Friday 17 August 2007

Weitere Infos zu Kolumbien, La Jagua: Protest gegen Glencore droht mit Gewalt gelöst zu werden



Weiterhin ungelöste Lage in der Glencore-Mine von La Jagua, Kolumbien --
Bitte schreiben Sie Protestbriefe!



Folgenden Musterbrief kannst Du/können Sie an folgende Adressen mailen:

Frau Lotti Grenacher, Glencore
Embajada de Colombia, Berna

Kopien z.B. an Herrn Thomas Kupfer, Schweizer Botschafter in Kolumbien , Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, Fachstelle Bern , MultiWatch

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Sehr geehrte Frau Grenacher, Muy estimad@s señor@s

Aufgrund jüngster Berichte aus der Glencore-Minie in La Jagua/Kolumbien scheint sich die Lage dort zuzuspitzen. Ich bitte Sie deshalb nochmals, sich mit allen Mitteln fuer eine fuer die Arbeiter akzeptable und v.a. friedliche Loesung einzusetzen.

Sie erinnern sich: Am 1.8.07 auf illegale Art und Weise entlassene Arbeiter protestieren seither zusammen mit ihren Familien vor dem Eingang zur Mine. Eine am 8.8. drohende gewaltsame Aufloesung der Versammlung konnte bisher durch internationalen Druck verhindert werden. Hingegen ist inzwischen die Gegend massiv militarisiert und eine Spezialeinheit der Ordnungspolizei eingeflogen worden. Laut vertrauenswuerdigen Berichten ist dem Buergermeister von La Jagua de Iberico die Befugnis uebertragen worden, die Aufloesung der Versammlung zu veranlassen. Auch soll er unter Druck stehen, dies demnaechst zu tun.

Ich mache mir grosse Sorgen um das Wohl der rund 300 Protestierenden, darunter Frauen und Kinder. Sie haben bereits 14 Tage in grosser Hitze ausgeharrt und dem Druck standgehalten.

Daher bitte ich Sie nochmals dringend, sich der Verantwortung zu stellen und auf Verhandlungen mit den Arbeitern einzulassen.

Mit hochachtungsvollen Gruessen
(Unterschrift)

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Tuesday 14 August 2007

Aggrosprit verteuert Nahrungsmittel und bewirkt Wassermangel

Liebe Leute

Heute leite ich einen Artikel aus dem "Spiegel" weiter, den ich via http://www.regenwald.org erhalten habe. Indirekt hat er sehr viel mit schrecklichen Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien zu tun. Aber auch in vielen anderen Ländern der sogenannten Dritten Welt führt unser irrer Energieverbrauch zu riesigen Problemen:


Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,499588,00.html

Experten fürchten Wassermangel durch Biosprit-Boom

Die Debatte um den Biosprit bekommt neue Dimensionen: Experten warnen vor einer massiven Wasserknappheit, sollte die Produktion von Kraftstoff aus Biomasse weiter steigen. In Deutschland warnt die Lebensmittelindustrie vor Preissprüngen durch den vermeintlichen Öko-Sprit.

Stockholm - Kraftstoffe wie Biodiesel und Ethanol genießen das Image ökologisch und politisch neutralen Sprits. Doch dieser schöne Schein bekommt hässliche Flecken: Umweltschützer warnen vor den dramatischen Folgen, sollte insbesondere in Asien und Lateinamerika immer mehr Regenwald den rapide wachsenden Ackerflächen zum Opfer fallen. Auch soziale Verwerfungen und ethische Fragen kommen ins Spiel: Kann man guten Gewissens Biosprit in Automotoren verfeuern, wenn das für 120 Liter Ethanol nötige Getreide ein Jahr lang einen Menschen ernähren könnte?

