Wednesday 27 June 2007

Guter Hintergrundartikel zu Agrotreibstoffen (FOCUS online)

Meine Liebe, mein Lieber, Guten Tag!

Im folgenden gebe ich einen sehr guten Hintergrundartikel wieder, der mir heute in die Inbox geflattert ist. Die Quelle ist FOCUS online, genauer http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima

Meine einzige Kritik am Artikel ist, dass der Autor immer noch von "Bio"kraftstoffen spricht, wo es doch nachgerade anti-Bio, also gegen das Leben gerichtete Kraftstoffe sind, mit denen wir es zu tun haben. Es wäre viel besser, den Ausdruck "Agrotreibstoffe" zu verwenden, der die Verbindung zur Agrikultur/Landwirtschaft noch enthält, aber auch darauf hinweist, dass riesige Geschäftsinteressen, das sogenannte Agribusiness, dahinter stecken. Selber nenne ich diese Geschäftemacherei gerne "Aggrobusiness", weil sie so extrem aggressiv auftreten.

Doch hier nun der Artikel:

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Biokraftstoffe

Tödlicher Sprit


Mafiöse Banden, abgeholzte Regenwälder und Hungersnöte - die Produktion des Bioethanol, das in Zukunft Autos antreiben wird, hat viele dunkle Seiten.

Von Michael Odenwald

Innocence Dias starb einen grausamen Tod. Die Mörder schnitten ihm die Kehle durch, und er hatte sieben Messerstiche im Körper. Sein Fehler war, dass er sein Land nicht an eine Gruppe von Paramilitärs verkaufen wollte, die eines Tages in seinem Dorf Llano Rico im kolumbianischen Departement Antioquia auftauchte. Nach dem Mord gab Dias' Familie auf und floh. Heute wachsen auf dem Land der Vertriebenen Ölpalmen der Biokraftstoff-Firma Urapalma, mit der die Paramilitärs zusammengearbeitet haben. "Dias starb, weil die Welt ökologisiert wird", kommentierte die britische "Sunday Times", die Anfang Juni ausführlich über das Verbrechen und seine Hintergründe berichtete.

Flüchtlinge im eigenen Land

Verbrechen wie dieses haben in Kolumbien System. Dahinter stecken Großgrundbesitzer und eben die Biokraftstoff-Hersteller. Sie kaufen jedes verfügbare Land, um darauf Ölpalmen anzubauen. Vor vier Jahren nahmen Ölpalmenplantagen in dem südamerikanischen Land 172 000 Hektar ein, bis Ende 2007 werden sie sich nach Regierungsangaben auf 400 000 Hektar ausgedehnt haben. Angeheizt wird der Boom durch den riesigen Bedarf an Biokraftstoffen in den USA und Europa. Den Lieferanten winken riesige Profite. Für die Kleinbauern hat er jedoch verheerende Folgen. Zehntausende wurden wie die Familie Dias von ihrem Besitz vertrieben und zu Flüchtlingen im eigenen Land.

Die dunkle Seite der Zukunftsenergie

Damit wird die dunkle Seite einer Technologie sichtbar, die doch eigentlich eine helle Energiezukunft verspricht.

Energiepflanzen wachsen dauerhaft nach, und bei nachhaltigem Anbau sind sie CO2-neutral, denn bei ihrer Verbrennung wird nur so viel von dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) frei, wie die Pflanzen vorher aus der Luft aufgenommen haben. Werden fossile Kraftstoffe verbrannt, gelangt hingegen zusätzliches CO2 in die Atmosphäre.

Biokraftstoffe reduzieren zudem die Abhängigkeit vom Öl, das meist aus politisch instabilen Regionen stammt und überdies zunehmend knapp wird. Deshalb setzen die Regierungen der Industriestaaten auf die aus Pflanzen gewonnene Energie. Weltweit schreiben bereits 30 Länder vor, Mineralölprodukte mit Biosprit zu strecken. In Deutschland sind ab 2007 bei Benzin zwei Prozent Beimischung Pflicht, bei Diesel 4,4 Prozent. Bis 2012 will die EU den Bio-Anteil bei allen Kraftstoffen auf 5,75 erhöhen.

