Informieren in Kolumbien – eine Herausforderung
Meine Liebe, mein Lieber
Hier ein Auszug aus Kolumbien-aktuell (No. 467, 21. Februar 2008) – Der ganze Bericht kann auf http://www.askonline.ch nachgelesen werden. Übersetzung aus dem kolumbianischen Spanisch: B. Rütsche
Informieren in Kolumbien – eine Herausforderung
Aus Anlass des internationalen Tages des Journalisten – dem 9. Februar 08 – hat die Stiftung für Pressefreiheit FLIP ihren Jahresbericht zur Pressefreiheit in Kolumbien im Jahr 2007 veröffentlicht.
(von der Stiftung für Pressefreiheit FLIP)
Seit 1998 überwacht und dokumentiert FLIP über ihr Alarm- und Schutznetz für JournalistInnen die Angriffe auf die Pressefreiheit. Der Bericht "Die Herausforderung in Kolumbien zu informieren" enthält die Daten zum Jahr 2007 und wirft ein klares Bild auf die Situation des Journalismus in Kolumbien.
2007 wurden insgesamt 162 Verstösse gegen die Pressefreiheit verzeichnet, d.h. praktisch ein Verstoss jeden zweiten Tag. Davon waren über 50% Drohungen gegen JournalistInnen aufgrund ihrer Informationstätigkeit. 16 JournalistInnen mussten aufgrund der Drohungen ihre Wohngemeinde verlassen und wurden zu internen Vertriebenen.
2007 wurden zwei Morde an Journalisten registriert:
- Im Januar 2007 wurde in Istmina im Dep. Chocó der Journalist und Anwalt Elacio Murillo Mosquera ermordet.
- Im September [2007] wurde in Cartago im Dep. Valle der Journalist Javier Dario Arroyave tot aufgefunden.
Die Morde hatten scheinbar in beiden Fällen einen Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit [der Opfer]. Nebst Drohungen und Morden wurden JournalistInnen auch Opfer von unmenschlicher und erniedrigender Behandlung und der Behinderung bei der Ausübung ihrer Arbeit.
Meist waren die Täter "Unbekannte", weder die betroffenen Journalisten noch die Behörden konnten die Täter identifizieren. An zweiter Stelle, mit 19%, waren die paramilitärischen Gruppen für Aggressionen gegen Presseleute verantwortlich. Dies, obwohl der Demobilisierungsprozess der Paramilitärs vor vier Jahren begann und das Gesetz Gerechtigkeit und Friede seit zwei Jahren in Kraft ist. Weiter werden auch die FARC-Guerilla, Private, Staatsbeamte und Armeeangehörige – diese beiden [Gruppierungen] werden für 21% der Verstösse verantwortlich gemacht – als Täter genannt. Besonders schwerwiegend ist bei den staatlichen Tätern, dass diese Formen der Aggression anwendeten, wie [dies] sonst nur illegale bewaffnete Gruppen [tun]: Drohungen, unmenschliche und entwürdigende Behandlung.
Um gegen diese Taten vorzugehen, gibt es beim Innenministerium ein Regierungsprogramm zum Schutz der JournalistInnen. Ohne dessen Arbeit zu verkennen, stellt FLIP aber Unregelmässigkeiten, Verzögerungen und teilweise oder völlige Nichteinhaltung von Abkommen zum Schutz der JournalistInnen fest.
Die Information ist im Bericht "Die Herausforderung in Kolumbien zu informieren" detailliert aufgeführt. FLIP möchte damit die Aufmerksamkeit der Behörden wecken, damit diese präventive Massnahmen ergreifen und die Täter bestrafen. Zudem möchte FLIP damit die Unterstützung anderen Organisationen für den Kampf um die Pressefreiheit gewinnen und die Gesellschaft insgesamt über die Lage des Journalismus in Kolumbien informieren.