[AP-Foto von Ethanol-Tanks in Brasilien: In Südamerika führt der Biosprit-Boom zur massiven Abholzung von Regenwald]
Ethanol-Tanks in Brasilien: In Südamerika führt der Biosprit-Boom zur massiven Abholzung von Regenwald

Die Argumente gegen den Biosprit werden immer zahlreicher. Experten haben jetzt vor einer weiteren möglichen Folge des Biosprit-Booms gewarnt. Zum Auftakt der Weltwasserwoche legte das Stockholm International Water Institute Berechnungen vor, denen zufolge die Massenproduktion von Ethanol und anderen Biobrennstoffen zu einer gefährlichen Wasserverknappung führen könnte. Bis 2050 sei durch den Anbau von Biobrennstoffen eine Verdoppelung der derzeitigen Wassernachfrage aus der Landwirtschaft zu erwarten.

Auch hierzulande haben Fachleute davor gewarnt, im Biosprit die Lösung der Energiefrage zu sehen - auch mit Blick auf den Klimawandel. Das Umweltbundesamt hält das Öko-Image des Biosprits für wenig angebracht: Er trage so wenig zum Klimaschutz bei, dass die Bundesregierung die Förderung korrigieren sollte. Der Anteil der Biotreibstoffe am deutschen Gesamtmarkt soll bis 2015 auf acht Prozent steigen, europaweit wird ein Biosprit-Anteil von 5,75 Prozent angepeilt. Doch selbst das ist nach Berechnungen der EU nur zu 75 Prozent möglich, ohne auf Importe zurückzugreifen. Und die müssten vor allem aus Südamerika und Asien kommen.

Dort aber könnte der Biosprit-Boom zu schweren sozialen Verwerfungen führen. Die Vereinten Nationen etwa haben jüngst davor gewarnt, dass durch die massive Ausweitung von Ackerflächen allein in Indonesien Millionen von Menschen in die Flucht getrieben werden könnten. Lester Brown, Präsident des Earth Policy Institute in Washington, hat jüngst in einem Essay für den SPIEGEL (mehr...) vor einem "Konflikt zwischen den 800 Millionen Autobesitzern und den weltweit zwei Milliarden Allerärmsten" gewarnt.

Preissteigerungen in Deutschland

Die Folgen des wachsenden Dursts auf Biotreibstoffe bekommen inzwischen auch die deutschen Verbraucher zu spüren. Schon jetzt sind die Preise für Palm- und Rapsöl, Weizen und Mais nach Informationen des SPIEGEL dramatisch gestiegen. Glukose, die bei der Fruchtgummiherstellung benötigt wird, verteuerte sich 2006 um 30 Prozent. "Wir werden die Preise bis Ende des Jahres halten", sagt Haribo-Sprecher Marco Alfter, danach aber könnten die Goldbärchen teurer werden. "Wichtig wird sein, ob die Politik weiterhin das Verbrennen von Lebensmitteln subventionieren wird", so Alfter.

Die deutsche Nahrungsmittelindustrie macht inzwischen mobil gegen Biosprit: Vertreter der Mühlen, Großbäcker, Brauer und Süßwarenproduzenten sowie der Tierfutterhersteller haben ein "Netzwerk Lebensmittel-Forum" gegründet, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die die Produktion von Bioenergie anstelle von Lebensmitteln mit sich bringt. "In zwei bis vier Jahren kann es zu substanziellen Problemen mit der Ernährung der Bevölkerung kommen", sagte Karl-Heinz Legendre vom Verband der Margarineindustrie.

Peter Hahn vom Deutschen Brauer-Bund berichtet, dass weniger Gerste angebaut wird, weil die Bauern für Biosprit das Doppelte an Förderung kassieren. Ergebnis: Der Preis für eine Tonne Malz hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie wird sich Ende Oktober auf ihrer Jahrestagung mit der angespannten Rohstoffsituation befassen.

mbe/dpa
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Friday 10 August 2007

Kolumbien, La Jagua: Protest gegen Glencore droht mit Gewalt gelöst zu werden

Guten Tag

Hier ist ein möglicher Musterbrief für den Protest gegen die Zustände in La Jagua an die Adresse von Glencore und die Kolumbianische Botschaft. Ihr/Du müsst ihn noch leicht anpassen, damit er für eine einzelne absendende Person oder eine Absendergruppe richtig formuliert ist. Vielen Dank!