Auch die USA schwenken auf den grünen Kurs ein. Der Verbrauch von fossilem Öl, verkündete Präsident George W. Bush im Januar, solle sich in den nächsten zehn Jahren um 20 Prozent reduzieren. Dazu fährt das Land die Produktion vor allem von Bioethanol hoch. Derzeit erzeugen 100 Firmen mehr als 18 Milliarden Liter davon. Dazu nutzen sie 20 Prozent der US-Maisernte, 2008 sollen es schon 25 Prozent sein. Deshalb kommen praktisch im Wochenrhythmus neue Produktionsstätten hinzu. Bis 2030 sollen die Produktionskapazitäten für 227 Milliarden Liter reichen. *)

Der Ausbau der grünen Energie

Das Potenzial an Biomasse ist gewaltig. Theoretisch könnte sie den Weltenergiebedarf je nach Effizienz der Nutzung zehn- bis 20-mal decken. Wie die Umweltorganisation WWF errechnete, ließen sich in den Industrieländern bis 2020 etwa 100 Millionen Haushalte mit Biomasse-Strom versorgen. Ihr CO2-Ausstoß würde dabei um eine Milliarde Tonnen jährlich sinken.

In Deutschland, so ermittelte das Darmstädter Öko-Institut, könnten Pflanzen bis 2030 rund 16 Prozent des Stroms, zehn Prozent der Wärme und 15 Prozent der Kraftstoffe für Autos liefern. Der Ausbau der grünen Energie verspreche zudem 200 000 neue Jobs meist im ländlichen Raum. Bauern, die künftig als Energiewirte firmieren, winken steigende Erlöse. In der Dritten Welt holen die Brennstoffe vom Acker zahllose Farmer zurück ins Geschäft, die auf dem Weltmarkt, der von subventionierten EU- und US-Produkten überschwemmt wird, nicht mehr mithalten konnten, ihre Felder verließen und in städtische Slums flüchteten. "In Afrika kommt wieder Land unter den Pflug, weil die Nachfrage nach Biokraftstoffen wächst", konstatiert Peter Schrum, Präsident des Bundesverbands Biogene Kraftstoffe (BBK). "Zugleich werden Lebensmittel produziert. Dies ist die effektivste Entwicklungshilfe."

Soja aus Südamerika, Mais aus Weißrussland

Heute tanken deutsche Fahrzeuge vier Millionen Tonnen Rapsdiesel. Das sind 14 Prozent des Diesel-Gesamtverbrauchs von knapp 29 Millionen Tonnen (Benzin: 25 Millionen Tonnen; Zahlen von 2005). Von einer Selbstversorgung ist die Bundesrepublik damit weit entfernt. "Im günstigsten Fall", sagt BBK-Chef Schrum, "lassen sich beim Diesel 30 Prozent ersetzen und beim Benzin 20 Prozent." Nach Angaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe wäre bis 2020 der Anbau auf etwa 3,5 Milliarden Hektar möglich. Das ist fast ein Drittel der deutschen Ackerfläche. Sie könnten durch verbesserte Herstellungsmethoden ohne Konflikt mit der Lebensmittelproduktion 11 Millionen Tonnen Biokraftstoff liefern.

Darüber hinaus gehende Quantitäten müssten importiert werden. Als mögliche Erzeugerländer nennt Schrum die Ukraine und Weißrussland: "Die Ukraine hat sechsmal so viel Ackerland wie Deutschland. Sie könnte sich komplett selbst versorgen und hätte dann immer noch Überschüsse. Die Hälfte davon könnte unsere Lücken bei Diesel und Ethanol füllen." Dazu müsse noch Soja aus Südamerika kommen.

