Friday 29 February 2008

Kolumbien: Carimagua und Puerto Wilches: Palmölplantagen und Menschenrechte

Meine Liebe, mein Lieber

Hier zwei Artikel der ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, hier mit freundlicher Genehmigung des Verfassers veröffentlicht.

Weitere Informationen unter http://www.askonline.ch sowie http://www.agrotreibstoffe.ch

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Carimagua - Land für Palmenunternehmen, nicht für Vertriebene

Die Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien ask hat schon verschiedentlich darauf hingewiesen, dass der Boom der Agrotreibstoffe den Druck auf Land erhöht und Massnahmen zur Agrarreform erschwert. In diesen Tagen erreichte uns dazu ein neues, klares Beispiel aus Kolumbien.

Die tragikomische Geschichte dreht sich um das Grundstück Carimagua mit 17'000 Hektaren. Diese Hacienda liegt im Departement Meta, einem der Zentren der Agrotreibstoffproduktion. Seit Jahren war dieses Stück Land dafür vorgesehen, intern vertriebene Kleinbauern anzusiedeln. Ein Abkommen von 2004 sah vor, dieses Land im Rahmen der Politik zu Gunsten intern Vertriebener an Gewaltopfer zu übertragen. Das Grundstück schenkte die Kolumbianische Landwirtschaftliche Forschungsanstalt CORPOICA im Jahre 2004 dem Institut für Landreform und ländliche Entwicklung Incoder, das es an Landlose und Gewaltopfer verteilen sollte. Dem behördlichen Schlendrian ist es zuzuschreiben, dass das Land auch drei Jahre später nicht verteilt war.
Im Juli 2007 entschied das Incoder unter Landwirtschaftsminister Felipe Arias, das Grundstück Privaten zu übertragen und schrieb das Land zur Verpachtung während 50 Jahren an Agro-Unternehmer aus. Anfang Februar 2008 wurde diese abrupt getroffene Entscheidung publik. Die Argumente für die Umnutzung grenzen z.T. ans Lächerliche. So behauptete der Landwirtschaftsminister, das Land sei schlecht erschlossen, habe kaum Infrastruktur und der Boden sei fast unfruchtbar. Präsident Uribe unterstützt die Entscheidung seines Landwirtschaftsministers und hält fest: „Ich finde grosse agroindustrielle Projekte interessanter, als einfach Land zu parzellieren, wo dann nur Hütten, Armut und Unkraut spriessen“.
Interessant ist: Aus Protest gegen die staatliche Untätigkeit hat eine Gruppe Landloser das Grundstück vor einigen Monaten besetzt. Nun müsste also die Polizei dafür sorgen, dass diese (rechtmässigen) Besetzer wieder entfernt werden, damit es – in Verletzung der ursprünglichen Vereinbarung an Private gehen kann.
Linke Parlamentarier, grosse Medien und der Oberste Rechnungsprüfer haben diese Pläne der Regierung kritisiert. Der Procurador verlangte, dass dieses Land wie vorgesehen an 80 landlose Familien verteilt werde. Andernfalls wolle er die Entscheidung der Regierung juristisch anfechten. Denn es stellt sich die Frage, ob erstens das Incoder dieses ausdrücklich zur Verteilung an Landlose bestimmte Grundstück einfach an private Investoren übertragen kann. Zweitens, ob dieses Vorgehen verfassungskonform ist, denn die Verfassung gibt bei der Landzuteilung klar den Vertriebenen und Landlosen den Vorrang.