An:
"Lotti Grenacher Glencore" <info@glencore.com>
An: "Embajada de Colombia Berna" <eberna@minrelext.gov.co>


Muy estimados señoras y señores, sehr geehrte Frau Grenacher

Wir moechten unsere/Ich moechte meine grosse Besorgnis ueber die sich zuspitzende Lage in der
Kohlenmine von La Jagua, Departement Cesar, ausdruecken.

Unseren/Meinen Informationen zufolge haben sich dort nach einer Massenentlassung
von rund 120 Arbeitern am 1. August 2007 deren 29 aus Protest in der Mine
eingeschlossen. Glencore und/oder die Stellenboerse CMU haben zu Beginn
verhindert, dass den Arbeitern Wasser und Lebensmittel gebracht werden
konnte. Dem Roten Kreuz und staatlichen Kontrollinstanzen wurde der Zugang
ebenfalls verwehrt. Ausserdem wurde den Arbeitern der Strom abgestellt,
damit sie nicht mit der Aussenwelt kommunizieren konnten. Erst nach zwei
Tagen wurde der Kontakt mit ihnen wieder erlaubt. Gleichzeitig befinden sich
bei allen Eingaengen zur Mine weitere Arbeiter sowie deren Frauen und Kinder
in einem friedlichen Protest.

Der Protest richtet sich vor allem gegen die Tatsache, dass das Vorgehen bei
den Entlassungen nicht nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Prozedere
verlaufen sei, und dass ueber die Gruende der Entlassung keine Klarheit
bestehe. Die meisten Entlassenen waren seit 10 oder mehr Jahren in dieser
Mine beschaeftigt.

Unseren/Meinen BerichterstatterInnen zufolge befuerchten die Prostestierenden eine
gewaltsame Raeumung durch staatliche Sicherheitsorgane. Diese Sorge beruht
u.a. auf der Erfahrung vom Februar dieses Jahres (2007), als ein friedlicher
Protest der BewohnerInnen von La Jagua gewaltsam unterdrueckt wurde und ein
Todesopfer forderte.

Am Abend des 8. August 2007 haben unsere/meine BerichterstatterInnen vor Ort von
Senator Robledo vom Polo Democrático erfahren, dass die gewaltsame Raeumung
des Protestes unmittelbar bevorstehe. Wir machen uns/Ich mache mir deshalb grosse Sorgen
um die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiter und deren Angehoerigen.

Deshalb fordern wir/fordere ich Glencore und die kolumbianischen Behoerden dringend dazu
auf
1. auf jegliche Gewaltanwendung und Repression zu verzichten und sich fuer
eine gerechte Loesung fuer diese Arbeiter einzusetzen;
2. von Glencore, ihre Verantwortung als Besitzerin dieser Mine wahrzunehmen,
die Arbeiter mit direkten Vertraegen wieder einzustellen und deren Rechte
umfassend zu garantieren. Insbesondere erwarten wir von Glencore ein klares
Bekenntnis gegen eine gewaltsame Loesung des Arbeitskonfliktes.

Wir danken/Ich danke fuer Ihren Einsatz zugunsten der Arbeiter in der Kohlenmine von
La Jagua und freuen uns/freue mich, von Ihnen umgehend die erwuenschten Garantien fuer
die Sicherheit dieser Menschen zu erhalten.

Mit hochachtungsvollen Gruessen

(Unterschrift)

Kolumbien, La Jagua: Protest gegen Glencore droht mit Gewalt gelöst zu werden

Liebe FreundInnen

Heute muss ich Euch/Dir eine dringenden Aufruf zum Protest weiter leiten, den ich soeben aus Kolumbien erhalten habe. Bitte schreibt höfliche, aber bestimmte Protestbriefe. Danke!