[Zusammenfassung eines] Interviews mit Iván Cepeda: 6. März – Kundgebung gegen alle Formen der Gewalt
Iván Cepeda Castro ist der Sprecher der Nationalen Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen Movice. Er sprach mit Kolumbien-aktuell über den Aufruf zur Kundgebung vom 6. März gegen die von Paramilitärs und Staatsbeamten verübten Verbrechen.
(von Olga Perea B.; Journalistin von Rompecabezas, Forscherin am Friedensprogramm des CINEP)
Kolumnisten wie Hernando Gómez Buendía meinten nach den Kundgebungen des 4. Februars 08 gegen die FARC, dass gegen acht Millionen KolumbianerInnen in 140 Ländern rund um die Welt daran teilgenommen hätten. Um 12.00 Uhr des 6. März [2008] möchte die Nationale Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen Movice mit der Unterstützung anderer Organisationen – so u.a. der LehrerInnengewerkschaft FECODE, der Menschenrechts- und Vertriebenenorganisation Codhes, dem Nationalen Netz der Bürgerinitiativen für den Frieden und gegen den Krieg REDEPAZ, der Ständigen Versammlung der Zivilgesellschaft für den Frieden, der Kolumbianischen Juristenkommission und der Einheitsgewerkschaft CUT – eine Kundgebung als Hommage an die Opfer des Paramilitarismus, der Parapolitik und der Staatsverbrechen durchführen. Zur Kundgebung aufgerufen wurden auch die Unternehmerverbände und die katholische Kirche.
In Facebook, dem Internetportal der sozialen Netzwerke, über das zu den Kundgebungen vom 4. Februar aufgerufen worden war, hat es bereits über 9'000 eingeschriebene Personen, welche die Kundgebung vom 6. März unterstützen, mit der Vertriebenen, Verschwundener, der Opfer von Massakern und den Hingerichteten gedacht werden soll.
In Bogotá ist die Kundgebung auch Auftakt für das 4. Nationale Treffen der Opfer, welches vom 6. – 8. März dauern wird. Dieses Treffens soll u.a. die Bedeutung ersichtlich machen, dass die Opfer Zugang zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung haben, die Nicht-Wiederholung garantiert und das kollektive Gedächtnis aufgearbeitet wird.
Iván Cepeda Castro, Sprecher von Movice und Kolumnist der Wochenzeitung El Espectador nimmt zur Kundgebung vom 6. März Stellung und verweist auf das Ziel, die Bürger zu einer Hommage an die Opfer des Paramilitarismus und von Staatsbeamten zu bewegen. Die Menschen können aber auch ihre Solidarität mit den Entführten ausdrücken und so den Kampf um Wahrheit, Gerechtigkeit und die Wiedergutmachung der Opfer unterstützen.
Cepeda erklärt auch, dass die Idee einer Kundgebung für den 6. März schon vor dem Aufruf zu den Kundgebungen des 4. Februars bestand. Seit einigen Jahren versucht Movice die öffentliche Meinung zu sensibilisieren, damit sie die Bedeutung eines Ende der Straflosigkeit versteht. Cepeda meint, dass die Kundgebungen gegen die FARC einen interessanten Weg für die Durchführung der Kundgebungen vom 6. März eröffneten.
Auf die Tatsache angesprochen, warum man nicht am 4. Februar gemeinsam marschierte, meinte Cepeda, dass die einseitige Ausrichtung der Kundgebungen vom 4. Februar den Ausdruck anderer Stimmen nicht zuliess.
Für den Sprecher von Movice können die Ereignisse nach den Kundgebungen des 6. März [2008] und jener vom 4. Februar vielfältigst interpretiert werden.
Das Beste für das Land ist, wenn sich die Menschen gegen alle Formen der Gewalt äussern und der Weg für eine politische Beilegung des bewaffneten Konfliktes gesucht wird. Dazu braucht es auch die demokratische Beteiligung und die Forderung und Überzeugung der BürgerInnen, dass ein Friede möglich ist.
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Der ganze Bericht kann auf http://www.askonline.ch gelesen werden.
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