Die Branche im Goldrausch

Diese Entwicklung versetzt die Branche in einen Goldrausch. Im März trafen sich ihre Vertreter zum Kongress "Worldbiofuelmarkets" in Brüssel.

Im Jahr 2020, rechneten Experten dort vor, werde es weltweit mehr Biokraftstoff geben als Öl aus Saudi-Arabien. Entsprechend fließen viele Milliarden Dollar in den neuen Markt. Davon wollen auch die US-Farmer profitieren. Viele schwenken um auf Maisanbau zu Lasten anderer Kulturen wie Soja, Weizen und Baumwolle. Im traditionellen Weizenstaat Kansas etwa übersteigt die Maisproduktion die des Brotgetreides bereits um 23 Prozent. Für Sojaöl als Rohstoff für Biodiesel erwarten Experten indes bald einen ähnlichen Höhenflug. Dann, fürchten Umweltschützer, reiche die Anbaufläche nicht mehr aus, um die Nation gleichzeitig zu ernähren und mobil zu halten. Deshalb könnten Naturreservate unter den Pflug kommen.

Keine Agaven für Schnaps

Für viele Länder wandelt sich der mögliche Segen jedoch zum Fluch. In Mexiko gab es im Frühjahr Proteste gegen den Preisanstieg bei Mais und damit beim Grundnahrungsmittel Tortilla. Weil die USA riesige Mengen an Mais in die Produktion von Ethanol umlenkten, verteuerten sich für den südlichen Nachbarn die Importe. Einheimische Bauern konnten nicht in die Bresche springen: Die vormals billigen US-Einfuhren hatten viele von ihnen zur Aufgabe gezwungen.

Mittlerweile schlagen auch die Tequilaproduzenten Alarm: Das Angebot an Blauen Agaven, die den Grundstoff für den Schnaps liefern, ist um 35 Prozent gesunken, weil viele Bauern vom Agavenanbau auf Mais umstellen. In Nord- und Ostbrasilien breiten sich die Zuckerrohrplantagen für die Ethanolproduktion immer weiter aus. Wie in Kolumbien werden Kleinbauern verdrängt und müssen sich in sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen bei den Biosprit-Herstellern verdingen. Das Land erzeugt heute 21 Milliarden Liter Bioethanol pro Jahr aus Zuckerrohr. 2010 sollen es 30 Milliarden Liter sein. Dem Zuckerrohr muss Regenwald weichen, und auch das Pantanal ist bedroht. Bis 2050, fürchten Naturschützer, könnte dieses größte Feuchtgebiet der Welt verschwunden sein.

Keine Braugerste, kein Bier

Auch Deutschlands Biertrinker könnten bald unter dem neuen Goldrausch leiden. Denn es fehlt an Braugerste. Brauereien ohne ausreichende Vorräte drohen daher Produktionsengpässe. Ursache ist neben einer schlechten Ernte ein Rückgang der Anbaufläche. "Dies begann durch den sinkenden Bierkonsum", erklärt Kai Schürholt, Sprecher des Deutschen Brauerbundes. "Neuerdings gibt es jedoch eine Flächenkonkurrenz durch die Bioenergiebranche. Dadurch verringert sich der Braugerste-Anbau weiter, und die Bierpreise könnten steigen."Auch die deutsche Ernährungsindustrie sorgt sich um ihre Rohstoffe. Sie begrüße zwar den Ausbau der Bioenergien, doch um eine Beeinträchtigung der heimischen Nahrungsmittelproduktion zu vermeiden, dürfe sie der Staat nicht unangemessen fördern, verlautbarte jüngst ihre Bundesvereinigung.

Steigende Lebensmittelpreise und Hungerkatastrophen

Selbst in den USA steigen durch den Biosprit-Boom die Lebensmittelpreise. Bei Mais verdoppelten sie sich bereits, was in der Fleischproduktion die Kosten treibt. Raps- und Sojaöl legten bereits im vergangenen Jahr kräftig zu, und auch Alkohol als Rohstoff - unter anderem für Spirituosen - verteuerte sich weltweit um 25 Prozent.