Kolumbien, La Jagua: Protest gegen Glencore

Ein schon länger schwelender Arbeitskonflikt in der Kohlenminen in La Jagua droht in Gewalt zu eskalieren.

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Marianne Aeberhard (Attac, MultiWatch) und Stephan Suhner (ASK, MultiWatch) besuchten am 6. und 7. August 2007 die Region um die Kohlenminen in La Jagua im Departement Cesar in Kolumbien. Glencore besitzt in La Jagua verschiedene Minen, die zum Teil von Temporärfirmen und Stellenbörsen betrieben werden.

Zwischen Februar und Maerz 2007 gelang es den Arbeitern der Stellenbörse CMU, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Wie schon bei früheren Gelegenheiten unternimmt Glencore alles, um Gewerkschaften in ihren Minen zu verhindern. Deshalb wurden am 1. August 2007 ca. 120 Arbeiter entlassen. Dies war die vierte Entlassungswelle in den letzten 12 Monaten, in welchen insgesamt fast 400 Arbeiter ihren Arbeitsplatz räumen mussten. Von den aktuell entlassenen Arbeitern befinden sich 29 aus Protest noch immer in der Mine. Zu Beginn hatte das Unternehmen verhindert, dass den Arbeitern Wasser und Lebensmittel gebracht werden konnte. Dem Roten Kreuz und staatlichen Kontrollinstanzen wurde der Zugang ebenfalls verwehrt. Ausserdem wurde den Arbeitern der Strom abgestellt, damit sie nicht mit der Aussenwelt kommunizieren konnten. Erst nach zwei Tagen wurde der Kontakt mit den Arbeitern wieder erlaubt. Gleichzeitig befinden sich bei allen Eingängen zur Mine weitere Arbeiter sowie deren Frauen und Kinder in einem friedlichen Protest.

Wir haben am 6. August 2007 mit den protestierenden Arbeitern und Familien gesprochen. Sie haben uns berichtet, dass das Vorgehen bei den Entlassungen nicht nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Prozedere verlief. Über die Gründe der Entlassung besteht keine Klarheit. Die meisten Entlassenen waren seit 10 oder mehr Jahren in dieser Mine beschäftigt.

Aus den Gesprächen mit den Arbeitern konnten wir folgende Forderungen heraushören:
- Recht auf Arbeit und Wiedereinstellung
- Direktanstellung mit Glencore und nicht mehr über Temporärfirmen
- Gleicher Lohn wie in den umliegenden Minen von Drummond
- Keine Repression gegenüber der Gewerkschaft resp. Sicherheitsgarantien

Seit Tagen befürchten die Prostestierenden eine gewaltsame Räumung durch staatliche Sicherheitsorgane. Diese Befürchtungen beruhen u.a. auf der Erfahrung vom Februar dieses Jahres, als ein friedlicher Protest der BewohnerInnen von La Jagua gewaltsam unterdrückt wurde und ein Todesopfer forderte.
Gestern Abend haben wir von Senator Robledo vom Polo Democratico erfahren, dass die gewaltsame Räumung des Protestes unmittelbar bevorsteht.

Wir machen uns grosse Sorgen um die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiter und deren Familienangehörigen.

Wir fordern von den kolumbianischen Behoerden, auf jegliche Gewaltanwendung und auf Repression zu verzichten und sich für eine gerechte Loesung für diese Arbeiter einzusetzen.

Wir forden von Glencore, ihre Verantwortung als Besitzerin dieser Mine wahrzunehmen, die Arbeiter mit direkten Verträgen wieder einzustellen und deren Rechte umfassend zu garantieren. Insbesondere erwarten wir von Glencore ein klares Bekenntnis gegen eine gewaltsame Lösung des Arbeitskonfliktes.

