Monday, 15 September 2008

Eilaktion Kolumbien: Menschenrechtsverletzungen gegen Arbeiter in Zuckerrohrplantagen

Meine Liebe, mein Lieber

Gerne leite ich eine Eilaktion der ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien – weiter. Danke fürs Lesen und Schreiben; ich kann Dir/Ihnen gerne den Protestbrief mailen. Einfach Kommentar mit e-Mail-Adresse hinterlassen; ich werde die Adresse nicht veröffentlichen.

Danke!


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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolumbieninteressierte

In den letzten Monaten haben die Arbeiter der Zuckerrohrindustrie begonnen, sich besser zu organisieren und die unhaltbaren Arbeitsbedingungen anzuklagen. Die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft hat sich durch den Ethanolboom zusätzlich verschärft, neue Pflanzungen wurden angelegt. Am 14. Juni 2008 fand eine öffentliche Anhörung zu den schwierigen Arbeits- und Lebensbedingungen der cañeros – der Zuckerrohrarbeiter in Pradera statt (siehe dazu http://www.agrotreibstoffe.ch/Menschenrechtsverletzungen_Kolumbien.pdf).

Am 14. Juli 2008 präsentierten die Arbeiter einen Forderungskatalog und verlangen Verhandlungen darüber. Die einzelnen Zuckerfabriken (ingenios) und der Verband der Zuckerrohrproduzenten Asocaña zeigten bisher keinen Verhandlungswillen. Am 25. August 2008 fand eine Versammlung von über 7000 Arbeitern statt. Anlässlich dieser Versammlung wurde der Streik beschlossen. Seither ist die Region stark militarisiert und es gab willkürliche Entlassungen, Einschüchterungen und Drohungen durch staatliche Sicherheitskräfte sowie Todesdrohungen durch Unbekannte und durch paramilitärische Gruppen. Asocaña hat bisher die Verhandlungen noch nicht aufgenommen, obwohl sich selbst der Kongress der Republik Kolumbien eingeschaltet hat. Die Arbeiter stehen kurz davor, die Stunde Null des Streiks auszurufen.

Wir bitten Sie deshalb, die beiliegende Eilaktion mit Ihrem Namen und/oder Logo Ihrer Organisation versehen an untenstehende Adressen zu senden (Mail, Fax oder per Post). Wir entschuldigen uns für allfällige ungültige Faxnummern und Mailadressen, aber es ist sehr schwierig, funktionierende Adressen aufzutreiben.

Mit freundlichen Grüssen

Stephan Suhner

ask Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien
Fachstelle Bern
Postfach 5254
CH-3001 Bern
Tel. +41 31 311 40 20
Email fachstelle.bern @ askonline.ch [kein Hyperlink, bitte Adresse von Hand übernehmen]

URL www.askonline.ch

Adressen für die Eilaktion

Dr. Álvaro Uribe Vélez

Presidencia de la República

Carrera 8 # 7-26

Palacio de Nariño

Bogotá D.C

Fax (+57) (1) 5662071

auribe@presidencia.gov.co

Francisco Santos

Vicepresidente

fsantos@vicepresidencia.gov.co

fsantos@presidencia.gov.co

cefaro@presidencia.gov.co

ppdh@presidencia.gov.co

Dr. Volmar Antonio Pérez

Defensoría del Pueblo.

Calle 55 # 10 -32 Bogotá D.C

PBX: (+57) (1) 3147300

Procuraduría General de la Nación

webmaster@procuraduria.gov.co

cap@procuraduria.gov.co

Kolumbianische Botschaft

Dufourstrasse 47

3005 Bern

Fax: 031- 352 7072

eberna@cancilleria.gov.co

Kolumbianische Botschaft

Kurfürstenstraße 84
10787 Berlin
Fax: +49 (0) 30-26 39 61 25
E-Mail: info@embajada-colombia.de

Asocaña

A.A. 4448

Calle 58N # 3N-15 Cali - Colombia.

Fax: +57 (2) 6645888

Ingenio Mayaguez

Cra 100 No.11-90 of. 506
Cali - Colombia
Fax: +57 (2) 2611123

Ingenio del Cauca

Cra 9 No.28-103
Cali - Colombia
Fax: +57 (2) 4384909

Ingenio Central Castilla

Carrera 1 No.24-56
Cali - Colombia
Fax: +75 (2) 2606912

ventasingenio@riopaila-castilla.com

guicastro@riopaila-castilla.com

Friday, 28 March 2008

Greis bleibt dran: Dritter Übergabeversuch des Public Eye Award an Glencore

Greis bleibt dran: Dritter Übergabeversuch des Public Eye Award an Glencore


Der Rapper Greis - Moderator des Public Eye - reist am 27.3.08 nach Baar, um Glencore den Swiss Award zu übergeben. Zusammen mit MultiWatch hat er für diesen dritten Übergabeversuch mobilisiert.
Neben Greis und MultiWatch wird auch Jo Lang, Nationalrat der Alternativen Zug, vor Ort von der Firma einfordern, sich öffentlich der Kritik zu stellen.

Glencore ist am diesjährigen Public Eye in Davos als Gewinnerin des Swiss Award auserkoren worden. "Preisgekrönt" wurde ihr unverantwortliches Verhalten in den kolumbianischen Kohleminen. Die Firmenleitung weigerte sich bis heute, den Preis entgegen zu nehmen.
Sie hat jedoch einen Vertreter der kolumbianischen Gewerkschaft Sintramienergética empfangen und versprochen, sowohl in Kolumbien wie auch in der Schweiz verhandlungsbereit zu sein.

Im April stehen in Kolumbien Verhandlungen von Gesamtarbeitsverträgen an. Anlässlich der Preisübergabe soll Glencore an ihre Versprechungen erinnert und aufgefordert werden, sich ernsthaft für die Umsetzung der Arbeits- und Gewerkschaftsrechte einzusetzen.

Treffpunkt: 27.3.08, 12.45 vor der Firma Glencore (Kreuzung Baarermattsstrasse und Grienbachstrasse) in Baar

Hintergrundinformationen, Forderungen und Informationen zur Anreise auf http://www.multiwatch.ch

Kontaktpersonen:

Greis: 078 633 24 22
MultiWatch: Marianne Aeberhard 079 624 29 44
Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien: Stephan Suhner 079 409 10 12

Thursday, 20 March 2008

Bern: Ostermarsch am 24.3.2008

Meine Liebe, mein Lieber

Am kommenden Montag ergibt sich hier in Bern eine gute Gelegenheit, für Gerechtigkeit und den Schutz vor Waffengewalt "auf die Strasse" zu gehen.

Der diesjährige Ostermarsch beginnt um 13 Uhr im Eichholz (Wabern, Tram 9 bis Endstation, dann zur Aare hinunter pilgern). Von da gehts gemütlich der Aare entlang durchs Marzili und hinauf zum Münsterplatz, wo gegen 14h30 die Schlusskundgebung stattfindet (bei schlechtem Wetter gehts ins Calvinhaus, Marienstrasse 8).

Es sprechen Rosmarie Zapfl, Marianne Huguenin und Reto Rufer (amnesty international).
Begleitung: Steff la Cheffe (hiphop)
Es gibt feines Essen und Trinken vom Buffet.

