofern betroffen, als die gegenwärtige Regierung irrsinnige Projekte verfolgt, auf Hunderttausenden von Hektaren Land – auch bisher unberührte Urwälder mit unermesslichen Schätzen an Flora und Fauna – Ölpalmen für die Produktion von sogenanntem Biodiesel anzupflanzen. Was dabei verschwiegen wird, sind Vertreibungen von Tausenden von Kleinbauern, die Zerstörung von unberührter Natur, die Tatsache, dass eine Ölpalm-Plantage eine Lebenszeit von ca. 30 Jahren hat -- danach ist der Boden wegen dichter Wurzelung kaum mehr für etwas zu brauchen, oder nur mit riesigem Aufwand. Wieder einmal regieren kurzfristige Profitinteressen. Natürlich ist es nicht die kolumbianische Regierung, die da allein wirkt – dafür braucht es die Ag(g)roindustrie, und dazu gehören auch Multis mit Sitz in der Schweiz (zB Syngenta, einem der grössten Chemiemultis der Welt -- via Novartis aus dem Zusammenschluss Mitte der 1990er Jahre von Sandoz und Ciba entstanden).

Mit Nachdruck unterstütze ich die Aussage von Rosmarie Bär im nachfolgenden Communiqué: "Der Weg in eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik führt über eine CO2-Abgabe, über Effizienz und Sparsamkeit."

Danke für Ihre/Deine Mitarbeit, damit wir diesem Ziel Tag für Tag näher kommen.


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Gebana-Pilotprojekt „Bio&Fair Treibstoff“
Stellungnahme [von Alliance Sud] an der Medienkonferenz vom 28. August 2007

Fair Trade mit Biotreibstoffen?

Von Rosmarie Bär, Alliance Sud
(http://www.alliancesud.ch/deutsch/pagesnav/frames.htm)

Ich halte es gleich zu Beginn und unmissverständlich fest: Alliance Sud hat nicht die Seite gewechselt. Weder stimmen wir in ein generelles Lied der Euphorie auf Agrotreibstoffe aus Entwicklungsländern ein, noch verschenken wir doppelte Cumuluspunkte an die Migrol. Für Alliance Sud sind Agrartreibstoffe aus dem Süden kein taugliches Mittel, um den globalen Klimawandel zu stoppen, noch eine Chance für Entwicklungsländer, mit dem Export dieser Treibstoffe auf breiter Basis ihre Armut zu verringern.

Vier Medienmitteilungen, die in den letzten Wochen erschienen sind, zeigen, wie berechtigt und nötig eine kritische Haltung zum energie- und klimapolitischen Bestseller mit der verführerischen oder vielmehr irreführenden Bezeichnung „Biotreibstoffe“ ist:

Die erste Meldung: Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnt davor, „dass der Bioenergieboom in Europa Millionen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner in Ländern des Südens in Bedrängnis bringt. Allein in Indonesien und Malaysia sind rund 47 Millionen Angehörige indigener Völker von der geplanten Ausweitung des Anbaus von Ölpalmen betroffen“.

Die zweite Mitteilung kommt von der internationalen Wasserwoche in Stockholm: „Expertinnen und Experten haben in Stockholm vor einer massiven Wasserverknappung durch die erwartete Massenproduktion von Ethanol und anderen Biotreibstoffen für Autos gewarnt. Als ungelöstes Problem bezeichneten sie auch die Notwendigkeit riesiger Anbauflächen für die Biobrennstoffe.“

Die dritte Meldung: „Die Produktion von Biotreibstoffen kann weltweit zu Hunderttausenden von Hungertoten führen, warnt Jean Ziegler, UN-Sonderbotschafter für das Recht auf Nahrung. Laut Ziegler breiten sich in Nord- und Ostbrasilien immer mehr Zuckerplantagen für die Ethanol-Produktion aus, wodurch immer weniger Land für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern übrig bleibe.“

Die vierte Meldung ist ein Protestschreiben von europäischen NGOs an ihre Regierungen: „Die Europäische Investment Bank (EIB) plant die Vergabe von Krediten über gut 37 Millionen Euro an EU-Konzerne, die in den brasilianischen Markt für Agrotreibstoffe investieren wollen. Das hat noch mehr Monokulturen zur Folge, bedroht sensible Ökosysteme wie Amazonas und Pantanal sowie die Nahrungsmittelversorgung der armen Bevölkerung“.