Wir bitten Euch/Sie, Protestbriefe an Glencore und die kolumbianische Regierung zu senden. Dazu können Sie/könnt Ihr folgende Adressen verwenden:

Glencore International AG
Lotti Grenacher
Baarermattstrasse 3
CH-6340 Baar
Switzerland
Fax: 0041 41 709 3000
E-mail info@glencore.com

Kolumbianische Botschaft
Dufourstrasse 47
3005 Bern
Fax: 0041 31 351 17 00
Correo: eberna@minrelext.gov.co

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Thursday 9 August 2007

Der hohe Preis des Wirtschaftssegens Kohle

Der hohe Preis des Wirtschaftssegens Kohle
Proteste gegen Drummond und Glencore im Dorf La Jagua, Cesar (Kolumbien)

von Lisa Huber, ask! Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien --> http://www.askonline.ch

Das Departement Cesar im Norden Kolumbiens mit Zugang zum karibischen Meer ist nicht nur eines der von den Paramilitärs am stärksten kontrollierten Departemente, es beherbergt auch ein beachtliches Vorkommen an Kohle. Diese wird hauptsächlich vom US-amerikanischen Kohlenkonzern Drummond und dem Schweizer Multi Glencore abgebaut. Drummond, das aktivere der beiden multinationalen Unternehmen in der Region mit einer jährlichen Kohlengewinnung von 27 Mio. Tonnen, befindet sich zurzeit in einer Evaluationsphase. Drummond will die Förderungsfläche im Cesar von 20 Mio. ha auf 43 Mio. ha ausbauen und die Produktion der letzten Jahre verdoppeln. Die Firma wartet zurzeit noch auf den Entscheid der Regierung bezüglich der Umweltverträglichkeitsstudie für die neu zu eröffnende Mine El Descanso. Für die kolumbianische Regierung hat der Kohlesektor höchste Priorität, da die Kohle das zweitgrösste Exportprodukt des Landes nach dem Erdöl und der drittgrösste Devisenbringer ist. Zudem fliesst der Grossteil der Investitionen im Bergbau in den Kohlenabbau, so dass dieser Sektor die makroökonomischen Daten der Wirtschaft äusserst positiv beeinflusst, was leider für die soziale und wirtschaftliche Lage vor Ort überhaupt nicht zutrifft!

Den Preis für diesen makroökonomischen Segen hat nämlich die ansässige Bevölkerung zu tragen. Die Gemeinde La Jagua de Ibirico ist eine von drei Gemeinden im Departement Cesar, in denen Kohle abgebaut wird. Gerade ihre BewohnerInnen leiden besonders unter den Auswirkungen der Minenaktivitäten. Denn trotz der enormen Gewinne, die durch den Kohlenabbau in ihrer Region erzeugt werden, leiden die Menschen in La Jagua unter Wasserknappheit, schlechten Strassen und hoher Arbeitslosigkeit. Nur 8% aller Angestellten der Kohlenminen kommen aus der Region und arbeiten fast ausschliesslich in der Reinigung oder als Hilfskräfte beim Kohlenabbau. 3 von 10 Pesos, die das Departement Cesar erhält, fliessen in die Gemeinde La Jagua.