Pikanterweise hat das Verfassungsgericht die Regierung Uribe vor Kurzem erneut gerügt, weil sie dem verfassungsmässigen Auftrag der Unterstützung der Vertriebenen nicht nachkomme, insbesondere was die Landzuteilung anbelange.
Die grösste Tageszeitung Kolumbiens, El Tiempo, erhielt Einsicht in einen Bericht, aus dem klar hervorgeht, dass das Land für produktive Projekte mit Kleinbauern geeignet ist. Laut diesem Bericht waren Projekte mit Forstwirtschaft (Kautschuk, Edelholz und Palmen), Viehzucht und Nahrungsmitteln für den Eigenbedarf geplant, und verschiedenste Organisationen hatten technische und finanzielle Unterstützung zugesagt. Die anzusiedelnden Landlosen und Vertriebenen sollten in Vereinigungen organisiert werden, um den Boden effizienter bearbeiten zu können. Das Terrain wurde genau wegen seiner guten Verkehrserschliessung, Infrastruktur und Bodeneigenschaften für dieses Projekt ausgewählt. Es verfügt über Strom, Wasser, Dutzende Häuser und sogar eine Landepiste!
Die Regierung behauptet zur ihrer Verteidigung nun aber genau das Gegenteil. Dieser Boden könne nur produktiv sein, wenn mehrere Millionen Franken investiert würden, denn er sei sauer und verwahrlost. Weder der Staat noch die Vertriebenen würden über dieses Geld verfügen, deshalb müsse auf private Investoren zurück gegriffen werden. Dank privaten Investoren könnten aber bis zu 1500 Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit den Gewinnen aus dem Projekt könnte dann andernorts fruchtbares Land für Vertriebene gekauft werden. Die Regierung wolle kein schlechtes Land an Vertriebene verteilen.
Gemäss verschiedenen Experten und Politikern sind die Argumente der Regierung haltlos und ihr Vorgehen illegal. Zudem sei es kein Einzellfall. In Buga im Departement Valle wurde vor kurzem bekannt, dass 700 Vertriebene das versprochene Land nun ebenfalls nicht erhalten sollen.
Schon lange zeichnet sich die Tendenz der Regierung Uribe ab, die Agrarreform auszuhebeln und das Land nur privaten Investoren und Grossgrundbesitzern zuzuteilen. Uribes Regierung behauptet, private Investoren seien viel effizienter als Kleinbauern,und würden gute Arbeitsplätze schaffen. Immer wieder lässt der Landwirtschaftsminister verlauten, die Landbevölkerung und die Vertriebenen wollten kein Land, sondern Arbeitsplätze.
Doch den Kleinbauern und Landlosen ist sehr wohl bewusst, dass die angebotenen Arbeitsplätze ein würdiges und sorgenfreies Leben nicht ermöglichen, sondern sie vielmehr der Willkür und Ausbeutung durch die Latifundisten aussetzen werden. Deshalb kämpfen breite Kreise von Vertriebenen, Gewaltopfern, Landlosen und Kleinstbauern für ein eigenes Stück Land und staatliche Unterstützung, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Doch diese Kleinstbauern und Landlosen, die für ihr eigenes Stück Land kämpfen, werden totgeschwiegen, diffamiert und bedroht. Und führen sie ihren Kampf ums Land allzu hartnäckig, scheuen die Grossgrundbesitzer und Palmölproduzenten auch vor Morden nicht zurück.