Weitere Infos und Details bei http://www.ostermarsch-bern.ch

Ich freue mich, viele bekannte Gesichter zu sehen.

Pax! Peace! Frieden! ¡Paz! Pace! Paix!

Friday, 29 February 2008

Kolumbien: Carimagua und Puerto Wilches: Palmölplantagen und Menschenrechte

Meine Liebe, mein Lieber

Hier zwei Artikel der ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, hier mit freundlicher Genehmigung des Verfassers veröffentlicht.

Weitere Informationen unter http://www.askonline.ch sowie http://www.agrotreibstoffe.ch

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Carimagua - Land für Palmenunternehmen, nicht für Vertriebene

Die Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien ask hat schon verschiedentlich darauf hingewiesen, dass der Boom der Agrotreibstoffe den Druck auf Land erhöht und Massnahmen zur Agrarreform erschwert. In diesen Tagen erreichte uns dazu ein neues, klares Beispiel aus Kolumbien.

Die tragikomische Geschichte dreht sich um das Grundstück Carimagua mit 17'000 Hektaren. Diese Hacienda liegt im Departement Meta, einem der Zentren der Agrotreibstoffproduktion. Seit Jahren war dieses Stück Land dafür vorgesehen, intern vertriebene Kleinbauern anzusiedeln. Ein Abkommen von 2004 sah vor, dieses Land im Rahmen der Politik zu Gunsten intern Vertriebener an Gewaltopfer zu übertragen. Das Grundstück schenkte die Kolumbianische Landwirtschaftliche Forschungsanstalt CORPOICA im Jahre 2004 dem Institut für Landreform und ländliche Entwicklung Incoder, das es an Landlose und Gewaltopfer verteilen sollte. Dem behördlichen Schlendrian ist es zuzuschreiben, dass das Land auch drei Jahre später nicht verteilt war.
Im Juli 2007 entschied das Incoder unter Landwirtschaftsminister Felipe Arias, das Grundstück Privaten zu übertragen und schrieb das Land zur Verpachtung während 50 Jahren an Agro-Unternehmer aus. Anfang Februar 2008 wurde diese abrupt getroffene Entscheidung publik. Die Argumente für die Umnutzung grenzen z.T. ans Lächerliche. So behauptete der Landwirtschaftsminister, das Land sei schlecht erschlossen, habe kaum Infrastruktur und der Boden sei fast unfruchtbar. Präsident Uribe unterstützt die Entscheidung seines Landwirtschaftsministers und hält fest: „Ich finde grosse agroindustrielle Projekte interessanter, als einfach Land zu parzellieren, wo dann nur Hütten, Armut und Unkraut spriessen“.
Interessant ist: Aus Protest gegen die staatliche Untätigkeit hat eine Gruppe Landloser das Grundstück vor einigen Monaten besetzt. Nun müsste also die Polizei dafür sorgen, dass diese (rechtmässigen) Besetzer wieder entfernt werden, damit es – in Verletzung der ursprünglichen Vereinbarung an Private gehen kann.
Linke Parlamentarier, grosse Medien und der Oberste Rechnungsprüfer haben diese Pläne der Regierung kritisiert. Der Procurador verlangte, dass dieses Land wie vorgesehen an 80 landlose Familien verteilt werde. Andernfalls wolle er die Entscheidung der Regierung juristisch anfechten. Denn es stellt sich die Frage, ob erstens das Incoder dieses ausdrücklich zur Verteilung an Landlose bestimmte Grundstück einfach an private Investoren übertragen kann. Zweitens, ob dieses Vorgehen verfassungskonform ist, denn die Verfassung gibt bei der Landzuteilung klar den Vertriebenen und Landlosen den Vorrang.
Pikanterweise hat das Verfassungsgericht die Regierung Uribe vor Kurzem erneut gerügt, weil sie dem verfassungsmässigen Auftrag der Unterstützung der Vertriebenen nicht nachkomme, insbesondere was die Landzuteilung anbelange.
Die grösste Tageszeitung Kolumbiens, El Tiempo, erhielt Einsicht in einen Bericht, aus dem klar hervorgeht, dass das Land für produktive Projekte mit Kleinbauern geeignet ist. Laut diesem Bericht waren Projekte mit Forstwirtschaft (Kautschuk, Edelholz und Palmen), Viehzucht und Nahrungsmitteln für den Eigenbedarf geplant, und verschiedenste Organisationen hatten technische und finanzielle Unterstützung zugesagt. Die anzusiedelnden Landlosen und Vertriebenen sollten in Vereinigungen organisiert werden, um den Boden effizienter bearbeiten zu können. Das Terrain wurde genau wegen seiner guten Verkehrserschliessung, Infrastruktur und Bodeneigenschaften für dieses Projekt ausgewählt. Es verfügt über Strom, Wasser, Dutzende Häuser und sogar eine Landepiste!
Die Regierung behauptet zur ihrer Verteidigung nun aber genau das Gegenteil. Dieser Boden könne nur produktiv sein, wenn mehrere Millionen Franken investiert würden, denn er sei sauer und verwahrlost. Weder der Staat noch die Vertriebenen würden über dieses Geld verfügen, deshalb müsse auf private Investoren zurück gegriffen werden. Dank privaten Investoren könnten aber bis zu 1500 Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit den Gewinnen aus dem Projekt könnte dann andernorts fruchtbares Land für Vertriebene gekauft werden. Die Regierung wolle kein schlechtes Land an Vertriebene verteilen.
Gemäss verschiedenen Experten und Politikern sind die Argumente der Regierung haltlos und ihr Vorgehen illegal. Zudem sei es kein Einzellfall. In Buga im Departement Valle wurde vor kurzem bekannt, dass 700 Vertriebene das versprochene Land nun ebenfalls nicht erhalten sollen.
Schon lange zeichnet sich die Tendenz der Regierung Uribe ab, die Agrarreform auszuhebeln und das Land nur privaten Investoren und Grossgrundbesitzern zuzuteilen. Uribes Regierung behauptet, private Investoren seien viel effizienter als Kleinbauern,und würden gute Arbeitsplätze schaffen. Immer wieder lässt der Landwirtschaftsminister verlauten, die Landbevölkerung und die Vertriebenen wollten kein Land, sondern Arbeitsplätze.
Doch den Kleinbauern und Landlosen ist sehr wohl bewusst, dass die angebotenen Arbeitsplätze ein würdiges und sorgenfreies Leben nicht ermöglichen, sondern sie vielmehr der Willkür und Ausbeutung durch die Latifundisten aussetzen werden. Deshalb kämpfen breite Kreise von Vertriebenen, Gewaltopfern, Landlosen und Kleinstbauern für ein eigenes Stück Land und staatliche Unterstützung, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch diese Kleinstbauern und Landlosen, die für ihr eigenes Stück Land kämpfen, werden totgeschwiegen, diffamiert und bedroht. Und führen sie ihren Kampf ums Land allzu hartnäckig, scheuen die Grossgrundbesitzer und Palmölproduzenten auch vor Morden nicht zurück.