Trotzdem gibt es kein Trinkwasser und die öffentlichen Dienstleitungen sind nicht besser als in Dörfern ohne die Tantiemen des Bergbaus. Die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch als der Landesdurchschnitt! Die hohe Konzentration von Kohlenstaub in der Luft und weitere Unzulänglichkeiten im Bereich des Umweltschutzes verursachen gesundheitliche Probleme. Infektionen und Erkrankungen der Atemwege gelten als Gesundheitsproblem Nummer eins in La Jagua. Wasserquellen, Wälder und Nahrung der Tiere sind verunreinigt. Zudem: Obschon die kolumbianische Regierung eine bescheidene Abgabe von 5% bis 10% des Gewinns an die Bevölkerung festgesetzt hat, haben die Bewohner bis heute noch keinen Peso davon gesehen. La Jagua gilt als die korrupteste Gemeinde Kolumbiens, was die Regierung veranlasst hat, Gelder im Wert von über 100 Mrd. Pesos auf unbestimmte Zeit „einzufrieren“. Von den letzten vier Bürgermeistern sind drei wegen Korruption und Verbrechen angeklagt. Der rechtschaffene Bürgermeister musste das Dorf wegen Todesdrohungen verlassen. Denn mit dem Reichtum kamen auch Kriminelle, die Guerilla und die Paramilitärs. Mit dem beschaulichen Leben und dem bescheidenen Wohlstand aus der Landwirtschaft war es vorbei. La Jagua war auf den Geldsegen eindeutig nicht vorbereitet!

Ein besonderes Problem stellt der Lastwagentransport der Kohle von der Mine zum Hafen in Santa Marta dar. Lediglich Drummond verfügt bisher über die Möglichkeit, ihre Kohlenproduktion im Cesar per Eisenbahn zum Hafen zu bringen. Glencore und weitere kleinere Firmen machen dies per Sattelschlepper, was die Strassen zerstört, enorme Staubbelastungen hervorruft und Santa Marta als Feriendestination ruiniert: Das Stadtbild ist von Tausenden von Lastwagen, Reparaturwerkstätten und Tankstellen verschandelt. Die Gesellschaft FENOCO - sie betriebt die Eisenbahn nach Santa Marta - wurde nun aber gemeinsam von den Kohlen-Multis übernommen – Glencore hält 40% daran –, und die Eisenbahnlinie wird doppelspurig ausgebaut, um in ein paar Jahren die ganze Kohle per Bahn zum Hafen transportieren zu können. Auch das Meer wird verschmutzt, da die Kohle mit kleinen Schiffen hinaus zu den grossen Tankern transportiert wird und beim Verladen auf hoher See Kohle ins Meer fällt. Die visuelle Verschmutzung der Badestrände ist enorm. Abhilfe sollen neue Hafenanlagen schaffen, wozu die Bahía teilweise ausgebaggert und ein 5 Kilometer langer Hafenterminal gebaut werden muss, um die direkte Beladung der Schiffe über Fliessbänder zu ermöglichen. Auch daran ist Glencore über ihre Tochterfirma C.I. Prodeco beteiligt: Im neuen Hafen sollen Exporte von jährlich 64 Millionen Tonnen abgewickelt werden.

Die Frustration über die Umweltverschmutzung, die gesundheitliche Zumutung sowie über den armseligen Verdienst der Kohlenarbeiter und das fehlende Angebot an Arbeitsplätzen für die regionale Bevölkerung entlud sich zwischen dem 8. und 10. Februar 2007, als sich die Bewohner von La Jagua zum Streik gegen die multinationalen Kohlebauunternehmen Drummond und Glencore zusammen taten und die Zugangsstrassen zu den Minen mit Steinen und Gräben blockierten. Die Bereitschaftspolizei griff die friedliche Protestaktion mit Tränengas an, weshalb es dann zu wüsten Zusammenstössen mit Soldaten und Polizisten kam und das Polizeirevier und verschiedene Lastwagen angezündet wurden. Am Schluss zählte man einen Toten und rund fünfzig Verletzte.