Trotzdem nimmt Alliance Sud an dieser Medienkonferenz teil. Weshalb? Weil wir das Pilotprojekt, das Gebana heute lanciert, aus unserer kritischen entwicklungspolitischen Perspektive geprüft und an den Kriterien gemessen haben, an die der Einsatz von „Biotreibstoffen“ – zusätzlich zu einer positiven Ökobilanz – zwingend gebunden werden muss. Zu welchen Schlüssen sind wir dabei gekommen?

1. Das Pilotprojekt kommt für die Schweiz zur richtigen Zeit. Im Moment läuft auf Bundesebene die Vernehmlassung zur Revision der Mineralölsteuerverordnung. Bekanntlich sollen nach dem Willen des Bundesrates und des Parlamentes als Beitrag zum Klimaschutz vermehrt Agrotreibstoffe getankt werden. Dazu sollen sie ab dem 1.1.08 von der Mineralölsteuer befreit werden. Allerdings hat das Parlament – nicht zuletzt auf Druck von Hilfswerken und Umweltorganisationen – als Voraussetzung für die Steuerbefreiung eine positive ökologische Gesamtbilanz ins Gesetz geschrieben, aber auch soziale Produktionsstandards verlangt. Das federführende Finanzdepartement behauptet nun, die soziale Dimension sei bis auf weiteres nicht zu fassen, man müsse auf ein internationales Label warten und das brauche Zeit. Eine solche Ignoranz der gesetzlichen Auftrages ist nicht akzeptabel.

Gebana liefert mit ihrem Pilotprojekt den Beweis, dass es soziale Kriterien gibt, die erfüllt werden können und müssen, u.a.:
• Soziale und gesundheitliche Mindestanforderungen nach den ILO-Konventionen
• Keine Kinderarbeit
• Existenzsichernde Löhne
• Organisationsfreiheit und Kollektivverhandlungen
• Lohngleichheit von Mann und Frau
• Schutzkleidung etc.

2. Das Pilotprojekt untergräbt weder die Ernährungssicherheit der Bevölkerung noch treibt es die Nahrungsmittelpreise in die Höhe. Es wird kein Land beansprucht oder weggenommen, auf dem bis anhin Nahrungsmittel gepflanzt wurden: Es wird nicht für den Tank statt für den Teller produziert.

3. Beim Gebana-Projekt handelt es sich nicht um industrielle Plantagen und Monokulturen in der Hand von Agro- und Erdöl-Konzernen mit sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen. Es sind selbständige Kleinbauernfamilien, die auf ihrem Land unter dem Label „bio&fair“ Soja als Nahrung für Menschen pflanzen. Vom „Nebenprodukt“ Sojaöl ihrer Lebensmittelproduktion können sie zusätzlich profitieren.

4. Das Gebana-Pilotprojekt führt in diesem Rahmen zu keinen Abholzungen und Rodungen. Umso wichtiger ist es, dass Gebana die Warnung des Umweltberatungsunternehmens Carbotech ernst zu nehmen, wenn es in seiner Studie schreibt: „... zudem ist zu beachten, dass jede zusätzliche Nutzung von Sojaöl zu einem erhöhten Druck auf den Urwald und damit indirekt zu einer Abholzung führen kann“.

Das Fazit aus entwicklungspolitischer Sicht: Das Pilotprojekt zeigt klar die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen und die Gefahren des Agrotreibstoff-Geschäfts auf. Wir bewerten das Pilotprojekt positiv, weil es zeigt, dass es auch anders geht. Es zeigt eine Alternative auf zur weltweiten Agrotreibstoff-Produktion, mit all ihren verheerenden ökologischen und sozialen Folgen.