Quellen:
www.caracol.com.co, 11. Februar 2008
www.eltiempo.com, 10. und 11. Februar 2008

www.askonline.ch – Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien ask, Stephan Suhner, 25. Februar 2008

http://www.agrotreibstoffe.ch/

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Proteste von Palmenarbeitern gegen schlechte Arbeitsbedingungen

[Im Magdalena Medio kämpfen Plantagenarbeiter um bessere Arbeitsbedingungen.]

In Puerto Wilches im Magdalena Medio haben 2500 Plantagenarbeiter seit einigen Tagen die Arbeit nieder gelegt, um ihrer Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Auf 34'000 Hektaren im Gebiet der Gemeinde Puerto Wilches wachsen Ölpalmen, die den Unternehmen Monterrey, Bucarelia, Brisas, Agropalma und Agrícola del Norte gehören. Die 2500 streikenden Arbeiter machen etwa die Hälfte der Arbeiter dieser fünf Unternehmen aus.
Am 30. Januar 2008 kam es zu ersten lokalen Streiks in einigen Plantagen, diese dehnten sich aber immer mehr aus. Am 14., 15. und 18. Februar unterstützten Protestaktionen der gesamten Bevölkerung die Streiks.
Die Streikenden fordern in erster Linie individuelle, direkte Arbeitsverträge mit den Palmölunternehmen – 4'550 von ihnen arbeiten in Kooperativen, nur 610 Arbeiter haben direkte Arbeitsverträge mit den Plantagenbesitzern. Gemäss dem Gewerkschaftsdachverband CUT sind diese und andere Praktiken des Outsourcing und der Temporärarbeit weit verbreitet, was elementarste Arbeitsrechte aushebelt.
Die kolumbianische Gesetzgebung über Kooperativen verbietet deren Mitgliedern den Beitritt zu einer Gewerkschaft. Diese Kooperativen bezahlen Löhne von bloss etwa 130 Franken pro Monat – weit unter dem Mindestlohn – bei Arbeitstagen von bis zu 16 Stunden. Auch fehlen häufig die Gesundheitsversicherung und Altersvorsorge. Weiter fordern die Arbeiter bessere Löhne, Zuschüsse für Transport und Nahrungsmittel sowie Schutzkleidung, die sie, nebst ihren Werkzeugen, nämlich z.T. selber bezahlen müssen.
Zudem wehren sich die Arbeiter gegen Sanktionen wegen der Qualität der Früchte, da diese weder sehr reif noch grün geerntet werden sollten.
Schon mehrmals hat die Bereitschaftspolizei ESMAD die friedlichen Proteste mit Tränengas aufgelöst. Ein Gewerkschaftsführer wurde von einem Polizisten gefilmt und bedroht, drei Gewerkschafter wurden festgenommen. Bis jetzt haben sich die Palmölunternehmen geweigert, Verhandlungen mit den Streikenden aufzunehmen.
Es handelt sich um die grösste Streik- und Protestbewegung der Palmenarbeiter in den letzten Jahren. Vor allem die paramilitärische Gewalt hat die ehemals starken Gewerkschaften dieses agroindustriellen Sektors sehr geschwächt; viele Gewerkschaftsführer wurden ermordet oder gezwungen, ins Exil zu gehen. Viele Plantagen sind heute "gewerkschaftsfrei".
Gleichzeitig gingen die Unternehmen dazu über, die direkt angestellten Arbeiter zu entlassen oder sie zur Gründung von vielen kleinen Arbeitskooperativen und zur Weiterführung der bisherigen Arbeit als Kooperativenmitglied aufzufordern. Für die Unternehmen brachte dieses Modell verschiedene Vorteile: Sie wurden nicht nur die kämpferischen Gewerkschaften los und konnten die Arbeiter spalten und vereinzeln; sie sparen so auch Sozialabgaben und müssen das Risiko von Fehlernten und schlechter Fruchtqualität nicht selber tragen. Denn dieses Risiko liegt alleine bei den Kooperativen.
Kleinbauerorganisationen und Landarbeitergewerkschaften kritisieren dieses System als neue Form von Sklaverei. Doch der Landwirtschaftsminister Felipe Arias will das im Mittleren Magdalena entstandene Modell auf ganz Kolumbien ausdehnen und so die Agroindustrie und mehrjährige Plantagen fördern. Die Regierung Uribe setzt einseitig auf Plantagen mit Ölpalmen, Kautschuk, Zitrusfrüchten, Edelholz- und Zellulosegewinnung; es gibt kaum noch staatliche Mittel zur Förderung der Nahrungsmittelproduktion und der kleinbäuerlichen Wirtschaft.


www.askonline.ch – Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien ask, (Stephan Suhner) 26. Februar 2008
http://www.agrotreibstoffe.ch/

Thursday, 28 February 2008

Kolumbien-Schweiz: Rohstoff-Drehscheibe Zug

Hallo!

Gestern wurde auf Spiegel Online ein wichtiger Artikel veröffentlicht, auf den ich auch hier sehr gerne hinweise:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,534596,00.html

SPIEGEL ONLINE, 27.02.2008
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Rohstoff-Drehscheibe Zug: Im Reich der Rich Boys
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Hier sind kritische Nachfragen unerwünscht: Ausgerechnet im Schweizer Kanton Zug residieren einige der mächtigsten Rohstoffhändler der Welt - und machen diskrete Milliardengeschäfte mit Öl, Gas, Metall und Kaffee. Ein Blick auf die Geheimnisse einer umstrittenen Branche.

Von Michael Soukup, Zürich

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,534596,00.html

Saturday, 23 February 2008

Informieren in Kolumbien – eine Herausforderung

Meine Liebe, mein Lieber
Hier ein Auszug aus Kolumbien-aktuell (No. 467, 21. Februar 2008) – Der ganze Bericht kann auf http://www.askonline.ch nachgelesen werden. Übersetzung aus dem kolumbianischen Spanisch: B. Rütsche

Informieren in Kolumbien – eine Herausforderung

Aus Anlass des internationalen Tages des Journalisten – dem 9. Februar 08 – hat die Stiftung für Pressefreiheit FLIP ihren Jahresbericht zur Pressefreiheit in Kolumbien im Jahr 2007 veröffentlicht.

(von der Stiftung für Pressefreiheit FLIP)

Seit 1998 überwacht und dokumentiert FLIP über ihr Alarm- und Schutznetz für JournalistInnen die Angriffe auf die Pressefreiheit. Der Bericht "Die Herausforderung in Kolumbien zu informieren" enthält die Daten zum Jahr 2007 und wirft ein klares Bild auf die Situation des Journalismus in Kolumbien.

2007 wurden insgesamt 162 Verstösse gegen die Pressefreiheit verzeichnet, d.h. praktisch ein Verstoss jeden zweiten Tag. Davon waren über 50% Drohungen gegen JournalistInnen aufgrund ihrer Informationstätigkeit. 16 JournalistInnen mussten aufgrund der Drohungen ihre Wohngemeinde verlassen und wurden zu internen Vertriebenen.

2007 wurden zwei Morde an Journalisten registriert:

- Im Januar 2007 wurde in Istmina im Dep. Chocó der Journalist und Anwalt Elacio Murillo Mosquera ermordet.

- Im September [2007] wurde in Cartago im Dep. Valle der Journalist Javier Dario Arroyave tot aufgefunden.