Die Organisatoren der Proteste bezeichnen einheitlich die Sicherheitskräfte als die Schuldigen für die Eskalation. Die Regierung schien die Brisanz der Situation zu erkennen, denn schon am darauf folgenden Tag erschien Präsident Uribe am Ort des Geschehens, um die Aufhebung des Protests auszuhandeln mit dem Versprechen, keine Sanktionen zu verhängen, den Fall des Getöteten ausgenommen. Mit der Gemeinschaft wurde ein Abkommen ausgehandelt, wobei sich die Regierung für die Lösung des Umweltproblems, die Verbesserung der Wohnqualität und die Fertigstellung der Wasser- und Abwasserversorgung verantwortlich erklärte. Weiter hat Uribe eröffnet, dass er nun endlich die von der Regierung unter dem Vorwand der Korruption „eingefrorenen“ Abgaben freigeben werde. Allerdings hat er auch Vorschläge gemacht, die der Bevölkerung von La Jagua nicht passen, unter anderem will er einen Teil der für die soziale Entwicklung der lokalen Gemeinschaften zweckbestimmten Gelder dafür verwenden, die Millionen schweren Schäden – verursacht durch zwei Jahrzehnte rücksichtslosen Kohlenabbau – zu beheben. Dies ist jedoch unannehmbar und wäre eine krasse Begünstigung der Multis.

Anfang 2007 konnte die Kohlearbeitergewerkschaft in Verhandlungen mit den Kohleminenbetreibern einen Erfolg verbuchen. Dies hat höchst wahrscheinlich den durch die lokalen politischen Umstände und die einschüchternde Präsenz der bewaffneten Gruppen in der Region lange unterdrückten Streik mit angefacht. Im Zentrum der Debatte sowohl des Arbeitskonfliktes wie auch des Zivilstreiks stand die Aggression der Kohleunternehmen gegenüber der Bevölkerung und der Umwelt. Die Arbeiter und lokale Gemeinschaften forderten nicht nur einen Beitrag der multinationalen Unternehmen, die in Kolumbien um die 3 Mrd. US Dollars pro Jahr am Kohlenabbau verdienen, an die Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung. Sie verlangten auch, dass die ausländischen Konzerne, die sich in Zusammenarbeit mit der Regierung an den kolumbianischen Bodenschätzen bereichern, sich zu einem Kompromiss für direkte soziale Investitionen bereit erklären. Weiter wollten sie die Bergbauunternehmen auf ihre Verpflichtungen im Bereich des Umweltschutzes behaften, deren Einhaltung eine Bedingung für das Erhalten der Abbaulizenz war.

Doch trotz Uribes Versprechen nach den Protesten vom Februar gegenüber der lokalen Gemeinschaften ist es sehr fraglich, ob nun tatsächlich eine Verbesserung der Lage für die Bevölkerung eintreten wird. Erstes Anzeichen dafür, dass die multinationalen Unternehmen weiterhin das Wohl und die Rechte der ansässigen Bevölkerung mit Füssen treten, ist beispielsweise ihre nach wie vor fehlende Bereitschaft, den Anteil der lokalen Bevölkerung in ihrer Arbeiterschaft zu erhöhen, um die hohe Arbeitslosigkeit in der Region einzudämmen. Nach den Protesten wurden sechs sogenannte Arbeitstische einberufen, um die Anliegen der Bevölkerung mit den Unternehmen und den staatlichen Institutionen zu verhandeln. Diese Verhandlungen kommen jedoch kaum vom Fleck und führten bisher zu keinen tiefgreifenden Lösungen.

Andererseits bemühen sich die Unternehmen mit ihren „grosszügigen“ Investitionen in Umweltschutz und soziale Projekte um ein günstigeres Image. So legte Reinhold Hans Schmidt, Manager der Glencore-Mine Carbones de la Jagua, dar, wie Glencore sich um einen integralen Produktionsprozess bemüht, der allen internationalen Standards genügen werde – z.B. mit neuen Anlagen für die Zerkleinerung der Kohle vor dem Transport. Glencore bemühe sich um nachhaltige Operationen gegenüber der Umwelt, den Arbeitern und der Gesellschaft des Cesar im Allgemeinen. So seien auch stattliche Investitionen in die Aufforstung getätigt worden, und Glencore betreibe mehrere gemeinnützige Stiftungen, mit denen sie Bildungs- und Gesundheitsprogramme unterstütze. Diese Investitionen scheinen – wenn man sich die Proteste der Bevölkerung vor Augen führt – mehr PR-Aktionen und Tropfen auf den heissen Stein, denn wirkliches soziales Engagement zu sein.