Nach wie vor aber gilt: An den Agrartreibstoffen wird das Klima nicht genesen und die Ölabhängigkeit der Industriestaaten nicht verringert. Insbesondere im Verkehrsbereich nimmt der Energieverbrauch – wie wir alle wissen – weiterhin zu. Agrotreibstoff wird lediglich als zusätzliche Energiequelle für einen weiterhin steigenden Energiebedarf angezapft. Es ist deshalb ein falscher Ansatz und greift zu kurz, wenn wir Agrotreibstoffe fiskalisch begünstigen, gleichzeitig immer mehr und immer verbrauchsintensivere Autos herumfahren und immer mehr Lastwagen quer durch Europa unterwegs sind. Der vermeintliche Weg aus der Treibhausfalle ist so eine Sackgasse. Nicht zuletzt, weil die grössten Verbraucher von Agrotreibstoffen, unter ihnen die USA, gegen jegliche Veränderung des Mobilitätsverhaltens und der Konsum- und Produktionsmuster in den Industrieländern sind. Sie weigern sich auch, auf internationaler Ebene verbindliche Klimaschutzziele zu anerkennen. Der Weg in eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik führt über eine CO2-Abgabe, über Effizienz und Sparsamkeit.

Vor allem aber greifen wir mit der gegenwärtigen „Agrotreibstoff-Politik“ nach der Nahrung der Ärmsten, um unsere Autos zu füttern. Dies kommt einem neokolonialen Übergriff gleich, mit dem wir die Menschenrechte in den Entwicklungsländern verletzen, nicht zuletzt das Recht auf Nahrung. Watch Indonesien, eine NGO, die sich mit der Problematik befasst, appellierte kürzlich an der UNO in New York: „Löst eure Energieprobleme nicht auf unsere Kosten!“

Mit seinem Pilotprojekt beherzigt Gebana diese Aufforderung. Nicht mehr und nicht weniger.

Kontakt: Rosmarie Bär
Gebana AG: http://www.gebana.com/htm/vom_bauern_d.htm
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Quelle dieses mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin hier veröffentlichten Artikels: http://www.alliancesud.ch/deutsch/pagesnav/frames.htm

Friday, 17 August 2007

Weitere Infos zu Kolumbien, La Jagua: Protest gegen Glencore droht mit Gewalt gelöst zu werden



Weiterhin ungelöste Lage in der Glencore-Mine von La Jagua, Kolumbien --
Bitte schreiben Sie Protestbriefe!



Folgenden Musterbrief kannst Du/können Sie an folgende Adressen mailen:

Frau Lotti Grenacher, Glencore
Embajada de Colombia, Berna

Kopien z.B. an Herrn Thomas Kupfer, Schweizer Botschafter in Kolumbien , Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, Fachstelle Bern , MultiWatch

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Sehr geehrte Frau Grenacher, Muy estimad@s señor@s

Aufgrund jüngster Berichte aus der Glencore-Minie in La Jagua/Kolumbien scheint sich die Lage dort zuzuspitzen. Ich bitte Sie deshalb nochmals, sich mit allen Mitteln fuer eine fuer die Arbeiter akzeptable und v.a. friedliche Loesung einzusetzen.

Sie erinnern sich: Am 1.8.07 auf illegale Art und Weise entlassene Arbeiter protestieren seither zusammen mit ihren Familien vor dem Eingang zur Mine. Eine am 8.8. drohende gewaltsame Aufloesung der Versammlung konnte bisher durch internationalen Druck verhindert werden. Hingegen ist inzwischen die Gegend massiv militarisiert und eine Spezialeinheit der Ordnungspolizei eingeflogen worden. Laut vertrauenswuerdigen Berichten ist dem Buergermeister von La Jagua de Iberico die Befugnis uebertragen worden, die Aufloesung der Versammlung zu veranlassen. Auch soll er unter Druck stehen, dies demnaechst zu tun.

Ich mache mir grosse Sorgen um das Wohl der rund 300 Protestierenden, darunter Frauen und Kinder. Sie haben bereits 14 Tage in grosser Hitze ausgeharrt und dem Druck standgehalten.

Daher bitte ich Sie nochmals dringend, sich der Verantwortung zu stellen und auf Verhandlungen mit den Arbeitern einzulassen.

Mit hochachtungsvollen Gruessen
(Unterschrift)

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