Die Morde hatten scheinbar in beiden Fällen einen Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit [der Opfer]. Nebst Drohungen und Morden wurden JournalistInnen auch Opfer von unmenschlicher und erniedrigender Behandlung und der Behinderung bei der Ausübung ihrer Arbeit.

Meist waren die Täter "Unbekannte", weder die betroffenen Journalisten noch die Behörden konnten die Täter identifizieren. An zweiter Stelle, mit 19%, waren die paramilitärischen Gruppen für Aggressionen gegen Presseleute verantwortlich. Dies, obwohl der Demobilisierungsprozess der Paramilitärs vor vier Jahren begann und das Gesetz Gerechtigkeit und Friede seit zwei Jahren in Kraft ist. Weiter werden auch die FARC-Guerilla, Private, Staatsbeamte und Armeeangehörige – diese beiden [Gruppierungen] werden für 21% der Verstösse verantwortlich gemacht – als Täter genannt. Besonders schwerwiegend ist bei den staatlichen Tätern, dass diese Formen der Aggression anwendeten, wie [dies] sonst nur illegale bewaffnete Gruppen [tun]: Drohungen, unmenschliche und entwürdigende Behandlung.

Um gegen diese Taten vorzugehen, gibt es beim Innenministerium ein Regierungsprogramm zum Schutz der JournalistInnen. Ohne dessen Arbeit zu verkennen, stellt FLIP aber Unregelmässigkeiten, Verzögerungen und teilweise oder völlige Nichteinhaltung von Abkommen zum Schutz der JournalistInnen fest.

Die Information ist im Bericht "Die Herausforderung in Kolumbien zu informieren" detailliert aufgeführt. FLIP möchte damit die Aufmerksamkeit der Behörden wecken, damit diese präventive Massnahmen ergreifen und die Täter bestrafen. Zudem möchte FLIP damit die Unterstützung anderen Organisationen für den Kampf um die Pressefreiheit gewinnen und die Gesellschaft insgesamt über die Lage des Journalismus in Kolumbien informieren.


[Zusammenfassung eines] Interviews mit Iván Cepeda: 6. März – Kundgebung gegen alle Formen der Gewalt

Iván Cepeda Castro ist der Sprecher der Nationalen Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen Movice. Er sprach mit Kolumbien-aktuell über den Aufruf zur Kundgebung vom 6. März gegen die von Paramilitärs und Staatsbeamten verübten Verbrechen.

(von Olga Perea B.; Journalistin von Rompecabezas, Forscherin am Friedensprogramm des CINEP)

Kolumnisten wie Hernando Gómez Buendía meinten nach den Kundgebungen des 4. Februars 08 gegen die FARC, dass gegen acht Millionen KolumbianerInnen in 140 Ländern rund um die Welt daran teilgenommen hätten. Um 12.00 Uhr des 6. März [2008] möchte die Nationale Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen Movice mit der Unterstützung anderer Organisationen – so u.a. der LehrerInnengewerkschaft FECODE, der Menschenrechts- und Vertriebenenorganisation Codhes, dem Nationalen Netz der Bürgerinitiativen für den Frieden und gegen den Krieg REDEPAZ, der Ständigen Versammlung der Zivilgesellschaft für den Frieden, der Kolumbianischen Juristenkommission und der Einheitsgewerkschaft CUT – eine Kundgebung als Hommage an die Opfer des Paramilitarismus, der Parapolitik und der Staatsverbrechen durchführen. Zur Kundgebung aufgerufen wurden auch die Unternehmerverbände und die katholische Kirche.

In Facebook, dem Internetportal der sozialen Netzwerke, über das zu den Kundgebungen vom 4. Februar aufgerufen worden war, hat es bereits über 9'000 eingeschriebene Personen, welche die Kundgebung vom 6. März unterstützen, mit der Vertriebenen, Verschwundener, der Opfer von Massakern und den Hingerichteten gedacht werden soll.
In Bogotá ist die Kundgebung auch Auftakt für das 4. Nationale Treffen der Opfer, welches vom 6. – 8. März dauern wird. Dieses Treffens soll u.a. die Bedeutung ersichtlich machen, dass die Opfer Zugang zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung haben, die Nicht-Wiederholung garantiert und das kollektive Gedächtnis aufgearbeitet wird.
Iván Cepeda Castro, Sprecher von Movice und Kolumnist der Wochenzeitung El Espectador nimmt zur Kundgebung vom 6. März Stellung und verweist auf das Ziel, die Bürger zu einer Hommage an die Opfer des Paramilitarismus und von Staatsbeamten zu bewegen. Die Menschen können aber auch ihre Solidarität mit den Entführten ausdrücken und so den Kampf um Wahrheit, Gerechtigkeit und die Wiedergutmachung der Opfer unterstützen.

Cepeda erklärt auch, dass die Idee einer Kundgebung für den 6. März schon vor dem Aufruf zu den Kundgebungen des 4. Februars bestand. Seit einigen Jahren versucht Movice die öffentliche Meinung zu sensibilisieren, damit sie die Bedeutung eines Ende der Straflosigkeit versteht. Cepeda meint, dass die Kundgebungen gegen die FARC einen interessanten Weg für die Durchführung der Kundgebungen vom 6. März eröffneten.

Auf die Tatsache angesprochen, warum man nicht am 4. Februar gemeinsam marschierte, meinte Cepeda, dass die einseitige Ausrichtung der Kundgebungen vom 4. Februar den Ausdruck anderer Stimmen nicht zuliess.

Für den Sprecher von Movice können die Ereignisse nach den Kundgebungen des 6. März [2008] und jener vom 4. Februar vielfältigst interpretiert werden.
Das Beste für das Land ist, wenn sich die Menschen gegen alle Formen der Gewalt äussern und der Weg für eine politische Beilegung des bewaffneten Konfliktes gesucht wird. Dazu braucht es auch die demokratische Beteiligung und die Forderung und Überzeugung der BürgerInnen, dass ein Friede möglich ist.

[...]
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Der ganze Bericht kann auf http://www.askonline.ch gelesen werden.


Thursday, 14 February 2008

Kolumbien, Glencore, Public Eye Award

© Neue Luzerner Zeitung; 30.01.2008; Seite 19 [http://www.nlz.ch]

Zuger Zeitung Aufschlag

Public Eye -- Rapper reden einem Rohstoffhändler ins Gewissen

Gimma und Greis sind nach Baar gereist, um der Firma Glencore eine Auszeichnung zu überreichen. Deren Chef ist nicht erfreut.

Sie haben sich gestern in Geduld geübt, ­ die beiden Schweizer Rapper Gimma und Greis. Ist ihnen sonst bei Auftritten ein jubelndes Publikum sicher, hat man sie in Baar warten lassen. Dabei wollten sie dem Management des Rohstoffhändlers Glencore gestern eine Auszeichnung überbringen. Sie hatten den Public Eye Award im Gepäck, ­ den Schmähpreis «für übles Firmenverhalten».

Schmähpreis aus Davos

Die Trophäe ist von den Nichtregierungsorganisationen Erklärung von Bern und Pro Natura ins Leben gerufen worden und wird seit vier Jahren am Weltwirtschaftsforum Davos verliehen. Das Baarer Unternehmen hat es in diesem Jahr getroffen, weil das Management skrupellos mit den Arbeitern in den kolumbianischen Kohleminen Carbones de la Jagua umgehe und deren Versuche, sich gewerkschaftlich zu organisieren, unterdrücke.