Auch an der Aufrichtigkeit von Präsident Uribe selbst muss gezweifelt werden, hat er doch noch letztes Jahr den Manager von Drummond öffentlich gelobt für den Kompromiss, den sein Unternehmen einging, um die von Kohle-Produktion und –Transport verursachten Umweltschäden zu mildern. Weiter hat Uribe auch deutlich seinen Wunsch ausgedrückt, dass Konzerne wie Drummond weiter wachsen, da dies zum Wohl des Landes beitrage. Bei seinen Lobgesängen auf die Konzerne lässt er sich auch nicht von der Tatsache stören, dass z.B. Drummond beim Strafgericht von Alabama der Unterstützung von bewaffneten Gruppen angeklagt ist, die für die Ermordung von drei Gewerkschaftern, für Drohungen, antigewerkschaftliche Praktiken und Feindseligkeiten gegen Arbeiterführer, insbesondere während des Streiks von 2006, verantwortlich gemacht werden.

Falls Drummond nun also die Erlaubnis für die geplante Ausdehnung erhielte, würde dies die Lebensbedingungen der Bevölkerung, die nun schon seit über zwanzig Jahren unter den Folgen der Kohleausbeutung in der Region leidet, noch stärker beeinträchtigen. Das neue Projekt würde nicht nur eine weitere Ausbeutung billiger Arbeitskräfte und eine Zunahme der vom Kohlenstaub bedingten Erkrankungen unter der ansässigen Bevölkerung mit sich bringen. Es würde auch das für das Funktionieren des Ökosystems und das wirtschaftliche Leben der Bevölkerung entscheidende Gewässersystem aufs Schwerste beeinträchtigen. Deshalb meint der lokale Präsident der Einheitsgewerkschaft CUT, dass beim Entscheid über eine weitere Expansion der Minenaktivitäten in der Region jene angehört werden müssten, die vom Verlust von 43'000 ha Land und vom Transport von Millionen Tonnen Kohle am unmittelbarsten betroffen sind.


L.H., Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien, Juli 2007

Saturday 4 August 2007

Etwas zu Europa

Meine Liebe, mein Lieber
Heute schicke ich schlicht einen Aufruf der Regenwald.org weiter -- alles andere lest Ihr bitte unten.
Ich finde diese Idee der EU absolut skandalös. Wäre Zeit, dass wir SchweizerInnen endlich der EU beitreten, damit wir uns mit anderen Ländern gegen solche hirnrissige Ideen einsetzen können!
Mit immer noch optimistischen Grüssen – schönes Wochenende!

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Liebe Freundinnen und Freunde des Regenwaldes,

durch die geplante Aussetzung der Flächenstillegungen durch den europäischen Landwirtschaftskommissar für die Saison in 2008 drohen die europäischen Vogel- und Insektenpopulationen dezimiert zu werden. Diese unerwartete Initiative soll die Antwort auf steigende Getreidepreise sein, die vom Agrarenergieboom verursacht werden und die die Auswirkungen auf den Klimawandel verschärfen.
Fordern Sie die EU auf: Opfern Sie nicht unsere Vögel und Insekten für die Ausweitung der Produktion von Agrarenergie!
Mehr Infos und einen Musterbrief finden Sie unter http://www.regenwald.org

Bitten Sie auch Freunde und Bekannte, bei der Aktion mitzumachen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Herzliche Grüße

Reinhard Behrend
Rettet den Regenwald e.V.
Friedhofsweg 28
22337 Hamburg
Tel. 040 – 410 3804
Fax 040 – 450 0144
info@regenwald.org
http://www.regenwald.org
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