Weil Agrarprodukte künftig im Lande bleiben, glauben Fachleute, gehe auch die Rolle der USA als globale Kornkammer verloren, was unter anderem die Nothilfe für Hungergebiete beeinträchtige. "Amerikas Farmer ernähren nicht länger die Welt", klagt Ken Cook von der Environmental Working Group in Washington. "Stattdessen ernähren sie Geländewagen." Weltweit, warnte soeben der bekannte Soziologe und frühere Schweizer Parlamentsabgeordnete Jean Ziegler, könne der Schwenk zu den Energiepflanzen zu 100 000 Hungertoten führen.

Biosprit zerstört Regenwald

Die Klimaneutralität des Biosprits entpuppt sich zunehmend als Mär.

In Malaysia und mehr noch in Indonesien werden riesige Regenwaldflächen zerstört, um Raum für Ölpalmen zu schaffen. Sie sind die ergiebigsten Energiepflanzen der Welt und bringen mit bis zu sieben Tonnen Öl pro Hektar und Jahr etwa zehnmal so viel Ertrag wie Soja. "Die Industrie entdeckt das Geschäft mit dem Palmöl, doch dieser Boom vernichtet tropische Wälder", klagt Reinhard Behrend, Leiter der Hamburger Umweltorganisation Rettet den Regenwald (RdR). Betroffen sind vor allem Torfsumpfwälder auf Borneo und Sumatra. Sie werden trockengelegt, die Vegetation wird abgefackelt. Jährlich müssen 500 000 Hektar Wald den Ölpalmenplantagen weichen.

Die Folgen ermittelte der Ökologe Florian Siegert von der Universität München. Auf Satellitenbildern identifizierte er 2006 in Indonesien, Malaysia und Brunei über 116 000 Feuer, davon 35 Prozent auf Torfböden. Sie setzten über zwei Milliarden Tonnen CO2 frei - fast zehn Prozent der globalen Emissionen. Rekordfeuerjahr in der Region war indes 1997/98. Damals bedeckte eine riesige Rauchwolke ganz Südostasien. Siegert dazu: "Es ist kaum vorstellbar, wie viele Ölpalmen es bräuchte, um diese Mengen durch Erdöleinsparungen zu kompensieren."

Torf zersetzt sich, CO2 wird frei

Nach Berechnungen der niederländischen Naturschutzorganisation Wetlands International werden durch die Zersetzung des Torfs pro Hektar und Jahr 70 bis 100 Tonnen CO2 frei. Für jede erzeugte Tonne Palmöl gelangen mithin 33 Tonnen des Treibhausgases in die Luft. Würde die daraus gewinnbare Energie durch die Verbrennung von Erdöl erzeugt, wären es nur drei Tonnen. In Indonesien heizt die Regenwaldvernichtung zudem soziale Konflikte an. Auch dort werden zahlreiche Menschen wegen der Plantagen von ihrem Boden vertrieben.**)

Gleichwohl verfeuern deutsche Blockheizkraftwerke jährlich 300 000 Tonnen Palmöl. In Schwäbisch Hall etwa ging unlängst eine 5-Megawatt-Anlage in Betrieb, mit einem Jahresverbrauch von 7500 Tonnen. Es werde von Altplantagen in Malaysia bezogen, versichern die Betreiber, zudem sei der Lieferant Mitglied des "Runden Tischs für nachhaltiges Palmöl", dem Erzeuger und Nutzer angehören. Dieses Gremium aber, kritisiert RdR-Chef Behrend, gewährleiste keine Produktionskontrolle.

Im Saarhafen Saarlouis-Dillingen plant ein Firmenkonsortium den Bau einer Anlage mit zwölf Blockheizkraftwerken. "Allein für deren Betrieb müssen 20 571 Hektar Regenwald sterben", fürchtet Andreas Kleber, Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Dillinger Stadtrat. Zwar startete der saarländische Umweltminister Stefan Mörsdorf eine Bundesratsinitiative für eine nachhaltige Palmölproduktion, im Fall Dillingen hält er sich bis jetzt aber bedeckt.