Quellen:
www.caracol.com.co, 11. Februar 2008
www.eltiempo.com, 10. und 11. Februar 2008

www.askonline.ch – Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien ask, Stephan Suhner, 25. Februar 2008

http://www.agrotreibstoffe.ch/

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Proteste von Palmenarbeitern gegen schlechte Arbeitsbedingungen

[Im Magdalena Medio kämpfen Plantagenarbeiter um bessere Arbeitsbedingungen.]

In Puerto Wilches im Magdalena Medio haben 2500 Plantagenarbeiter seit einigen Tagen die Arbeit nieder gelegt, um ihrer Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Auf 34'000 Hektaren im Gebiet der Gemeinde Puerto Wilches wachsen Ölpalmen, die den Unternehmen Monterrey, Bucarelia, Brisas, Agropalma und Agrícola del Norte gehören. Die 2500 streikenden Arbeiter machen etwa die Hälfte der Arbeiter dieser fünf Unternehmen aus.
Am 30. Januar 2008 kam es zu ersten lokalen Streiks in einigen Plantagen, diese dehnten sich aber immer mehr aus. Am 14., 15. und 18. Februar unterstützten Protestaktionen der gesamten Bevölkerung die Streiks.
Die Streikenden fordern in erster Linie individuelle, direkte Arbeitsverträge mit den Palmölunternehmen – 4'550 von ihnen arbeiten in Kooperativen, nur 610 Arbeiter haben direkte Arbeitsverträge mit den Plantagenbesitzern. Gemäss dem Gewerkschaftsdachverband CUT sind diese und andere Praktiken des Outsourcing und der Temporärarbeit weit verbreitet, was elementarste Arbeitsrechte aushebelt.
Die kolumbianische Gesetzgebung über Kooperativen verbietet deren Mitgliedern den Beitritt zu einer Gewerkschaft. Diese Kooperativen bezahlen Löhne von bloss etwa 130 Franken pro Monat – weit unter dem Mindestlohn – bei Arbeitstagen von bis zu 16 Stunden. Auch fehlen häufig die Gesundheitsversicherung und Altersvorsorge. Weiter fordern die Arbeiter bessere Löhne, Zuschüsse für Transport und Nahrungsmittel sowie Schutzkleidung, die sie, nebst ihren Werkzeugen, nämlich z.T. selber bezahlen müssen.
Zudem wehren sich die Arbeiter gegen Sanktionen wegen der Qualität der Früchte, da diese weder sehr reif noch grün geerntet werden sollten.
Schon mehrmals hat die Bereitschaftspolizei ESMAD die friedlichen Proteste mit Tränengas aufgelöst. Ein Gewerkschaftsführer wurde von einem Polizisten gefilmt und bedroht, drei Gewerkschafter wurden festgenommen. Bis jetzt haben sich die Palmölunternehmen geweigert, Verhandlungen mit den Streikenden aufzunehmen.
Es handelt sich um die grösste Streik- und Protestbewegung der Palmenarbeiter in den letzten Jahren. Vor allem die paramilitärische Gewalt hat die ehemals starken Gewerkschaften dieses agroindustriellen Sektors sehr geschwächt; viele Gewerkschaftsführer wurden ermordet oder gezwungen, ins Exil zu gehen. Viele Plantagen sind heute "gewerkschaftsfrei".
Gleichzeitig gingen die Unternehmen dazu über, die direkt angestellten Arbeiter zu entlassen oder sie zur Gründung von vielen kleinen Arbeitskooperativen und zur Weiterführung der bisherigen Arbeit als Kooperativenmitglied aufzufordern. Für die Unternehmen brachte dieses Modell verschiedene Vorteile: Sie wurden nicht nur die kämpferischen Gewerkschaften los und konnten die Arbeiter spalten und vereinzeln; sie sparen so auch Sozialabgaben und müssen das Risiko von Fehlernten und schlechter Fruchtqualität nicht selber tragen. Denn dieses Risiko liegt alleine bei den Kooperativen.
Kleinbauerorganisationen und Landarbeitergewerkschaften kritisieren dieses System als neue Form von Sklaverei. Doch der Landwirtschaftsminister Felipe Arias will das im Mittleren Magdalena entstandene Modell auf ganz Kolumbien ausdehnen und so die Agroindustrie und mehrjährige Plantagen fördern. Die Regierung Uribe setzt einseitig auf Plantagen mit Ölpalmen, Kautschuk, Zitrusfrüchten, Edelholz- und Zellulosegewinnung; es gibt kaum noch staatliche Mittel zur Förderung der Nahrungsmittelproduktion und der kleinbäuerlichen Wirtschaft.


www.askonline.ch – Arbeitsgruppe Schweiz Kolumbien ask, (Stephan Suhner) 26. Februar 2008
http://www.agrotreibstoffe.ch/

Thursday 28 February 2008

Kolumbien-Schweiz: Rohstoff-Drehscheibe Zug

Hallo!

Gestern wurde auf Spiegel Online ein wichtiger Artikel veröffentlicht, auf den ich auch hier sehr gerne hinweise:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,534596,00.html

SPIEGEL ONLINE, 27.02.2008
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Rohstoff-Drehscheibe Zug: Im Reich der Rich Boys
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Hier sind kritische Nachfragen unerwünscht: Ausgerechnet im Schweizer Kanton Zug residieren einige der mächtigsten Rohstoffhändler der Welt - und machen diskrete Milliardengeschäfte mit Öl, Gas, Metall und Kaffee. Ein Blick auf die Geheimnisse einer umstrittenen Branche.