Ausserdem verursachten die Kohleminen massive Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung, kritisieren die Erklärung von Bern und Pro Natura. Seit langem versuchen Gewerkschafter aus Kolumbien mit der Geschäftsleitung in Baar in Kontakt zu treten, um ihre Kritik an oberster Stelle zu deponieren.

Gestern wurde mit Sergio Becerra Moreno erstmals ein Gewerkschafter in Baar empfangen. Glencore-Chef Ivan Glasenberg nahm sich eineinhalb Stunden Zeit für den Gewerkschafter aus Kolumbien und Stephan Suhner von der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien [...]. «Ohne den Public Eye Award hätten wir vielleicht auch heute vor verschlossenen Türen gestanden», sagt Suhner. «Natürlich sind die Vertreter der Glencore bei der Meinung geblieben, dass alles gut läuft in Kolumbien. Wichtig ist aber, dass sie uns versprochen haben, gewissen Ungereimtheiten nachzugehen.» So berichten die Arbeiter in der Mine immer wieder, dass sie vom Wachpersonal auf dem Firmengelände bedroht werden und gerade Gewerkschaftmitglieder Angst haben. «Ich hatte bei den Gesprächen auch das Gefühl, dass die Firmenzentrale nicht über alles informiert ist, was das lokale Management macht», sagt Suhner. Ebenfalls Thema des Gesprächs war die Knappheit von sauberem Trinkwasser in den Dörfern um die Mine, die angeblich auch durch den Kohleabbau verursacht wird.

«In Haft oder auf der Flucht»

Laut Lotti Grenacher, Sprecherin der Glencore, bezahlt das Unternehmen die lokale Regierung für die Schürfrechte. «Dieses Geld wird aber nicht zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur verwendet», relativiert Suhner. «Die letzten vier Bürgermeister der Stadt La Jagua sind entweder wegen Korruption in Haft oder auf der Flucht.» Die Glencore nutze ihren starken lokalen Einfluss nicht, um etwas gegen die Korruption zu tun. Grenacher widerspricht: «Wir finanzieren Krankenhäuser, Schulen und auch den Bau von Strassen in der Region.»

Während drinnen die Gespräche laufen, warten die Rapper draussen geduldig auf ihren Einsatz. Doch belohnt werden sie dafür nicht. Gimma hat sich fest vorgenommen, den Preis nur dem Firmenchef persönlich zu überreichen. Doch Ivan Glasenberg zeigt sich nicht. Gimma und Greis markieren Härte: «Wir kommen wieder.»

Nelly Keune
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[Mehr Informationen zum Thema auch bei ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien: http://www.askonline.ch ]

Wednesday, 13 February 2008

Luzern: 5. Internationales Menschenrechtsforum

Vorprogramm des 5. Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) mit einigen Überraschungen

24. Januar 2008 – http://www.humanrightsforum.ch

Greenpeace, UNO, DEZA, Shell und MyClimate am 5. Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) 2008 [22./23. April 2008]

Reggaestar Jimmy Cliff lanciert das 5. IHRF mit einem Benefizkonzert

Lalita Ramdas (Direktorin Greenpeace International), Staatssekretär Jean Daniel Gerber (Direktor Eidgenössisches Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), René Estermann (Geschäftsführer MyClimate), Albert Wong (Shell International) und der renommierte deutsche Philosoph Otfried Höffe (Universität Tübingen) – sie alle kommen neben weiteren Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland am 22. und 23. April 2008 nach Luzern. Am 5. IHRF 2008 des Zentrums für Menschenrechtsbildung (ZMRB) an der PHZ Luzern werden sie im KKL öffentlich das Thema "Menschenrechte und Umwelt" diskutieren.

Reggaestar Jimmy Cliff lanciert die Gespräche mit einem Benefizkonzert. Der jamaikanische Künstler, der mit Hits wie "You Can Get It If You Really Want", "Reggae Night" oder "Vietnam" Weltruhm erlangt hat, tritt zum Auftakt des 5. IHRF am 21. April 2008 in Luzern auf. Jimmy Cliff ist bekannt für seine von unbändiger Lebensfreude strotzenden Live-Shows. Das IHRF freut sich, Jimmy Cliff in einer abendlichen Gala im Hotel Schweizerhof Luzern präsentieren zu dürfen. Der Erlös des 2. IHRF Concert geht zu Gunsten des UNICEF-Programmes WES – Water, Environment, Sanitation.

Nach der erfolgreichen Premiere mit den "Söhne Mannheims" im Juni 2006 findet das IHRF Concert dieses Jahr mit Jimmy Cliff zum zweiten Mal statt. Das Benefizkonzert im Rahmen des Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) soll die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Menschenrechtsfragen weiter ausbauen und konkrete Menschenrechtsförderung unterstützen.

Gibt es ein Menschenrecht auf eine saubere Umwelt? Wer ist für eine saubere Umwelt verantwortlich? Schränkt die Privatisierung von natürlichen Rohstoffen den Zugang zu ihnen ein oder fördert sie ihn? Ist Wirtschaftswachstum ohne Ausbeutung der Umwelt möglich? Diesen und ähnlichen aktuellen Fragen werden die prominenten Referentinnen und Referenten am 5. Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) nachgehen.

Neu bietet sich den Forumsteilnehmenden dieses Jahr in Form von Special Workshops die Möglichkeit, ganz nach ihrem Interesse Schwerpunkte zu setzen und sich in einem Bereich zu vertiefen. Special Workshops kann man in den Gebieten Menschenrechtsbildung (HRE), Recht (LAW), Philosophie (PHIL) und Wirtschaft (ECO) besuchen. Eine besondere Perle bildet der Special Workshop von Ibrahim Muhammad, Professor der Physik an der Universität Dhaka und Gründer des "Center for Mass Education in Science" (CMES). Er befasst sich mit der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu JungunternehmerInnen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Lehrpersonen sowie angehende Lehrerinnen und Lehrer können sich zudem intensiv mit einzelnen Menschenrechten und insbesondere ihrer Vermittlung im Klassenzimmer auseinandersetzen, u. a. im Special Workshop "Menschenrechtsbildung im Dienste der Schulkultur" von Professor Karl-Peter Fritzsche, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Menschenrechtserziehung an der Universität Magdeburg.

Zum ersten Mal wird 2008 der IHRF-Förderpreis "Wir haben einen Traum" verliehen. Dieser wurde mit dem Ziel lanciert, innovative Projekte und neue Ideen zur Förderung der Menschenrechte zu unterstützen. Die besten drei Kandidierenden erhalten die Chance, ihr Projekt, ihre Projektidee während eines REAL Workshops am Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) zu präsentieren und dort von der Expertise, dem Know-How und der Erfahrung der Teilnehmenden zu profitieren und diese in ihr Projekt einfliessen zu lassen.
Die Jury mit Claudia Lohrenscheit vom Deutschen Institut für Menschenrechte, dem CEO von Switcher, Robin Cornelius, und Rechtsprofessorin Anne Peters von der Universität Basel beurteilt alle Projekte und verteilt die Preissumme an die drei Siegerprojekte. Das Preisgeld in der Höhe von gesamthaft CHF 10'000.- wird vom Luzerner Unternehmen "Betten Thaler" gestiftet.