Die Bioethanolherstellung schadet dem Klima

Die Bioethanolherstellung schadet dem Klima. Für Dünger, Pestizide, den Landmaschineneinsatz und schließlich die Verarbeitung von Maiskörnern und Zuckerrohr zu Sprit bedarf es viel fossiler Treibstoffe.

Deshalb gibt Bioethanol nur 20 Prozent mehr Energie her, als zu seiner Herstellung nötig war. Bei Pflanzenölen für Biodiesel in Mitteleuropa, etwa aus Raps, Sonnenblumen oder Rübsen, ist es mit der Klimawirkung ebenfalls nicht weit her. Sie erbringen einen Energieüberschuss von 50 Prozent. Bei Stärkepflanzen zur Ethanolproduktion ist die Bilanz etwas besser. Getreide erreicht trotz der energieintensiven Destillation einen "Erntefaktor" von 60 Prozent, Zuckerrüben sogar 100 Prozent. Unerfreulich fällt auch die Umweltbilanz der heutigen Energiepflanzen aus. Beim Rapsanbau, schreibt das Heidelberger Ifeu-Institut in einer Studie, schlagen der hohe Flächenverbrauch und der intensive Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln negativ zu Buche.

Die Zertifizierung der Rohstoffe

Trotz all der negativen Auswirkungen führt an der Nutzung der Biokraftstoffe kein Weg vorbei, dies konzedieren auch die Naturschützer. Die Pflanzen, fordern sie, müssen aus nachhaltigem Anbau stammen. Ebenso sei aber ihre bessere energetische Verwertung erforderlich. "Dann sind volle Tanks und volle Teller zugleich möglich", erkennt Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Grünen. Die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion werde sich einpendeln, wenn erst einmal alle geeigneten brachliegenden Flächen genutzt werden. Bis dahin seien aber noch reichliche Marktverwerfungen zu erwarten.

Zwingend ist jedoch eine Zertifizierung der Rohstoffe, insbesondere des Palmöls. Das Bundeslandwirtschaftsministerium beauftragte bereits Experten mit der Ausarbeitung eines Zertifizierungssystems, das eine nachhaltige Produktion des Palmöls gewährleisten soll. Noch in diesem Jahr soll ein zweijähriger Probelauf beginnen. Umweltschützer sind skeptisch: In Deutschland könne doch niemand feststellen, ob in Indonesien Öl aus Raubbau-Plantagen unter zertifizierte Erzeugnisse gemischt werde, argumentieren sie.

China zieht die Notbremse

Als erstes Land zog jetzt China die Notbremse. Trotz seines wachsenden Energiebedarfs verfügte die Regierung Anfang Juni bei der Bioethanolproduktion ein Moratorium. Auch im Reich der Mitte waren durch den Energiepflanzenanbau die Preise vieler Lebensmittel rapide gestiegen. Jetzt sollen Wissenschaftler im Regierungsauftrag untersuchen, wie Energie- und Nahrungspflanzen koexistieren können. Erst wenn sichergestellt ist, dass Lebensmittel auch künftig preiswert und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, darf die Biosprit-Herstellung weitergehen. Für sie, verlautbarten Pekings rote Mandarine, habe die Ernährungssicherheit im Land oberste Priorität. Sie wissen aber auch, dass sonst Volksaufstände drohen, die ihre Herrschaft rasch beenden könnten.

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*) Mein Kommentar aufgrund einer Radionachricht von heute: GWBush, der US-Präsident, will die 2. Generation von Agrotreibstoffen fördern. Dank neuer Verfahren soll Äthanol aus Zellulose hergestellt werden. Hier wird ein Problem wiederum die Energieeffizienz sein; zudem: was geschieht mit unseren Böden, Mikroben, Pilzen, Käfern, Insekten wenn die Biomasse nicht mehr als Lebensraum zur Verfügung steht, sondern in rauen Mengen verfeuert/chemisch umgeformt wird?