Von Michael Soukup, Zürich

Den vollständigen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,534596,00.html

Saturday 23 February 2008

Informieren in Kolumbien – eine Herausforderung

Meine Liebe, mein Lieber
Hier ein Auszug aus Kolumbien-aktuell (No. 467, 21. Februar 2008) – Der ganze Bericht kann auf http://www.askonline.ch nachgelesen werden. Übersetzung aus dem kolumbianischen Spanisch: B. Rütsche

Informieren in Kolumbien – eine Herausforderung

Aus Anlass des internationalen Tages des Journalisten – dem 9. Februar 08 – hat die Stiftung für Pressefreiheit FLIP ihren Jahresbericht zur Pressefreiheit in Kolumbien im Jahr 2007 veröffentlicht.

(von der Stiftung für Pressefreiheit FLIP)

Seit 1998 überwacht und dokumentiert FLIP über ihr Alarm- und Schutznetz für JournalistInnen die Angriffe auf die Pressefreiheit. Der Bericht "Die Herausforderung in Kolumbien zu informieren" enthält die Daten zum Jahr 2007 und wirft ein klares Bild auf die Situation des Journalismus in Kolumbien.

2007 wurden insgesamt 162 Verstösse gegen die Pressefreiheit verzeichnet, d.h. praktisch ein Verstoss jeden zweiten Tag. Davon waren über 50% Drohungen gegen JournalistInnen aufgrund ihrer Informationstätigkeit. 16 JournalistInnen mussten aufgrund der Drohungen ihre Wohngemeinde verlassen und wurden zu internen Vertriebenen.

2007 wurden zwei Morde an Journalisten registriert:

- Im Januar 2007 wurde in Istmina im Dep. Chocó der Journalist und Anwalt Elacio Murillo Mosquera ermordet.

- Im September [2007] wurde in Cartago im Dep. Valle der Journalist Javier Dario Arroyave tot aufgefunden.

Die Morde hatten scheinbar in beiden Fällen einen Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit [der Opfer]. Nebst Drohungen und Morden wurden JournalistInnen auch Opfer von unmenschlicher und erniedrigender Behandlung und der Behinderung bei der Ausübung ihrer Arbeit.

Meist waren die Täter "Unbekannte", weder die betroffenen Journalisten noch die Behörden konnten die Täter identifizieren. An zweiter Stelle, mit 19%, waren die paramilitärischen Gruppen für Aggressionen gegen Presseleute verantwortlich. Dies, obwohl der Demobilisierungsprozess der Paramilitärs vor vier Jahren begann und das Gesetz Gerechtigkeit und Friede seit zwei Jahren in Kraft ist. Weiter werden auch die FARC-Guerilla, Private, Staatsbeamte und Armeeangehörige – diese beiden [Gruppierungen] werden für 21% der Verstösse verantwortlich gemacht – als Täter genannt. Besonders schwerwiegend ist bei den staatlichen Tätern, dass diese Formen der Aggression anwendeten, wie [dies] sonst nur illegale bewaffnete Gruppen [tun]: Drohungen, unmenschliche und entwürdigende Behandlung.

Um gegen diese Taten vorzugehen, gibt es beim Innenministerium ein Regierungsprogramm zum Schutz der JournalistInnen. Ohne dessen Arbeit zu verkennen, stellt FLIP aber Unregelmässigkeiten, Verzögerungen und teilweise oder völlige Nichteinhaltung von Abkommen zum Schutz der JournalistInnen fest.

Die Information ist im Bericht "Die Herausforderung in Kolumbien zu informieren" detailliert aufgeführt. FLIP möchte damit die Aufmerksamkeit der Behörden wecken, damit diese präventive Massnahmen ergreifen und die Täter bestrafen. Zudem möchte FLIP damit die Unterstützung anderen Organisationen für den Kampf um die Pressefreiheit gewinnen und die Gesellschaft insgesamt über die Lage des Journalismus in Kolumbien informieren.


[Zusammenfassung eines] Interviews mit Iván Cepeda: 6. März – Kundgebung gegen alle Formen der Gewalt

Iván Cepeda Castro ist der Sprecher der Nationalen Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen Movice. Er sprach mit Kolumbien-aktuell über den Aufruf zur Kundgebung vom 6. März gegen die von Paramilitärs und Staatsbeamten verübten Verbrechen.