Das Internationale Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) verfolgt das Ziel, den verschiedenen Akteuren im Bereich der Menschenrechte wie Politik, NGOs, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft jährlich eine neutrale Plattform zum Gespräch zu bieten und die Öffentlichkeit für die Menschenrechte zu sensibilisieren. Das IHRF wird durch das Zentrum für Menschenrechtsbildung (ZMRB) an der PHZ Luzern mit der Unterstützung eines prominenten Patronatskomitees realisiert, dem u. a. Louise Arbour (UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte) und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey angehören.

[Weitere Informationen bei http://www.humanrightsforum.ch]

Sunday, 27 January 2008

WEF: Protestaktion in Genf gegen Präsenz des kolumbianischen Präsidenten und Aussenministers

Meine Liebe, mein Lieber

Leider erst heute komme ich dazu, Euch ein paar Fotos und Infos über eine Protestaktion in Genf weiterzuleiten, die ich bereits am Freitag erhalten habe.

Das e-Mail war vom untenstehenden Text begleitet (Original auf spanisch; meine Übersetzung).

Ich weiss nicht genau, wer zu diesem "Kommittee" gehört; der Ton ist recht militant, aber die Aktion letzten Donnerstag war ausgesprochen friedlich.

Es ging um einen Protest gegen die Teilnahme des kolumbianischen Präsidenten und Aussenministers am WEF in Davos, das dieser Tage abgehalten wurde. Ihr wisst ja wohl auch, dass Uribe und Konsorten mit den schlimmsten Mördern Kolumbiens unter einer Decke stecken.

Übrigens: Der Schweizer Erdbaukonzern Glencore hat den Public Eye Award für seine himmeltraurigen Geschäftspraktiken in Kolumbien in der Tagbau-Kohlenmine von El Cerrejón (ca. zwei Mal so gross wie der Genfersee) erhalten. Dort wurden und werden Tausende von einfachen Bauern rücksichtslos aus ihren Dörfern vertrieben, die dem Kohleabbau im Weg stehen. Wer sich wehrt, dem wird das Wasser vergiftet, der Strom abgestellt; ganze Dörfer wurden mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. Entschädigung haben bis jetzt nur ganz wenige erhalten, und das bisschen Geld ist längst verpufft. Jahrhundertealte Traditionen verschwinden...
Es ist ähnlich wie sonst vielerorts, wie es auch in der Schweiz oft geschehen ist im 19./Anfangs 20. Jahrhundert, aber richtig ist es trotzdem nicht.

Upps, jetzt habe ich grad ein wenig gepredigt -- aber es ist mir wichtig, diese Nachricht in einen einigermassen verständlichen Kontext zu stellen.

Uribe: Pate der Paramilitärs; Kolumbien – Narko-Mörder-Regime; Politische Lösung des Konflikts in Kolumbien
© Foto: Comité Colombia


Und hier also noch das Briefzitat:
***
Hallo Leute

Eine Umarmung allen, die uns nicht begleiten konnten. Wir hoffen, Euch bald zu sehen.
Die diesjährige Agenda ist schwer beladen -- wir stehen auf und kämpfen gegen dieses Terrorregime. Wir werden Eure Unterstützung brauchen und hoffen, dass ihr die Informationen über unsere Aktivitäten weiter leitet, damit wir in unserer Komplizität erstarken und unsere Mitgliederzahl ansteigt.
Hier wartet eine Aufgabe auf Euch!

Kommittee Kolumbien (comité colombia)
Der Einheit verpflichtet -- Keine Konzessionen gegenüber dem Regime!

Ad-hoc Kommittee Solidarität mit dem kolumbianischen Volk
(Comité Ad hoc de solidaridad con el pueblo colombiano)
***
[Absender: comite_colombia[at]no-log.org
Datum: 25.1.2008]

Thursday, 24 January 2008

Zum Besuch des kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe in der Schweiz

Meine Liebe, mein Lieber

Heute leite ich folgende Nachricht der Fachstelle Menschenrechte von ask – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien weiter -- sehr lesens- und bedenkenswert!!!


Pressemitteilung

Zum Besuch des kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe in der Schweiz

Der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe besucht zur Zeit Europa mit Regierungstreffen in Frankreich, Brüssel und der Schweiz und nimmt auch am Wirtschaftsforum in Davos teil.

Die Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien ask weist anlässlich dieses Besuches von Präsident Uribe auf folgende Punkte hin:

Obwohl Präsident Uribe den internen bewaffneten Konflikt in Kolumbien leugnet, ist der grösste Teil des Budgets 2008 für den Krieg bestimmt: 65% aller staatlichen Investitionen fliessen in die Armee und 81,2% aller Staatsbeamten sind Angestellte staatlicher Sicherheitsdienste.[1]

Die Konsequenzen des internen bewaffneten Konfliktes auf die Zivilbevölkerung sind verheerend: Kolumbien zählt 4 Mio. interne Vertriebene – Flüchtlinge im eigenen Land – und weist eine erschreckend hohe Zahl von Getöteten ausserhalb von Kampfhandlungen auf. Mehrere Tausend Personen wurden gewaltsam zum Verschwinden gebracht.

In den ersten vier Jahren der Regierung Uribe (2002-06) waren die Guerillagruppen für 25% dieser Morde verantwortlich (1'591 Opfer); die Paramilitärs – in offener Verletzung des Waffenstillstandes – waren für 61% (3'907 Opfer) und die Armee für 14% (908 Opfer) verantwortlich. Das heisst, dass 75% aller Morde ausserhalb von Kampfhandlungen durch die Armee und die mit ihr verbündeten paramilitärischen Verbände verübt wurden.[2]

Die ask verurteilt die schweren und permanenten Verletzungen des Humanitären Völkerrechts durch alle bewaffneten Akteure – Guerilla, Armee und Paramilitärs.

Die ask verurteilt die schweren Verletzungen des Humanitären Völkerrechts durch die Guerilla, so die Ermordung, Entführung von Zivilpersonen, die Rekrutierung von Minderjährigen und den Einsatz von Personenminen. Die ask betont, dass die Guerillagruppen als Konfliktparteien zur Respektierung des Humanitären Völkerrechtes verpflichtet sind und für dessen Verletzungen zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Die ask verlangt die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Entführten durch die Guerilla.

Die dramatische Situation der Opfer des internen bewaffneten Konfliktes in Kolumbien – wovon das Drama der Entführten ein wichtiger Teil ist – verlangt die Aufmerksamkeit aller. Die ask verurteilt die Instrumentalisierung des Schmerzes der Opfer für politische Zwecke, egal von welcher Seite.