**) Mein Kommentar aufgrund einer BBC TV Dokumentation, Save the Planet, von vergangener Woche:
Auch die letzten Populationen des vom Aussterben bedrohten Orang Utan - des dem Menschen am ähnlichsten Menschenaffen - sind durch diese Plantagen extrem in die Enge getrieben.

Kommentare können auf http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima abgegeben werden.

Monday 11 June 2007

Chiquita im Zusammenhang mit Gewalttaten in Kolumbien verklagt

Liebe Leute

Im folgenden leite ich eine AFP-Meldung weiter, die Euch interessieren dürfte, falls Ihr sie noch nicht gelesen habt. Das Zitat läuft von **** zu ****.

Mein Fazit ist absolut klar: Wenn schon Bananen und andere Südfrüchte, dann nur solche, die mit dem Max Havelaar-Siegel ausgezeichnet sind, das für ein Mindestmass an Mitbestimmung der Produzierenden garantiert. Idealerweise kaufen wir nur Produkte, die auch "biologisch", also ohne Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden produziert worden sind.

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AFP -- 09. Juni 2007

Chiquita im Zusammenhang mit Gewalttaten in Kolumbien verklagt

Washington - Hinterbliebene von 173 Gewaltopfern in Kolumbien haben den US-Bananenkonzern Chiquita wegen dessen Unterstützung ultrarechter paramilitärischer Gruppen auf Schadenersatz in Höhe von mehreren Millionen Dollar verklagt. Der Leiter des Anwaltsteams, Terry Collingsworth, sprach am Donnerstag (Ortszeit) von einem "Markstein" in der Rechtsgeschichte. Möglicherweise handele es sich bei dem Verfahren in Washington um den größten Terroristenprozess, den es je gegeben habe. Die paramilitärischen AUC-Milizen ermordeten dem Rechtsanwalt zufolge in den vergangenen zehn Jahren mehr als 10'000 Menschen, viele von ihnen in den Chiquita-Plantagen im Norden Kolumbiens.

Chiquita hatte im März eingeräumt, die zum Schutz der Bananenplantagen im Departamento Antioquia eingesetzten Milizen der Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (AUC) zwischen 1997 bis 2004 mit mehr als 1,7 Millionen Dollar (fast 1,3 Millionen Euro) unterstützt zu haben. Wenig später erklärte sich das Unternehmen bereit, 25 Millionen Dollar Strafe zu zahlen.

Die AUC-Todesschwadronen begingen in ihrem Kampf gegen linksgerichtete Rebellen Massaker mit Hunderten von Toten. Die US-Regierung setzte die AUC Ende 2001 auf ihre Liste von Terrororganisationen. Nach einem Abkommen mit der Regierung in Bogotá schlossen die Paramilitärs im vergangenen Jahr offiziell ihre Entwaffnung ab.

Die Klage wurde an dem Tag eingereicht, als Kolumbiens rechtsgerichteter Präsident Alvaro Uribe in Washington für die Ratifizierung des Ende 2006 zwischen seinem Land und den USA unterzeichneten Freihandelsvertrags warb. Der von den Demokraten beherrschte Kongress hat Vorbehalte gegen die Ratifizierung geltend gemacht, solange die Straflosigkeit für AUC-Milizionäre und die Gewalt gegen Gewerkschaftsmitglieder in Kolumbien anhält.

Wegen ihrer Verbindungen mit den Paramilitärs wurden in vergangenen Wochen zahlreiche kolumbianische Regierungsvertreter und Parlamentarier festgenommen. Auch Uribe selbst, der einst Gouverneur von Antioquia war, wird von linker Seite vorgeworfen, in Machenschaften mit den Ultrarechten verstrickt zu sein.
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Quelle: http://www.net-tribune.de/article/090607-71.php