(von Olga Perea B.; Journalistin von Rompecabezas, Forscherin am Friedensprogramm des CINEP)

Kolumnisten wie Hernando Gómez Buendía meinten nach den Kundgebungen des 4. Februars 08 gegen die FARC, dass gegen acht Millionen KolumbianerInnen in 140 Ländern rund um die Welt daran teilgenommen hätten. Um 12.00 Uhr des 6. März [2008] möchte die Nationale Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen Movice mit der Unterstützung anderer Organisationen – so u.a. der LehrerInnengewerkschaft FECODE, der Menschenrechts- und Vertriebenenorganisation Codhes, dem Nationalen Netz der Bürgerinitiativen für den Frieden und gegen den Krieg REDEPAZ, der Ständigen Versammlung der Zivilgesellschaft für den Frieden, der Kolumbianischen Juristenkommission und der Einheitsgewerkschaft CUT – eine Kundgebung als Hommage an die Opfer des Paramilitarismus, der Parapolitik und der Staatsverbrechen durchführen. Zur Kundgebung aufgerufen wurden auch die Unternehmerverbände und die katholische Kirche.

In Facebook, dem Internetportal der sozialen Netzwerke, über das zu den Kundgebungen vom 4. Februar aufgerufen worden war, hat es bereits über 9'000 eingeschriebene Personen, welche die Kundgebung vom 6. März unterstützen, mit der Vertriebenen, Verschwundener, der Opfer von Massakern und den Hingerichteten gedacht werden soll.
In Bogotá ist die Kundgebung auch Auftakt für das 4. Nationale Treffen der Opfer, welches vom 6. – 8. März dauern wird. Dieses Treffens soll u.a. die Bedeutung ersichtlich machen, dass die Opfer Zugang zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung haben, die Nicht-Wiederholung garantiert und das kollektive Gedächtnis aufgearbeitet wird.
Iván Cepeda Castro, Sprecher von Movice und Kolumnist der Wochenzeitung El Espectador nimmt zur Kundgebung vom 6. März Stellung und verweist auf das Ziel, die Bürger zu einer Hommage an die Opfer des Paramilitarismus und von Staatsbeamten zu bewegen. Die Menschen können aber auch ihre Solidarität mit den Entführten ausdrücken und so den Kampf um Wahrheit, Gerechtigkeit und die Wiedergutmachung der Opfer unterstützen.

Cepeda erklärt auch, dass die Idee einer Kundgebung für den 6. März schon vor dem Aufruf zu den Kundgebungen des 4. Februars bestand. Seit einigen Jahren versucht Movice die öffentliche Meinung zu sensibilisieren, damit sie die Bedeutung eines Ende der Straflosigkeit versteht. Cepeda meint, dass die Kundgebungen gegen die FARC einen interessanten Weg für die Durchführung der Kundgebungen vom 6. März eröffneten.

Auf die Tatsache angesprochen, warum man nicht am 4. Februar gemeinsam marschierte, meinte Cepeda, dass die einseitige Ausrichtung der Kundgebungen vom 4. Februar den Ausdruck anderer Stimmen nicht zuliess.

Für den Sprecher von Movice können die Ereignisse nach den Kundgebungen des 6. März [2008] und jener vom 4. Februar vielfältigst interpretiert werden.
Das Beste für das Land ist, wenn sich die Menschen gegen alle Formen der Gewalt äussern und der Weg für eine politische Beilegung des bewaffneten Konfliktes gesucht wird. Dazu braucht es auch die demokratische Beteiligung und die Forderung und Überzeugung der BürgerInnen, dass ein Friede möglich ist.

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Der ganze Bericht kann auf http://www.askonline.ch gelesen werden.


Thursday 14 February 2008

Kolumbien, Glencore, Public Eye Award

© Neue Luzerner Zeitung; 30.01.2008; Seite 19 [http://www.nlz.ch]

Zuger Zeitung Aufschlag

Public Eye -- Rapper reden einem Rohstoffhändler ins Gewissen

Gimma und Greis sind nach Baar gereist, um der Firma Glencore eine Auszeichnung zu überreichen. Deren Chef ist nicht erfreut.

Sie haben sich gestern in Geduld geübt, ­ die beiden Schweizer Rapper Gimma und Greis. Ist ihnen sonst bei Auftritten ein jubelndes Publikum sicher, hat man sie in Baar warten lassen. Dabei wollten sie dem Management des Rohstoffhändlers Glencore gestern eine Auszeichnung überbringen. Sie hatten den Public Eye Award im Gepäck, ­ den Schmähpreis «für übles Firmenverhalten».