In Kolumbien herrscht praktisch eine totale und strukturelle Straflosigkeit. Menschenrechtsvergehen werden nicht geahndet. Die aktive, systematische und historische Mitbeteiligung zahlreicher Politiker und Parlamentarier von Parteien, welche Präsident Uribe unterstützen, von Regierungsbeamten, von breiten Kreisen der Armee und von Geheimdienstchefs bei Verbrechen der Paramilitärs müssten jede rechtsstaatliche Regierung zu einem exemplarischen Kampf gegen die Straflosigkeit verpflichten. Doch wir beobachten, wie die Regierung Anstrengungen und Erfolge des Obersten Gerichtshofes im Kampf gegen die Straflosigkeit mit äusserster Feindseligkeit begegnet. ZeugInnen, die gegen Chefs der Paramilitärs aussagen, werden systematisch eingeschüchtert und haben keinerlei Garantien. Mehrere Zeugen, die trotzdem aussagten, wurden ermordet.

Wir rufen die internationale Gemeinschaft und insbesondere die Schweizer Regierung auf:

Von der kolumbianischen Regierung und allen bewaffneten Akteuren die sofortige und vollständige Umsetzung der Menschenrechts-Empfehlungen der UNO zu verlangen.

Die zivilgesellschaftlichen Initiativen zur Stärkung des Rechtsstaates, zu einer politischen Verhandlungslösung des bewaffneten Konfliktes und für den Aufbau eines stabilen, dauerhaften und gerechten Friedens mit sozialer Gerechtigkeit und einem funktionierenden Rechtsstaat zu unterstützen und zu stärken

Die Verhandlungsbemühungen für ein humanitäres Abkommen und zur Aufnahme von Friedensverhandlungen im Rahmen des Internationalen Rechtes zu intensivieren.

Luzern, 24. Januar 2008 Arbeitsgruppe Schweiz–Kolumbien ask

Bruno Rütsche

Für Auskünfte und nähere Informationen:

Arbeitsgruppe Schweiz – Kolumbien ask, Bruno Rütsche, Tel. 041 210 64 68,
mail:
fachstelle.luzern[at]askonline.ch

Internet: www.askonline.ch



[1] Quelle: Portafolio 14. August 2007 El Tiempo, zitiert von José Fernando Isaza Delgado und Diógenes Campos Romero in Algunas consideraciones cuantitativas sobre la evolución del conflicto en Colombia, Dezember 2007

[2] Kolumbianische Juristenkommission, Colombia 2002-2006: Situación de derechos humanos y derecho humanitario, Seite 3

Thursday, 10 January 2008

Kolumbien: Die Erde bebt - Indigene Gemeinschaften und Natur im Aufruhr

Meine Liebe, mein Lieber

Immer wieder treffen besorgniserregende Nachrichten aus Kolumbien ein -- das Trauerspiel um die Freilassung von Entführten durch die FARC ist "nur" eine davon.

Hier ein Aufruf von kolko e.V. - Menschenrechte für Kolumbien / kolko e.V. - derechos humanos por Colombia http://www.kolko.de und die Bitte, mal selber einen Protestbrief an die Kolumbianische Botschaft zu Handen der Regierung in Bogotá zu schicken.

Danke!

*****
Kolumbien: Die Erde bebt
Indigene Gemeinschaften und Natur im Aufruhr

Von: Theodor Rathgeber, Januar 2008

Die indigenen Völker im Department Cauca (Süden Kolumbiens) haben seit dem 11. November 2007 die Initiative ergriffen und sich die ‘Befreiung ihrer Territorien’ (Liberación de la Madre Tierra) von fremder Herrschaft zum Ziel gesetzt. Logistisch unterstützt durch den Regionalen Ureinwohnerrat des Cauca (CRIC; Consejo Regional Indígena del Cauca) erhoben sich die Gemeinschaften der Nasa, Totoroes, Yanacona, Polindara, Kokonuko und Guambiano in den Landkreisen (Municipios) Santander de Quilichao, Caldono, Caloto, Silvia, Piendamó, Morales, Puracé, Popayán, Suarez und Totoró und besetzten bislang 15 Areale. Im Begriff, dies zu tun, sind indigene Gemeinschaften im angrenzenden Departement Huila in den Landkreisen Itaibe und Pitalito.

Nicht erfüllte Absprachen mit der Regierung (teilweise seit über 20 Jahren), offene Vertragsbrüche, Angriffe gegen Führungspersonen und Dorfgemeinschaften, die verheerenden Folgen der Marktliberalisierung sowie einschneidende Veränderungen zentraler Gesetze ohne Konsultation (zum Wasser, Wald, Bergbau etc.) ließen Geduld und Dialogbereitschaft auf Seiten der indigenen Völker des Cauca auf den Nullpunkt sinken. Die Gemeinschaften sehen nicht nur sich selbst mit dem Rücken zur Wand, sondern haben buchstäblich die Verwüstung ihrer Umwelt vor Augen.

Von den vielen gebrochenen Versprechen stechen einige hervor, die das Absurde im Regierungshandeln zum System werden lassen.

Fallbeispiel 1: Nach dem Massaker an Landbesetzern auf der Farm El Nilo (1991, 20 Tote) kam es im Zuge der juristischen Aufarbeitung im Dezember 1991 zu einer Entschädigungsregelung, mit einer Garantieerklärung gegenüber dem Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, die der betroffenen indigenen Gemeinschaft innerhalb von drei Jahren die Landrechte des von Drogenhändlern okkupierten Terrains zusprach; bislang ohne Ergebnis.

Fallbeispiel 2: Das kolumbianische Institut zur ländlichen Entwicklung (INCODER; Instituto Colombiano de Desarrollo Rural) erwarb ein Grundstück (Villa Carola), um es an Vertriebene zu verteilen, ohne sich auch nur darum zu kümmern, dass just dieses Terrain innerhalb des Reservats (resguardo) von Poblazón liegt und der Dorfgemeinschaft der Kokonuko seit 1992 zugesagt ist; bislang ohne Ergebnis.

Fallbeispiel 3: Kolumbiens Präsident, Alvaro Uribe Vélez, sagte im Dezember 2005 zu, im Landkreis Caldono mittels des Dekrets 982/1999 in einem Zeitraum von 6 Monaten 1.000 Hektar (Finca Japio) zu übereignen; bislang ohne Ergebnis. Angeblich handele es sich um ein historisches Kulturerbe der Nation, das nicht an eine indigene Gemeinschaft abgegeben werden könne. [Trotzdem wirtschaftet dort ein Forstbetrieb mit Kiefern.]

Fallbeispiel 4: Mehrere Landkreise im Department Cauca beschlossen 2003 eine Flurbereinigung und schrieben darin fest, dass zukünftig an indigene Gemeinschaften kein Land verkauft werden darf.

Fallbeispiel 5: Das Grundlagengesetz zur ländlichen Entwicklung (Estatuto de Desarrollo Rural) gibt der kommerziellen Nutzung der natürlichen Ressourcen unter Einschluss des Bodens sowie dem Schutz auswärtiger Investitionen absoluten Vorrang, was jegliche Bodenreform und Übereignung von Land an "unproduktive" Eigner verunmöglicht.

Fallbeispiel 6: Landbesetzungen beantwortet der kolumbianische Staat zunehmend mit Maßnahmen aus dem Anti-Terrorismus-Katalog; so der Einsatz von Sicherheitsdiensten gegen Landbesetzer auf der Farm La Perla im Landkreise Silvia, Gemeinderäte des Resguardo Jebalá oder gegen Demonstranten im Zuge der "Befreiungs"-Aktion. Ein Toter ist bereits zu beklagen: Lorenzo Largo Dagua, aus dem Resguardo Huellas (Landkreis Caloto), seinen Schussverletzungen erlegen am 14. Dezember 2007. Die laufende Aktion Liberación de la Madre Tierra fällt unter den Generalverdacht, von der FARC-Guerrilla koordiniert zu sein (eine abwegigere Unterstellung kann es in diesem Fall nicht geben).