Schmähpreis aus Davos

Die Trophäe ist von den Nichtregierungsorganisationen Erklärung von Bern und Pro Natura ins Leben gerufen worden und wird seit vier Jahren am Weltwirtschaftsforum Davos verliehen. Das Baarer Unternehmen hat es in diesem Jahr getroffen, weil das Management skrupellos mit den Arbeitern in den kolumbianischen Kohleminen Carbones de la Jagua umgehe und deren Versuche, sich gewerkschaftlich zu organisieren, unterdrücke.

Ausserdem verursachten die Kohleminen massive Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung, kritisieren die Erklärung von Bern und Pro Natura. Seit langem versuchen Gewerkschafter aus Kolumbien mit der Geschäftsleitung in Baar in Kontakt zu treten, um ihre Kritik an oberster Stelle zu deponieren.

Gestern wurde mit Sergio Becerra Moreno erstmals ein Gewerkschafter in Baar empfangen. Glencore-Chef Ivan Glasenberg nahm sich eineinhalb Stunden Zeit für den Gewerkschafter aus Kolumbien und Stephan Suhner von der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien [...]. «Ohne den Public Eye Award hätten wir vielleicht auch heute vor verschlossenen Türen gestanden», sagt Suhner. «Natürlich sind die Vertreter der Glencore bei der Meinung geblieben, dass alles gut läuft in Kolumbien. Wichtig ist aber, dass sie uns versprochen haben, gewissen Ungereimtheiten nachzugehen.» So berichten die Arbeiter in der Mine immer wieder, dass sie vom Wachpersonal auf dem Firmengelände bedroht werden und gerade Gewerkschaftmitglieder Angst haben. «Ich hatte bei den Gesprächen auch das Gefühl, dass die Firmenzentrale nicht über alles informiert ist, was das lokale Management macht», sagt Suhner. Ebenfalls Thema des Gesprächs war die Knappheit von sauberem Trinkwasser in den Dörfern um die Mine, die angeblich auch durch den Kohleabbau verursacht wird.

«In Haft oder auf der Flucht»

Laut Lotti Grenacher, Sprecherin der Glencore, bezahlt das Unternehmen die lokale Regierung für die Schürfrechte. «Dieses Geld wird aber nicht zur Verbesserung der lokalen Infrastruktur verwendet», relativiert Suhner. «Die letzten vier Bürgermeister der Stadt La Jagua sind entweder wegen Korruption in Haft oder auf der Flucht.» Die Glencore nutze ihren starken lokalen Einfluss nicht, um etwas gegen die Korruption zu tun. Grenacher widerspricht: «Wir finanzieren Krankenhäuser, Schulen und auch den Bau von Strassen in der Region.»

Während drinnen die Gespräche laufen, warten die Rapper draussen geduldig auf ihren Einsatz. Doch belohnt werden sie dafür nicht. Gimma hat sich fest vorgenommen, den Preis nur dem Firmenchef persönlich zu überreichen. Doch Ivan Glasenberg zeigt sich nicht. Gimma und Greis markieren Härte: «Wir kommen wieder.»

Nelly Keune
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[Mehr Informationen zum Thema auch bei ask! – Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien: http://www.askonline.ch ]

Wednesday 13 February 2008

Luzern: 5. Internationales Menschenrechtsforum

Vorprogramm des 5. Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) mit einigen Überraschungen

24. Januar 2008 – http://www.humanrightsforum.ch

Greenpeace, UNO, DEZA, Shell und MyClimate am 5. Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) 2008 [22./23. April 2008]

Reggaestar Jimmy Cliff lanciert das 5. IHRF mit einem Benefizkonzert

Lalita Ramdas (Direktorin Greenpeace International), Staatssekretär Jean Daniel Gerber (Direktor Eidgenössisches Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), René Estermann (Geschäftsführer MyClimate), Albert Wong (Shell International) und der renommierte deutsche Philosoph Otfried Höffe (Universität Tübingen) – sie alle kommen neben weiteren Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland am 22. und 23. April 2008 nach Luzern. Am 5. IHRF 2008 des Zentrums für Menschenrechtsbildung (ZMRB) an der PHZ Luzern werden sie im KKL öffentlich das Thema "Menschenrechte und Umwelt" diskutieren.

Reggaestar Jimmy Cliff lanciert die Gespräche mit einem Benefizkonzert. Der jamaikanische Künstler, der mit Hits wie "You Can Get It If You Really Want", "Reggae Night" oder "Vietnam" Weltruhm erlangt hat, tritt zum Auftakt des 5. IHRF am 21. April 2008 in Luzern auf. Jimmy Cliff ist bekannt für seine von unbändiger Lebensfreude strotzenden Live-Shows. Das IHRF freut sich, Jimmy Cliff in einer abendlichen Gala im Hotel Schweizerhof Luzern präsentieren zu dürfen. Der Erlös des 2. IHRF Concert geht zu Gunsten des UNICEF-Programmes WES – Water, Environment, Sanitation.

Nach der erfolgreichen Premiere mit den "Söhne Mannheims" im Juni 2006 findet das IHRF Concert dieses Jahr mit Jimmy Cliff zum zweiten Mal statt. Das Benefizkonzert im Rahmen des Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) soll die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Menschenrechtsfragen weiter ausbauen und konkrete Menschenrechtsförderung unterstützen.

Gibt es ein Menschenrecht auf eine saubere Umwelt? Wer ist für eine saubere Umwelt verantwortlich? Schränkt die Privatisierung von natürlichen Rohstoffen den Zugang zu ihnen ein oder fördert sie ihn? Ist Wirtschaftswachstum ohne Ausbeutung der Umwelt möglich? Diesen und ähnlichen aktuellen Fragen werden die prominenten Referentinnen und Referenten am 5. Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) nachgehen.

Neu bietet sich den Forumsteilnehmenden dieses Jahr in Form von Special Workshops die Möglichkeit, ganz nach ihrem Interesse Schwerpunkte zu setzen und sich in einem Bereich zu vertiefen. Special Workshops kann man in den Gebieten Menschenrechtsbildung (HRE), Recht (LAW), Philosophie (PHIL) und Wirtschaft (ECO) besuchen. Eine besondere Perle bildet der Special Workshop von Ibrahim Muhammad, Professor der Physik an der Universität Dhaka und Gründer des "Center for Mass Education in Science" (CMES). Er befasst sich mit der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen zu JungunternehmerInnen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Lehrpersonen sowie angehende Lehrerinnen und Lehrer können sich zudem intensiv mit einzelnen Menschenrechten und insbesondere ihrer Vermittlung im Klassenzimmer auseinandersetzen, u. a. im Special Workshop "Menschenrechtsbildung im Dienste der Schulkultur" von Professor Karl-Peter Fritzsche, Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Menschenrechtserziehung an der Universität Magdeburg.

Zum ersten Mal wird 2008 der IHRF-Förderpreis "Wir haben einen Traum" verliehen. Dieser wurde mit dem Ziel lanciert, innovative Projekte und neue Ideen zur Förderung der Menschenrechte zu unterstützen. Die besten drei Kandidierenden erhalten die Chance, ihr Projekt, ihre Projektidee während eines REAL Workshops am Internationalen Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) zu präsentieren und dort von der Expertise, dem Know-How und der Erfahrung der Teilnehmenden zu profitieren und diese in ihr Projekt einfliessen zu lassen.
Die Jury mit Claudia Lohrenscheit vom Deutschen Institut für Menschenrechte, dem CEO von Switcher, Robin Cornelius, und Rechtsprofessorin Anne Peters von der Universität Basel beurteilt alle Projekte und verteilt die Preissumme an die drei Siegerprojekte. Das Preisgeld in der Höhe von gesamthaft CHF 10'000.- wird vom Luzerner Unternehmen "Betten Thaler" gestiftet.

Das Internationale Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) verfolgt das Ziel, den verschiedenen Akteuren im Bereich der Menschenrechte wie Politik, NGOs, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft jährlich eine neutrale Plattform zum Gespräch zu bieten und die Öffentlichkeit für die Menschenrechte zu sensibilisieren. Das IHRF wird durch das Zentrum für Menschenrechtsbildung (ZMRB) an der PHZ Luzern mit der Unterstützung eines prominenten Patronatskomitees realisiert, dem u. a. Louise Arbour (UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte) und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey angehören.

[Weitere Informationen bei http://www.humanrightsforum.ch]