Fallbeispiel 7: Nicht nur Ureinwohner sind von dieser Politik betroffen: So wurden intern Vertriebene entlang der Straße von Cali nach Buenaventura (Barrio El Colorado, Sektor La Fortuna) sowie in der Umgebung von Buenaventura (Playa Renaciente) trotz Einwänden seitens der Ombudsstelle für Menschenrechte (Defensoría del Pueblo) und der Kommission für Menschenrechte im kolumbianischen Senat mit Gewalt geräumt.

Fallbeispiel 8: Die Vorgabe, vor öffentlichen Maßnahmen, die indigene Territorien betreffen, vorab und umfassend zu informieren sowie eine Vereinbarung mit den Betroffenen zu erzielen, wird immer weniger umgesetzt; obwohl Kolumbien die ILO-Konvention 169 ratifiziert und durch das Gesetz 21/1991 in die nationale Gesetzgebung überführt hat.

Angesichts der verhärteten Gesprächsstrukturen beriefen der CRIC und die nationale Indigenenorganisation ONIC (Organización Nacional Indígena de Colombia) am 23. November außerdem eine ständige Versammlung indigener Gemeinschaften aus acht Großregionen des Cauca ein. Seit diesem Datum tagt dieses "Parlament von unten" (Parlamento Indígena Popular) auf dem Resguardo-Gebiet La María / Piendamó, seit Jahren ein Zentrum für Dialog und Verhandlungen. Die ständige Versammlung soll sich aus gegebenem, aktuellen Anlaß mit institutionellen Verstößen des kolumbianischen Staates gegen historische Grundrechte der Ureinwohner und in sozialer Armut Lebender beschäftigen. Eines der Themen ist nicht zuletzt der Freihandelsvertrag der kolumbianischen Regierung mit den USA und dessen Konsequenzen.

Zeitlich und inhaltlich passend, grollt auch die Natur. Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen meldete sich der Vulkan Nevado del Huila, ließ die Erde erbeben und verursachte mehrere Schlammlawinen, Überschwemmungen, Brückenschäden und Straßenblockaden. Die Folgen der Vulkanaktivität erinnerten nachdrücklich an den Raubbau insbesondere der Wälder, die des kurzfristigen Gewinnes wegen eingeschlagen werden und keine Barrieren mehr bilden können. Vor Ort wird dieses Grollen der Natur als (Wut-) Ausbruch und Bestätigung des zivilen Ungehorsams interpretiert.

Damit dies alles nicht verpufft, fordern CRIC und ONIC auch ausländische Unterstützer auf, nicht nur zu applaudieren, sondern sich einzumischen; etwa durch ein höfliches Schreiben an die Botschaft Kolumbiens in Berlin [oder Bern] unter Hinweis auf diese Informationen (kann in deutscher Sprache sein).

[Ambassade de Colombie]
Kurfürstenstraße 84 (5. Etage)
10787 Berlin
Telefon: +49 (0) 30-26 39 61 0
Fax: +49 (0) 30-26 39 61 25
E-mail: info@embajada-colombia.de

[Ambassade de Colombie
Dufourstrasse 47, 3005 Bern
Telefon: +41 (0)31 351 54 34
E-mail: colombie@iprolink.ch
http://www.emcol.ch]

Quellen: Comunicados del CRIC Nos. 4-19
Link: http://www.onic.org.co
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Tuesday, 8 January 2008

Kolumbien: Was wir von hier aus tun können...

Liebe Leute

Zu allererst: Ganz herzlich gute Wünsche fürs noch junge Jahr 2008! Möge es uns allen Friede, Freude und gute Gesundheit bringen. Natürlich wünsche ich dies nicht nur uns hier in Europa und der Schweiz, sondern ganz besonders all jenen Menschen, die von ihren Regierungen, von paramilitärischen Kräften, Rebellenverbänden oder von ganz "schlichten" Verbrecherbanden drangsaliert werden.

Hier eine Idee, wie wir in der Schweiz konkret Druck auf eine Firma setzen können, die sich bisher ziemlich feige taub gestellt hat:

Mitte März 2007 hat sich die grosse US-Bananenfirma Chiquita mit den US-Justizbehörden auf die Zahlung eines Strafgeldes von 25 Millionen US-Dollar geeinigt, denn Chiquita hat zugeben müssen, zwischen 2001 und 2004 rund US-$ 1,7 Mio. an die Paramilitärs gezahlt zu haben. Die Zahlungen – sogenannte "Schutzgelder" - waren allerdings schon seit 1997 erfolgt, wurden aber in den USA erst ab 2001 strafbar, als die Paramilitärs im Nachgang zu 9/11 auf die Liste von terroristischen Organisationen gesetzt wurden.

Inzwischen haben auch Opfer Klagen eingereicht.

Was jedoch bei den oben erwähnten Verhandlungen nicht thematisiert wurde, aber gesichert feststeht, ist die Tatsache, dass Chiquita in einen grossen Waffendeal mit den Paramilitärs verwickelt war und mindestens ihre Infrastruktur dafür zur Verfügung stellte, z.B. indem die leeren Bananenschiffe mit Waffen und Munition beladen nach Kolumbien zurück gefahren sind und der grosse Hafen von Chiquita an der kolumbianischen Pazifikküste als Umschlagplatz diente.

Nun ist die Migros der grösste Handelspartner von Chiquita in der Schweiz. Rund die Hälfte der Bananen in Migros-Gestellen tragen das Chiquita Label.

Eine kleine, aber wichtige Nichtregierungsorganisation (NRO), die ask–Arbeitgruppe Schweiz-Kolumbien, hat daher Migros angefragt, wie sie die weitere Zusammenarbeit mit Chiquita mit ihren Firmengrundsätzen (sozial-ökologisch, Mitglied des Global Compact) vereinbaren kann, und Migros aufgefordert, ganz auf Max-Havelaar Bananen zu setzen und ihre Zusammenarbeit mit Chiquita zu überprüfen. Die Migros ist jedoch zu keinerlei Dialog bereit und hat völlig nichtssagende Antworten gegeben, die absolut unbefriedigend sind.

Aufgrund der Bedeutung von Migros als wichtigstem Detailhändler, ihrer Geschichte und ihrer sozialen Verantwortung scheint es nicht nur der ask wichtig, dies auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Ich veröffentliche diese Angaben auf meinem Blog mit dem Einverständnis der ask.

Ich überlasse es gerne der Leserin, dem Leser dieses Blogs, ihre und seine eigenen Schlüsse zu ziehen und auf den Kauf von Chiquita-Bananen zu verzichten (die übrigens nicht nur in Migros-Gestellen liegen). Persönlich kaufe ich schon lange nur noch Max-Havelaar-Bananen.

Alle Informationen, auch den Briefwechsel zwischen ask und Migros, befinden sich unter http://www.kolumbien-aktuell.ch/aktuell.htm